Jena. Die Bundesliga-Fußballerinnen des FF USV Jena reisen als Tabellenletzte ins Breisgau. Keine Diskussion über Trainer Heck.

Die rote Laterne des Tabellenschlusslichts der Fußball-Bundesliga der Frauen leuchtet in Jena. Nur ein Pünktchen aus sechs Spielen und schon 33 Gegentore sprechen Bände über die derzeitige Situation beim FF USV. In einer Pressemitteilung verlieh sich der Verein selbst das Prädikat „Schießbude der Liga“ – angesichts der Tatsache, dass die zweitschlechtesten Abwehren des Oberhauses (Potsdam und Duisburg mit je 16) weniger als die Hälfte der Jenaer Gegentreffer kassierten.

In der Tat waren die Defensivleistungen der Jenaerinnen – mit Abstrichen beim 2:4 in Frankfurt und beim 2:2 gegen Köln – nicht erstligatauglich. 1:6 zuhause gegen Hoffenheim, 2:6 in Potsdam, 1:8 beim Meister aus Wolfsburg und zuletzt ein 1:7 vor heimischer Kulisse gegen die SGS Essen wecken doch arge Zweifel am Saisonziel Klassenerhalt des Aufsteigers.

„Wir wussten vorher, dass in der ersten Liga jedes Spiel für uns schwer sein wird. Aber wir müssen uns noch stärker darauf konzentrieren, unser eigenes Tor besser zu verteidigen. Das hat absolute Priorität“, gibt Trainer Chris Heck vor dem Auswärtsspiel am Sonntag beim SC Freiburg aus. Der 45-Jährige ging mit seiner Mannschaft nach der neuerlichen Klatsche hart ins Gericht. „Uns haben die richtige Einstellung, Moral und der Teamgeist gefehlt. Es ist höchste Zeit, wieder als Mannschaft aufzutreten, sich auch nach Rückständen nicht aufzugeben.“

Laura Brosius und andere Mitglieder des Vorstandes haben in den vergangenen Tagen viele Gespräche mit dem Trainer und der Mannschaft geführt. „Die Höhe der Niederlagen regt zum Nachdenken an“, sagt die 29-Jährige, die früher selbst für den FF USV aktiv am Ball war. „Natürlich wussten wir alle, dass es nach dem Aufstieg nicht einfach wird.“ Aber es sei nicht im Sinne der Werte des Clubs, „dass wir uns nach Rückständen so abschlachten lassen“.

Trainer Chris Heck stehe aber nicht zur Diskussion angesichts der Niederlagenserie, sagte sie unserer Zeitung. „Wir müssen uns als Team jetzt weiter zusammenraufen und alle den Willen zeigen, dass wir kein Gegentor bekommen wollen.“

Die erhoffte Leistungssteigerung soll am Sonntag gegen Freiburg erfolgen. Ein ambitioniertes Team, das mittlerweile vom Ex-Jenaer Daniel Kraus trainiert wird. Unter Kraus erlebte der FF USV zwischen 2012 und 2016 seine erfolgreichste Zeit in der Bundesliga. Nachdem der frühere Torwart des FC Carl Zeiss Jena den FF USV vor drei Jahren Richtung Essen verließ, schloss er sich Anfang des Jahres den Breisgauerinnen an.

Nach zwei Niederlagen zu Saisonbeginn stabilisierten sich die Freiburgerinnen und liegen mit sieben Punkten auf Rang sieben der Bundesliga. Ein Achtungserfolg gelang der Kraus-Elf am vergangenen Spieltag bei Turbine Potsdam, als der Mannschaft um Nationalspielerin und WM-Teilnehmerin Klara Bühl in der zweiten Minute der Nachspielzeit noch der Siegtreffer zum 5:4 gelang.

„Freiburg ist eine junge Mannschaft mit sehr viel Potenzial, die definitiv höher in der Tabelle anzusiedeln ist als aktuell“, findet Chris Heck. Die Bilanz seiner Mannschaft gegen den SC Freiburg liest sich in der jüngeren Vergangenheit nicht besonders positiv: 0:5 im Dezember 2017 bei der letzten Reise in den Breisgau, das 0:4 im Rückspiel im Ernst-Abbe-Sportfeld besiegelte nach zehnjähriger Bundesliga-Zugehörigkeit endgültig den Abstieg in die 2. Bundesliga. Der letzte Erfolg (2:1) ist gar auf April 2016 datiert.

Die Vorzeichen sind also denkbar schlecht für die Thüringerinnen. Doch Totgesagte leben oft länger.

SC Freiburg – FF USV Jena, Sonntag, 14 Uhr