Essen. Modus, Finalort, Teilnehmer: Vieles ist noch offen vor der Weltmeisterschaft 2026 in den USA, Kanada und Mexiko. Ein Überblick.

Nach all dem Ärger mit dem Turnier in Katar lässt der Gedanke an die Weltmeisterschaft 2026 das Herz wieder etwas schneller schlagen. In vier Jahren streiten sich die besten Fußballer der Welt in Nordamerika um den goldenen Pokal. Die USA, Kanada und Mexiko haben für ein Novum gesorgt und wurden als Dreier-Bewerber vom Weltverband Fifa als Gastgeber ernannt. Der Fußball kehrt zum Teil zu seinen Wurzeln zurück, wagt gleichzeitig einen Blick in seine Zukunft. Mexiko? Das ist Nostalgie. USA? Das große Geld. Dreieinhalb Jahre vor der WM gibt es jedoch mehr Fragen als Antworten.

Wie kam die Weltmeisterschaft nach Nordamerika?

Die überraschende Nachricht vorab: Es gibt bisher keine Hinweise darauf, dass die Vergabe an das Trio auf Korruption beruht. Die Nordamerikaner hatten bei ihrer Bewerbung stattdessen lange Zeit leichtes Spiel. Die Europäische Fußball-Union (Uefa) und ihr asiatisches Pendant erhielten bereits für die Turniere in Russland 2018 und eben Katar die Zuschläge, waren also aus dem Rennen. Einziger Gegenkandidat: Marokko, unterstützt durch die Stimmen muslimisch geprägter Länder.

Die USA, Kanada und Mexiko galten dennoch als große Favoriten, die sich nur selbst in Bredouille brachten konnten. Und zwar so: Kanada und Mexiko forderten mehr Spielorte für sich ein als die bestätigten. Der ehemalige US-Präsident Donald Trump pöbelte sich durch die Weltpolitik und vor allem gegen Mexiko. Das Ergebnis war dennoch eindeutig: 134:65 bei drei Enthaltungen und einer Weder-noch-Stimme. Erstmals hatten alle Fifa-Mitgliedsverbände abgestimmt statt nur das Exekutiv-Komitee – eine Maßnahme gegen die Skandalvergaben nach Russland und Katar.

Was erhofft sich die Fifa?

Für Gianni Infantino ist das Turnier ein Glücksfall, denn der Weltverbands-Chef wird vorher wohl weniger leidige Menschenrechtsdiskussionen führen müssen als vor Katar. Nordamerika war auch aus anderen Gründen, die ihn weitaus mehr interessieren dürften als Kritik, Infantinos Favorit: In den USA beginnt ein Soccer-Boom, der 2026 der Fifa viel Geld bescheren soll. Der Verband erwartet Einnahmen in Höhe von elf Milliarden Euro.

In welchen Städten wird gespielt?

Insgesamt wird in 16 Stadien gespielt, elf davon liegen in den USA (Atlanta, Boston, Dallas, Houston, Kansas City, Los Angeles, Miami, New York/New Jersey, Philadelphia, San Francisco Bay Area und Seattle), drei in Mexiko (Guadalajara, Mexiko-Stadt, Monterrey), zwei in Kanada (Toronto, Vancouver). Die US-Amerikaner trumpfen mit ihren gigantischen American-Football-Arenen auf. Alle Stadien kratzen an der Kapazität von 70.000 Zuschauern, in einige können sogar über 80.000 strömen. Den dicksten Eintrag in der Fußball-Geschichte aber dürfte das Aztekenstadion in Mexiko-Stadt haben, wo 1970 und 1986 Eröffnungs- und Endspiele stattgefunden hatten. Wem 2026 diese Ehre zu Teil wird, ist noch nicht klar. Genauso wie das Datum beider Partien. Als Favorit gilt New York, obwohl das Aztekenstadion größer ist.

Wie viele Länder nehmen teil?

Mehr Mannschaften, mehr Spiele, mehr Geld – die Fifa-Logik ist simpel. „Wir sind wirklich überzeugt von der Ausweitung“, sagt Infantino. 16 zusätzliche Startplätze vergibt der Weltverband bei der 2026er-Auflage, insgesamt sind es nun 48. Aus Asien werden acht statt vier Teams kommen, aus Afrika neun statt fünf. Europa erhält drei zusätzliche Plätze, insgesamt sind es 16. Südamerika: von vier auf sechs. Außerdem bekommt Ozeanien einen festen Platz. Zwei WM-Teilnehmer werden in interkontinentalen Play-offs ermittelt.

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Ob die drei Gastgeber direkt qualifiziert sind, steht noch nicht fest. Bei der bislang einzigen Mehrfachbewerbung hatte die Fifa 2002 Japan und Südkorea als feste Starter zugelassen. Im Falle des Trios soll der Fifa-Rat entscheiden. Die Startplätze jedenfalls würden dem Concacaf-Verband, der Nord-, Mittelamerika und die Karibik vertritt, abgezogen werden – eingeplant sind für den Concacaf sechs statt drei.

In welchem Modus spielen die 48 Teams?

Auch das ist unklar. Eigentlich sollten die 48 Nationen in 16 Dreiergruppen spielen, aus denen die besten zwei jeweils in die K.o.-Runde einziehen. Die Kritik daran: Eine Mannschaft ist am letzten Spieltag spielfrei, die Gefahr für Absprachen steigt. Dass nun vielleicht doch an Vierergruppen (im Jahr 2026 dann zwölf statt acht) festgehalten wird, sei „sicherlich etwas, was bei den nächsten Meetings auf der Agenda stehen wird“, kündigte Infantino an. Die spannende Gruppenphase in Katar war laut dem 52-Jährigen nämlich „absolut unglaublich, in dem Sinne, dass es bis zur letzten Minute des letzten Spiels offen war“. Der Spielplan jedenfalls würde weiter aufgebläht werden. Bei Dreiergruppen käme man auf 80, bei Vierergruppen auf 104 Partien – 40 mehr als in Katar. Die Einnahmen könnten also durchaus noch höher werden als die prognostizierten elf Milliarden Euro bei 80 Turnierspielen.

Kehrt die WM in den Sommer zurück?

Das ist der Plan der Fifa, auch wenn die Hitze wieder ein großes Thema werden könne. Im Süden und Osten der USA sowie in Mexiko wird es im Juni und Juli sehr heiß. „Wir sehen das entspannt“, sagte Infantino und verwies auf die schließbaren Dächer der Football-Arenen.

Was plant die Fifa gegen die langen Wege?

In Katar schwärmten Spieler, Fans und Medienschaffende von den kurzen Anfahrten zu allen Arenen im Großraum Doha. In Nordamerika wird das nicht möglich sein. Über den Kontinent erstrecken sich vier Zeitzonen, den nördlichsten Austragungsort, Vancouver, trennen 4000 Kilometer Luftlinie vom südlichsten, Mexiko-Stadt. Angedacht ist daher, dass zumindest die Vorrundengruppen regional begrenzt werden.