New York. Die Met-Gala ist in der Promi- und Modewelt eines der wichtigsten Events des Jahres. Dieses Jahr lautete das Motto „Gilded Glamour”.

Als sich nach geschlagenen drei Stunden endlich auch Kim Kardashian mit Neu-Lover Pete Davidson die Treppen zum Kunsttempel an der 5. Avenue von Manhattan einfand, wussten die Organisatoren der Met-Gala um die gestrenge „Vogue"-Chefin Anna Wintour, dass es trotz nasskalter Witterung gut war und der öffentliche Teil des Abends vorbei.

Frau Kardashian, die vielleicht findigste Aufmerksamkeitsökonomin unserer Zeit, hatte pünktlich zur traditionsreichen Modenschau zum Frommen der Couture-Abteilung des „Metropolitan Museum of Art” im Herzen New Yorks über sieben Kilogramm abgenommen, um in das hautfarbene und mit 2500 Kristallen besetzte Kleid zu passen, das der Modeschöpfer Bob Mackie einst Marilyn Monroe auf den Leib geschossen hatte.

Met-Gala: Kim Kardashian trägt Kleid von Marilyn Monrie

Wozu? Damit die legendäre Blondine vor 60 Jahren im Madison Square Garden ihrem Heimlich-Liebhaber John F. Kennedy vorzeitig ein laszives „Happy Birthday, Mr. President” in die Gehörgänge schmusen konnte.

Die Reminiszenz an die Monroe sicherte Kardashian, ihrer Mutter und ihren Schwestern, die ebenfalls anwesend waren, in den heutigen Frühausgaben der US-Zeitungen reichlich Fotoabdruck und Schlagzeilen.

Eine Frage blieb jedoch offen: Was, bitteschön, hatte das alles mit dem diesjährigen Motto der seit gut 20 Jahren immer am ersten Montag im Mai stattfindenden Mega-Benefizveranstaltung zu tun, bei der sich von Frau Wintour handverlesene Models, Designer und Stars aus Musik, Film und Showbizz für 35.000 Dollar die Karte in Abendgarderobe zeigen, die es niemals von der Stange zu kaufen gibt? Lesen Sie auch: Charlène von Monaco: Fürstin zeigt sich wieder öffentlich

Met-Gala: Das sind die interessantesten Looks

Die diesjährige Co-Moderatorin der Met-Gala, Blake Lively, trug eine Traum-Robe von Versace.
Die diesjährige Co-Moderatorin der Met-Gala, Blake Lively, trug eine Traum-Robe von Versace. © Mike Coppola/Getty Images
Gastgeberin und Vogue-Chefin Anna Wintour trug Chanel.
Gastgeberin und Vogue-Chefin Anna Wintour trug Chanel. © Dimitrios Kambouris/Getty Images
Kim Kardashian trug ein legendäres Kleid von Marilyn Monroe, dass Star-Designer Bob Mackie einst entwarf.
Kim Kardashian trug ein legendäres Kleid von Marilyn Monroe, dass Star-Designer Bob Mackie einst entwarf. © Dimitrios Kambouris/Getty Images | Dimitrios Kambouris/Getty Images
Alessandro Michele, Creative Director von Gucci, und Schauspieler Jared Leto kamen im Gucci-Partnerlook.
Alessandro Michele, Creative Director von Gucci, und Schauspieler Jared Leto kamen im Gucci-Partnerlook. © Dimitrios Kambouris/Getty Images
Supermodel Naomi Campbell trug Burberry.
Supermodel Naomi Campbell trug Burberry. © Handout/Burberry via Getty Images | Handout/Burberry via Getty Images
Model Kaia Gerber trug Alexander McQueen und Mega-Mähne.
Model Kaia Gerber trug Alexander McQueen und Mega-Mähne. © Dimitrios Kambouris/Getty Images
Sängerin Lizzo kam in einem Ensemble von Thom Browne – und Flöte.
Sängerin Lizzo kam in einem Ensemble von Thom Browne – und Flöte. © Dimitrios Kambouris/Getty Images | Dimitrios Kambouris/Getty Images
Alicia Keys trug Ralph Lauren mit einer Hommage an New York.
Alicia Keys trug Ralph Lauren mit einer Hommage an New York. © Mike Coppola/Getty Images
Hillary Clinton trug Altuzarra.
Hillary Clinton trug Altuzarra. © Mike Coppola/Getty Images
Sängerin Billie Eilish trug Gucci.
Sängerin Billie Eilish trug Gucci. © Jamie McCarthy/Getty Images
Sarah Jessica Parker trug Christopher John Rogers und sorgte mit ihrem Hut für einen Wow-Moment.
Sarah Jessica Parker trug Christopher John Rogers und sorgte mit ihrem Hut für einen Wow-Moment. © Dimitrios Kambouris/Getty Images
Social-Media-Star Fredrik Robertsson in Iris van Herpen.
Social-Media-Star Fredrik Robertsson in Iris van Herpen. © ANGELA WEISS / AFP
Sängerin Gwen Stefani trug eine neongrüne Robe von Vera Wang.
Sängerin Gwen Stefani trug eine neongrüne Robe von Vera Wang. © ANGELA WEISS / AFP
Designerin Donatella Versace und Rapperin Cardi B. in Versace.
Designerin Donatella Versace und Rapperin Cardi B. in Versace. © Dimitrios Kambouris/Getty Images
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Met-Gala: Das war das diesjährige Motto

„Gilded Glamour” war den Teilnehmern aufgegeben. In Anlehnung an das vom Schriftsteller Mark Twain einmal so genannte „gilded age”, das (oberflächlich) vergoldete US-Zeitalter der Jahr 1870 bis 1890. Jene Periode, als die neureichen Stahl- und Eisenbahnbarone, die Rockefellers, Vanderbilt, Mellons und Carnegies, anfingen, dem Adel in der Alten Welt mal so richtig zu zeigen, was Pracht, Plüsch und Prunk wirklich sind. Und nebenbei die Grundlagen legten für das soziale Ungleichgewicht zwischen Reich und Arm, dass die Vereinigten bis heute im Schwitzkasten hält.

Was man/frau damals anzog, kennt man aus kostümschinkigen Filmen wie „Gefährliche Liebschaften“. Wer tiefer eintauchen will, wird in der sorgsam kuratierten und noch bis September zu sehende Ausstellung im „Met” unter dem Titel „In America: An Anthology of Fashion” schlauer.

Doch bei der lukrativsten Fundraiser-Veranstaltung des größten Museum der USA war davon nur peripher etwas zu spüren. Opulent aufgerüschte Gedichte aus Samt, Satin und Tüll, modern-neuzeitlich interpretiert? Mangelware.

Die Outfits der Met-Gala: Von minimalistisch bis zu exzentrisch

Dutzende Gäste vertrauten dagegen der Beerdigungs-Farbe Schwarz. Wenige Mutige, wie die Schauspielerin Glenn Close, verlegten sich komplett auf Pink. Wendi Murdoch, Ex-Gattin des gleichnamigen Medienmoguls, erschien als rosa Zuckerwatten-Stange, Lady Gaga mit weißer Halskrause. Auch interessant: Wie ein umstrittenes Hotel Trump 100 Millionen Dollar bringt

Während „Sex and City”-Star Sarah Jessica Parker den Hut-Vogel abschoss und R&B-Lokalgöttin Alicia Keys in einer Robe von Ralph Lauren schimmerte, die der Skyline von New York huldigte, grätschten Gigi Hadid und Multitalent Janelle Monae mit einer an Josephine Baker erinnernden, silbern funkelnden Badekappe dazwischen.

Popstar Gwen Stefani (in Neon-Grün), Schauspieler Oscar Isaac (im Rock), Model Irina Shayk (in Biker-Leder), Basketball-Legende Dwyane Wade (nackt unterm Blazer), Rapperin Lizzo (mit Brokat-Mantel und Flöte) leisteten ihrerseits Beiträge zur Diversität.

Hillary Clinton kam in Weinrot, New Yorks Bürgermeister mit Botschaft

Während Ex-Außenministerin Hillary Clinton textil mit einem weinroten Kleid agitierte, auf dem die Namen berühmter weiblicher Fortschrittsikonen wie Harriet Tubman und Eleanor Roosevelt eingestickt waren. Dazu passte: New Yorks Bürgermeister Eric Adams ließ sich auf seinen Tuxedo den Spruch „Schluss mit Waffengewalt” drucken.

Zeitlos schön dagegen im legeren Anzug ganz in Weiß: Fotografen-Legende Annie Leibovitz. Auch Oscar-Moderatorin Amy Schumer präsentierte sich in einem unprätentiösen Dunkelbaukleid als Modediktatverweigerin.

Dagegen war das größte körperliche Erweckungserlebnis einem gewissen Fredrik Robertsson zu verdanken, der sich als metallener Stachel-Phoenix-aus-der-Asche auf den wichtigsten roten Teppich der Mode-Welt wagte. Immerhin: Niemand streifte sich wie weiland Island-Sirene Björk bei den Oscars 2001 ein Ich-hänge-mir-einen-toten-Schwan-um-den-Hals-Kleid über. Lesen Sie auch: Boris Beckers Gefängnis: So heruntergekommen ist der Knast

Hat einzig Cardi B. das Motto wirklich erfüllt?

Legt man Anna Wintours Motto auf die Goldwaage, hat allein die Rapperin Cardi B. den Auftrag des Abends erfüllt. Ihr güldenes Versace-Kleid bestand aus kilometerlangen Kettengliedern und reichlich Bling-Bling.

In sozialen Netzwerken ging die Rechnung mit dem Klamotten-Gipfel wieder auf wie ein Soufflé. Tausende kommentierten die penetrant einem einzigen Gesetz gehorchende Veranstaltung, bei der wieder Millionensummen für den Museumsetat eingenommen wurden: Schaut! Mich! An!