Dallas/Berlin. Wieder Tote bei einer Schießerei in den USA. Ein Schütze schoss in einer Kirche um sich. Der Anschlag war live im Internet zu sehen.

Im US-Bundesstaat Texas hat es erneut einen Anschlag auf eine Kirche gegeben. Zwei Jahre nach dem Amoklauf in Sutherland Springs eröffnete ein Mann während eines Gottesdienst in dem Ort White Settlement (knapp 18.000 Einwohner) das Feuer und tötete zwei Menschen. Private Wachleute erschossen den Schützen und verhinderten wohl ein Massaker.

Der Ort White Settlement steht unter Schock. Rund 60 Kilometer westlich von der texanischen Metropole Dallas ist es am Sonntagmorgen (Ortszeit) zu einem tragischen Anschlag gekommen: Während eines Gottesdienstes in der texanischen Kirche „West Freeway Church of Christ“ geschieht das Unfassbare.

Ein Mann erhebt sich, spricht einen an der Wand stehenden Mann an, hebt seine Waffe und drückt ab. Schreie sind zu hören, Menschen gehen in Deckung oder versuchen zu flüchten. Chaos. Etwa 240 Menschen saßen zur Tatzeit in der Kirche, darunter Kinder.

Amoklauf in texanischer Kirche: Anschlag live im Internet

Der Schütze schoss wahllos um sich und traf eine weitere Person, bevor er von privaten Wachmännern der Kirche durch Schüsse überwältigt werden konnte. Nur dem gedankenschnellen Eingreifen des Sicherheitsdienstes ist es zu verdanken, dass nicht noch Schlimmeres passierte.

Der Schütze starb offenbar noch vor Ort, seine beiden Opfer erlagen ihren schweren Verletzungen später im Krankenhaus, wie die Polizei mitteilte. Zur Identität und den Motiven des polizeibekannten Täters machten die Ermittler zunächst keine Angaben.

Das tödliche Drama war live im Internet zu sehen. Die Freeway Christ of Church streamt ihren Gottesdienst jeden Sonntag ins Internet. In Texas ist es seit September 2019 gesetzlich erlaubt, dass man in Kirchen Waffen tragen darf.

„Heldenhafte“ Wachleute verhindern Blutbad

„Binnen sechs Sekunden war die Schießerei vorbei“, sagte der Vize-Gouverneur von Texas, Dan Patrick. Er wertete das als Beleg für die Wirksamkeit der Waffengesetze in dem Bundesstaat, schließlich hätten die „heldenhaften“ Wachleute ein Blutbad verhindert.

Die Waffengesetze in Texas gelten als besonders lax – aus Sicht von Kritikern kosten sie letztlich weitaus mehr Menschenleben als mit ihrer Hilfe gerettet werden. Der Gouverneur von Texas, Greg Abbott, zeigte sich wegen der „bösartigen Gewalttat“ in der Kirche bestürzt und sprach den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus. „Orte des Gebets sollen heilig sein“, erklärte er.

In den USA, wo Waffen meist sehr leicht zu kaufen sind, kommt es immer wieder zu Fällen, in denen Schützen in Schulen, Einkaufszentren oder an anderen öffentlichen Orten um sich feuern. Tausende Menschen sterben jedes Jahr infolge von Schusswaffengebrauch.

Massaker in Gotteshäusern

Am 5. November 2017 erschütterte ein Amoklauf die texanische Ortschaft Sutherland Springs. Ein Mann erschoss vor und in der First Baptist Church 26 Menschen und verletzte 20 weitere.

Noch verheerender war der Terroranschlag Mitte März dieses Jahr im neuseeländischen Christchurch. Ein australischer Rechtsextremist erschoss bei seinem Angriff auf zwei Moscheen insgesamt 51 Menschen und verletzte 50 weitere, einige davon schwer. Besonders perfide: Der Attentäter streamte seinen Angriff auf die Gläubigen live auf Facebook.

Auch der rechtsextreme Attentäter Stephan B. übertrug seinen Angriff auf die Synagoge in Halle per Videostream ins Internet – als perverse Vorbilder dienten dabei offenbar die Anschläge im neusneuseeländischen Christchurch, im kalifornischen Poway am 27. April 2019 und im texanischen El Paso Mitte August.

Alle Anschläge haben eines gemein: Die Verbreitung des Terrors ins Internet spielte eine zentrale Rolle in der Strategie der Täter. (gem/dpa)