Berlin. Der Hashtag #SterbenmitStreeck trendet seit Montagabend erneut bei Twitter. Der Bonner Virologe zeigt sich entsetzt über den Shitstorm.
Der Bonner Virologe Hendrik Streeck hat mit seinen Aussagen zu Corona-Toten einen Shitstorm ausgelöst. Seit Wochen wirbt der Wissenschaftler für einen angstfreieren, lockereren Umgang mit der Pandemie. Obwohl viele Experten und Bürger sorgenvoll auf das aktuelle Infektionsgeschehen blicken, lehnt Streeck strenge Regeln und Lockdowns weiter ab.
Angesichts hoher Infektionszahlen, stark ausgelasteter Intensivstationen und einem massiven Anstieg der Todesfälle sind seine Aussagen für viele Menschen ein Aufreger. So sagte der Wissenschaftler in einem Interview mit unserer Redaktion, es gebe „zu viel Angst“. In der Sendung „Maischberger“ hatte der 43-Jährige außerdem geäußert, dass er es müßig finde, über Todeszahlen zu reden.
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Der Ärger über Zitate wie dieses, in dem viele eine fatale Gleichgültigkeit gegenüber Todesfällen und menschlichem Leben sehen, entlädt sich jetzt erneut in de sozialen Medien. So trendete der makabre Hashtag „#SterbenmitStreeck“ am Montagabend und Dienstag auf Twitter.
Schon im Frühjahr hatten Nutzer des Kurznachrichtendienstes dazu getwittert. Dass Streeck beim RTL-Jahresrückblick trotz der angespannteren Situation dann die Meinung vertrat, dass Deutschland „gut durch die Pandemie komme“, führte zu einer Wiederbelebung.
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Streeck selbst äußerte sich am Dienstag entsetzt über den Shitstorm. Es erschrecke ihn geradezu, wie „gross der Hass und die Diffamierung im Netz geworden ist“. Er wies daraufhin, dass der Rahmen, in der er solche Aussagen trifft, eine wissenschaftliche Debatte sei.
Der Virologe kriegt im Netz aber nicht nur Hass ab, sondern auch Unterstützung. Die WDR-Journalistin Isabel Shayani nennt den Hashtag perfide, für eine andere Twitter-Nutzerin ist er „der Ausdruck von gefühlter moralischer Überlegenheit, die offenbar auch aggressives Mobbing legitimiert“. Eine Nutzerin stellt fest: „So wird das nichts mit demokratischer Debatte.“
Andere Twitter-Nutzer, die den Hashtag benutzen, finden die Kritik daran nicht nachvollziehbar: Während Streeck den Twitter-Trend als eine Art Morddrohung gegen sich interpretiert, würden schließlich hunderte Menschen darunter leiden, „dass er sich zum Sprachrohr der Zyniker macht, die sterben nicht so schlimm finden“, schreibt ein User.
(bml)
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