Belo Horizonte/Buenos Aires.

Nach einer Nacht und einem Morgen auf der Polizeiwache ist die Delegation des argentinischen Fußballclubs Boca Juniors in der brasilianischen Metropole Belo Horizonte wieder auf freiem Fuß.

Insgesamt seien es zwölf Stunden in Gewahrsam gewesen, berichtete das Nachrichtenportal "G1". Sechs Teammitglieder sagten laut "G1" unter Berufung auf die Polizei aus.

Zwei unter ihnen wurden demnach wegen schwerer Sachbeschädigung belangt und kamen mit der Zahlung von jeweils 3000 Reais (rund 500 Euro) davon. Die anderen sechs erhielten eine Strafanzeige wegen Körperverletzung und Widerstandes gegen die Staatsgewalt und verpflichteten sich, bei einer zukünftigen Anhörung zu erscheinen. Nach einer langen, vom Club-Präsidenten Sérgio Coelho moderierten Verhandlung hätten die Spieler unter der Prämisse ausgesagt, dass niemand verhaftet werde, wie es die Polizei gefordert hatte, schrieb Atlético Mineiro auf Twitter.

Die Boca-Profis hatten sich nach ihrem Achtelfinal-Aus in der Copa Libertadores gegen Atlético Mineiro am Mittwochabend heftige Auseinandersetzungen mit der gegnerischen Mannschaft, der brasilianischen Polizei und Sicherheitskräften geliefert. Das zeigen Videos aus dem Innenbereich des Stadions sowie Handyaufnahmen. Unter anderem warfen sie Absperrgitter um, ein Spieler ist mit einem herausgerissenen Wasserspender zu sehen.

Die Boca Juniors sollen mit der Leistung der Unparteiischen unzufrieden gewesen sein, nachdem diese zwei Tore in Absprache mit dem Videoschiedsrichter nicht anerkannt hatten. Bereits nach dem Hinspiel hatte der südamerikanische Fußball-Verband Conmebol den Schiedsrichter und den Video-Offiziellen wegen "schwerer Fehler" bei einem nicht anerkannten Boca-Treffer vorübergehend suspendiert.

Schon während der Partie im "Mineirão" war die Stimmung aufgeheizt gewesen, doch nach Abpfiff entluden sich die Emotionen. Zu einem ersten Zusammenstoß kam es zwischen beiden Mannschaften im Spielertunnel. Später hätten die Boca-Spieler laut Atlético Mineiro beschlossen, die Kabine von Mineiro zu stürmen, wo Spieler, Trainerstab und Vorstand gewesen seien . Um die streitenden Gruppen zu trennen, setzte die dazugekommene Polizei Pfefferspray ein.

Das brasilianische Portal "Globo Esporte" hatte berichtet, dass acht Mitglieder identifiziert worden seien und die gesamte Delegation der Argentinier beschlossen hätte, auf der Polizeiwache in Belo Horizonte zu erscheinen. Deshalb verpassten sie ihren ursprünglichen Flug zurück nach Argentinien. Ein neuer Rückflug war für Mittwochnachmittag (Ortszeit) geplant. Die Delegation sei bereits auf dem Weg zum Flughafen, von wo aus sie in den nächsten Stunden nach Buenos Aires weiterfliegen wird, schrieb der argentinische Botschafter in Brasilien, Daniel Scoli, auf Twitter.

Hin- und Rückspiel waren jeweils torlos geblieben. Atlético gewann im Elfmeterschießen mit 3:1.

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