Jena. Wie Dirk Kunert, der neue Trainer des FC Carl Zeiss Jena, die Aufgabe in der Regionalliga einschätzt und welchen Favoriten er für die Liga sieht.

Dirk Kunert als neuer Trainer des FC Carl Zeiss Jena will „ein Wörtchen um den Aufstieg“ mitreden. Als wichtigstes Ziel nannte der Coach bei seiner Vorstellung am Donnerstag in einer Videokonferenz aber, zunächst eine schlagkräftige Mannschaft zusammenzustellen. Dabei will er auf keinen Totalumbruch setzen, sondern auch bestehende Fußballer halten.

Diese Jenaer Spieler findet er interessant

„Spieler wie Mickels, Rohr, Kircher oder Gabriele, um nur einige zu nennen, sind für uns interessant“, sagt der 52-Jährige, der bislang zumeist im Nachwuchsbereich trainiert hat. Top-Spieler wie Julian Brandt oder Kevin-Prince Boateng gingen durch seine Schule.

„Eine gute Ausbildung ist wichtig als Trainer“, sagt der Coach. „Ich finde es schade, dass die Arbeit von Nachwuchstrainern oftmals abgestempelt wird.“ Er selbst wolle nach fast 20 Jahren raus aus der Nachwuchsschiene, war aber mit den zweiten Mannschaften von Mainz 05 oder Hamburger SV schon im Männerbereich tätig. Mit dem Berliner AK trainierte er erstmals eine erste Mannschaft, kommt nun in Jena zu einem Verein, der auch größeres Fanpotenzial mitbringt.

Kunert freut sich auf die Jena-Fans

„Das hat mich sehr gereizt, einen ambitionierten Großverein zu trainieren“, sagt Kunert. „Nichts ist schönes, als vor Publikum zu spielen. Da ist es normal, dass man angefeuert oder auch mal ausgepfiffen wird.“ Der Trainer hofft auf baldige Rückkehr der Fans ins Stadion und will sie bestmöglich auf dem beschwerlichen Weg mitnehmen.

Schon vor dem offiziellen Antritt stürzt sich Kunert in die Arbeit. Als komisch und gewöhnungsbedürftig habe er die Atmosphäre beim Geisterspiel am Mittwoch in Halle empfunden. Auch das Spiel gegen die zweite Mannschaft des FC Bayern will er im Stadion verfolgen, sich aber bewusst im Hintergrund halten. Die anderen Spiele hat er im Video studiert, um seine Schlüsse für die Kaderplanung zu ziehen. Frisches Blut sei freilich nötig, schätzt Kunert ein. „Um aus der Spirale der Niederlagen herauszukommen.“

Pläne zum Saisonstart im August kritisiert

Der Trainer hofft, dass der Nordostdeutsche Fußballverband die Pläne, die Saison bereits wieder Mitte August zu starten, noch einmal überdenkt. „Unsere Spieler brauchen nach dem Programm bis zum 4. Juli eine Pause, um den Kopf freizubekommen. Ein zu zeitiger Start wäre fatal.“ Zumal andere Regionalligisten nun ausgeruht die Vorbereitung starten.

Auch Sportdirektor Tobias Werner appelliert an den Verband, die Saison erst im September zu beginnen und lieber mehr englische Wochen zu planen. Eine adäquate Vorbereitung sei sonst für die Absteiger nicht möglich.

Diese Spielphilosophie will Kunert in Jena umsetzen

Mit seinem künftigen Assistenten René Klingbeil hat Kunert schon länger telefoniert. Sicherlich auch, um ihm ein paar Grundzüge seiner Philosophie mitzuteilen: offensive Grundeinstellung, guten Ballbesitz, sehr gutes Umkehrspiel und Aktivität. „Wir wollen agieren und nicht reagieren“, sagt der Trainer, der die kommende Saison nicht als Selbstläufer einschätzt. Andere Teams seien stark besetzt und ambitioniert. „Energie Cottbus hat den gepflegtesten Fußball gespielt.“

Die Spieler dürfen sich auf einen emotionalen Trainer einrichten, der an der Linie aktiv agiert und klare Regeln setzt. Menschlich findet er Jürgen Klopp und Pep Guardiola gut. Und mit dem Meistertrainer Hansi Flick ist er gut bekannt. „Mit ihm habe ich damals meinen Fußballlehrer gemacht“, sagt Kunert. Der 52-Jährige wirkt deutlich jünger, bringt viel Lust auf den Job in Jena herüber. „Ich habe Riesenbock auf diese Aufgabe.“