Berlin. Sharon Stone veröffentlicht ihre Autobiografie. Darin berichtet sie von ihrem Kampf für Ruhm und Respekt im sexistischen Hollywood.
Es ist eine Nacht im Frühjahr 1992, die ihr Leben für immer verändert. Sharon Stone ist gerade 34 Jahre alt geworden, der Erotikthriller „Basic Instinct“ feiert Premiere in Hollywood. Filmlegende Faye Dunaway ist ihre Begleitung. In der letzten Szene fährt die Kamera vom Leinwandsex zwischen ihr und Michael Douglas unter das Bett. Darunter liegt ein Eispickel – die Waffe, mit der ihre Filmfigur vielleicht, vielleicht aber auch nicht Männer nach dem Akt ermordet hat.
Danach herrscht Stille im Kinosaal. Schließlich bricht tosender Applaus los. „Was passiert jetzt?“, fragt Stone. „Jetzt werden sie dir den Hintern küssen“, sagt Dunaway.
Sharon Stone und ihre besten Filme
Sharon Stone erlebt sexistisches Hollywood lange vor #MeToo
Sharon Stone wird zur begehrtesten Schauspielerin der Welt. Jetzt, fast 30 Jahre später, hat sie ihre Memoiren geschrieben: „The Beauty of Living Twice“.
Darin schildert die heute 63-Jährige ihre zerrütteten Familienverhältnisse als Tochter eines Fabrikarbeiters in einer Kleinstadt in Pennsylvania und ihren Kampf um Erfolg und Respekt in einem sexistischen Hollywood, lange vor der #MeToo-Bewegung.
Sharon Stone: „Basic Instinct“ als letzte Chance
„‚Basic Instinct‘ war mein 18. Film“, schreibt sie. Ihr damaliger Manager war bereits an der schüchternen Nebendarstellerin verzweifelt. Niemand würde sie unter Vertrag nehmen, alle würden sagen, sie sei einfach nicht sexy, nicht „beschlafbar“, wie es hieß.
„Jahrelang wurde ich verrissen für meine Schottfilme und meine Arbeit fürs Fernsehen, zu einer Zeit, als das Fernsehen noch nicht der König war. Ich war 32, als ich das Angebot bekam und alterte bereits langsam aus einem Geschäft heraus, in dem ich noch gar nicht richtig Fuß gefasst hatte. Ich wusste, das ist meine letzte Chance.“
Sharon Stone: Für Hauptrolle war sie nur die 13. Wahl
„Sie sind nicht unsere erste Wahl, Karen“, begrüßt sie einer der Produzenten beim Vorsprechen. Und er bleibt bis zur Premiere dabei, sie mit falschem Namen anzusprechen. „Sie sind auch nicht unsere zweite oder dritte Wahl. Sie sind unsere 13. Wahl.“ Sie trifft den Mann dann später auf einer Oscar-Party wieder. „Er nannte mich nicht mehr Karen.“
Die Rolle der Femme fatale Catherine Tramell fällt ihr schwer: „Ich bin während der Dreharbeiten dreimal geschlafwandelt, zweimal bin ich voll bekleidet in meinem Auto in der Garage aufgewacht. Ich hatte schreckliche Albträume.“
„Basic Instinct“: Sharon Stone ohrfeigt Regisseur für Polizeiverhör-Szene
Für die berühmte Szene, in der sie im Polizeiverhör die Beine übereinanderschlägt und keine Unterwäsche unter dem Kleid trägt, geht sie über Grenzen. Man verspricht ihr, es werde nichts zu erkennen sein.
Als sie den fertigen Schnitt sieht, ohrfeigt sie Regisseur Paul Verhoeven und ruft ihren Anwalt an. Dann aber entscheidet sie, die Szene im Film zu belassen: „Weil es für den Film und für die Figur richtig war – und weil ich sie schließlich gedreht habe.“
Sharon Stone: „Ich verursachte eine Menge Ärger“
Ihre Rolle der Catherine Tramell ist eher eine männliche Angstlust-Fantasie als ein ausdifferenzierter Frauen-Charakter, doch für Stone wird sie zum persönlichen Befreiungsschlag. „Ich verschwand in dieser Figur, die tough und geschmeidig war wie ihr Seidenschal“, sagt sie. „Ich verursachte eine Menge Ärger. Ich liebte es, die Leute in Rage zu bringen. Nur um es mir anzusehen.“ Sie macht sich zunehmend unbeliebt.
„Weibliche Stars waren eine Verzierung. Wir sollten tun, was sie uns sagten“, schreibt sie. So fordert ein Produzent sie auf, mit ihrem Filmpartner ins Bett zu gehen, weil das die Chemie beim Dreh verbessern würde. Sie weigert sich. „Ihr glaubt, wenn ich mit ihm schlafe, wird er ein guter Schauspieler? Stellt einfach jemanden ein, der Talent hat, eine Szene liefern und sich seinen Text merken kann“, blafft sie die Filmbosse an.
Von Männern die Nase voll
Mit der Netflix-Serie „Ratched“ feiert Stone derzeit ein Comeback. Von Männern hat sie nach zwei Scheidungen die Nase voll, ihre drei Adoptivkinder hat sie alleine großgezogen. Ihre Geschichte sei nicht ungewöhnlich, sagt sie. Außer dass sie eben ein Filmstar geworden sei: „Wenn ich nicht damit beschäftigt bin, Sharon Stone zu sein, bin ich ziemlich schüchtern.“