München. Mit 4:0 hat der FC Bayern Leverkusen die Grenzen aufgezeigt. Doch vor dem Champions-League-Spiel gegen Pilsen ist längst nicht alles gut.

Viel besser hätte das Wochenende kaum laufen können für den zuletzt kriselnden FC Bayern, jedenfalls sportlich. Durch die Niederlagen von Union Berlin und Borussia Dortmund am Samstag war die Erleichterung der Münchener nach ihrem 4:0 (3:0) am Freitagabend gegen Bayer Leverkusen auch noch durch eine deutliche Verbesserung der Tabellensituation angereichert worden. Vor dem Gruppenspiel in der Champions League am Dienstag gegen Viktoria Pilsen (18.45 Uhr/DAZN) hat sich der hohe Druck beim FC Bayern vorerst etwas verflüchtigt und die Stimmung aufgehellt. Und doch gab es schnell wieder neue Probleme, nachdem die Mannschaft von Trainer Julian Nagelsmann ihre Serie von vier sieglosen Spielen mit dem souveränen Erfolg hinter sich gelassen und ihren Rückstand auf Tabellenführer Union von fünf auf nur noch zwei Punkte reduziert hatte.

Chance für Gnabry in der Bayern-Offensive

Das Wochenende hielt für die Münchener ja auch die Kunde von Thomas Müllers und Joshua Kimmichs Corona-Infektionen bereit. Den Mittelfeldspielern geht es laut FC Bayern gut, sie müssen allerdings bis mindestens Freitag in Quarantäne bleiben. Dadurch ist fraglich, ob sie beim Liga-Hit am Samstag (18.30 Uhr/Sky) in Dortmund zur Verfügung stehen und fit genug sein werden für einen Einsatz über 90 Minuten. Auf jeden Fall fallen sie für die Partie gegen Pilsen aus, in der die Münchener mit ihrem dritten Sieg im dritten Gruppenspiel einen weiteren großen Schritt Richtung Achtelfinale unternehmen könnten.

Joshua Kimmich fehlt dem FC Bayern wegen einer Corona-Infektion.
Joshua Kimmich fehlt dem FC Bayern wegen einer Corona-Infektion. © firo

Gegen den krassen Außenseiter ist Müllers und Kimmichs Ausfall durchaus zu verschmerzen. Zudem wird es Nagelsmann durch die Abwesenheit des Stamm-Duos erspart, schwierige Personalentscheidungen zu fällen und zu moderieren. Im defensiven Mittelfeld dürften nun Marcel Sabitzer und Leon Goretzka auflaufen und nicht, wie sonst, nur einer von beiden neben Kimmich. Und in der Offensive könnte sich beispielsweise für Serge Gnabry die Chance ergeben, mal wieder in der Startelf zu stehen. In allen sechs Vereinsspielen des Septembers war der Offensivsakteur nur einmal von Anfang an dabei gewesen. Auch in den beiden Länderspielen der deutschen Nationalmannschaft konnte der 27-Jährige sein Formtief nicht überwinden.

Selbst Kahn und Neuer war die Erleichterung anzumerken

Auf viele seiner Teamkollegen hatte der völlig ungefährdete Sieg gegen harmlose Leverkusener dagegen wie eine Befreiung gewirkt. Darunter auf Sadio Mané, der nach seinen fünf torlosen Spielen das 3:0 erzielte und erlöst strahlte. „Den Sieg haben wir für uns alle persönlich gebraucht“, sagte Torwart Manuel Neuer offen und ließ erkennen, dass das sonst so selbstgewisse Mia san mia der Bayern durch die drei Unentschieden gegen Mönchengladbach, Union und Stuttgart sowie vor allem durch die folgende 0:1-Niederlage in Augsburg erschüttert worden war.

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„Sehr wichtig für unser Selbstbewusstsein“ sei das Erfolgserlebnis gegen die Werkself gewesen, befand der Kapitän. Auch dafür, „dass wir sehen, dass wir es drauf haben“. Für Nagelsmann war dieser Sieg ebenfalls bedeutsam, um nicht noch weiter unter Druck zu geraten. Auch dem Vorstandschef Oliver Kahn war die Erleichterung anzumerken. Zugleich klang bei ihm Skepsis an, ob nun auf einen Schlag alle Probleme passé sind. Es sei nur „ein erster Schritt in die richtige Richtung“ gewesen, warnte Kahn, „wir sind alle gut beraten, das jetzt nicht zu hoch zu hängen.“

Müllers Fußball-IQ fehlt Bayern München gegen Pilsen

Die Mahnung hatte auch deshalb ihre Berechtigung, weil die Bayern zwar hoch überlegen, aber keineswegs überragend agiert hatten. Dafür stimmte, anders als in den Vorwochen, diesmal die Effizienz bei der Chancenverwertung. Vor allem Jamal Musiala überzeugte. Die Tore von Leroy Sané (3.) und Mané (39.) bereitete Musiala vor. Das 2:0 erzielte er selbst mit seinem schon fünften Saisontor (17.). Später traf noch Müller (84.), mit dem der Dribbelkünstler Musiala harmoniert. „Sein Fußball-IQ ist richtig hoch. Er versteht Sachen, die ich nicht mal sehe manchmal. Aber ich versuche, mit ihm mitzuhalten und mit ihm zu kombinieren“, sagte der 19 Jahre alte Musiala über den erfahrenen Kollegen Müller, 33.

Auf Müllers besondere Fähigkeit, zu antizipieren, müssen Musiala und die Münchener nun vorerst verzichten. Ohnehin sieht es Musiala wie Kahn. „Ein gutes Spiel heißt nicht, dass alles vorbei ist. Wir müssen jetzt weiter dranbleiben“, sagte der Youngster. Das gilt für das Spiel gegen Pilsen, vor allem aber auch für den danach folgenden Liga-Hit in Dortmund.