Berlin. Wind kann Hüpfburgen für Kinder zur Gefahr werden lassen. Die meisten Unfälle passieren aber anders. Was Eltern wissen sollten.

Hüpfburgen lassen Kinderaugen leuchten. Hier können sich die Kleinen so richtig austoben, Purzelbäume schlagen oder einfach ungestört herumspringen. Doch die aufblasbaren Spielplätze sind nicht ungefährlich.

Erst am vergangenen Sonntag wurden auf einer Hüpfburg in Rheinland-Pfalz neun Kinder verletzt - fünf von ihnen schwer. Wie die Polizei mitteilte, wurde die Hüpfburg vom Wind erfasst und mehrere Meter in die Luft gezogen. Die spielenden Kinder stürzten dann aus einer Höhe von vier bis fünf Metern auf die Erde. Ein ähnliches Unglück ereignete sich am Samstag in Thüringen. Durch die Wucht einer Windböe kippte die Hüpfburg um, und drei Kinder wurden durch den Aufprall verletzt.

Polizeibeamte transportieren die Hülle einer Hüpfburg ab. Sie war in Gondershausen von einer Windböe erfasst und mindestens vier Meter in die Höhe gehoben worden.
Polizeibeamte transportieren die Hülle einer Hüpfburg ab. Sie war in Gondershausen von einer Windböe erfasst und mindestens vier Meter in die Höhe gehoben worden. © Thomas Frey/dpa | Thomas Frey/dpa

Hüpfburg-Unglück in Australien endete tödlich

Auf der australischen Insel Tasmanien endete die Kombination aus starkem Wind und einer Hüpfburg im vergangenen Winter sogar tödlich. Dort stürzten mehrere Kinder aus einer Höhe von bis zu zehn Metern zu Boden. Sechs Kinder verloren bei dem Hüpfburg-Unfall ihr Leben.

Doch die tragischen Wind-Unfälle sind nicht die größte Gefahr, sich auf und bei einer Hüpfburg zu verletzen. Wie viel Wind hält eine Hüpfburg aus? Wie können Eltern ein gutes Angebot erkennen und wie wird das Spielen sicherer? Antworten auf die wichtigsten Fragen:

Hüpfburgen: Wie viel Wind halten sie stand

Für Katharina Schröder, Inhaberin eines Hüpfburgenverleihs in Duisburg ist, sind die Vorfälle vom Wochenende keine Überraschung. Wenn es um die Gefahr durch starken Wind geht, sei die Größe der Hüpfburg nicht entscheidend, sagt sie. "Eine unserer größeren Burgen ist 5x6 Meter groß und wiegt 180 Kilogramm. Wenn der Wind frontal unter die Burg fährt und auf die Decke trifft, fliegt auch diese Hüpfburg weg", sagt Schröder.

Deshalb sei es wichtig, die Windstärke im Auge zu behalten. Denn es gibt klare Angaben der Hersteller. "Ab Windstärke fünf dürfen Hüpfburgen nicht mehr benutzt werden." Ihr Tipp: "Behalten Sie die Windstärke regelmäßig mit einer Wetter-App im Auge." Ansonsten können auch Laien die ersten Anzeichen einer Gefahr erkennen. "Wenn sich das vordere Kissen der Hüpfburg hebt, ist es besser, die Luft abzulassen und die Hüpfburg später wieder aufzustellen."

Wie werden die Hüpfburgen befestigt

Normalerweise werden die Hüpfburgen mit großen Erdnägeln tief im Boden verankert, erklärt Schröder. Diese Art der Verankerung ist aber nicht vorgeschrieben und nicht immer umsetzbar. "Wenn die Hüpfburg auf einer asphaltierten Fläche aufgestellt werden muss, kann sie alternativ auch an Autoreifen, einem Baum oder einem Zaun befestigt werden.“

Wie erkennen Eltern schlechte Hüpfburgen

Für Eltern gibt es Möglichkeiten, die Qualität der Spielgeräte zu beurteilen. Sie sollten sich auf ihre Sinne verlassen und auf den Geruch achten, rät Hüpfburgenvermieterin Schröder. Würden die Hüpfburgen nicht pfleglich behandelt, etwa wenn sie nach dem Gebrauch feucht verpackt werden, könne sich Schimmel bilden. "Dann erinnert der Geruch an einen muffigen Duschvorhang."

Ein weiteres Qualitätsmerkmal sei die Materialfestigkeit. "Vor allem Billiganbieter im Internet vermieten oft Hüpfburgen, die für den Verleih nicht geeignet sind." Das Material sei dünn und erinnere an Zeltstoff. "Unsere Hüpfburgen sind aus stabiler LKW-Plane gefertigt." Dieses Material halte auch der hohen Belastung durch viele springende Kinder stand, sagt die Unternehmerin.

Je weniger Kinder auf einer Hüpfburg spielen, desto sicherer ist es.
Je weniger Kinder auf einer Hüpfburg spielen, desto sicherer ist es. © FUNKE Foto Services | Markus Weissenfels

Andreas Kalbitz, Geschäftsführer der Bundesarbeitsgemeinschaft Mehr Sicherheit für Kinder e.V., rät Eltern: "Wie bei anderen Spielgeräten auch, ist es wichtig, auf den Gesamteindruck zu achten. Ist das Gerät sauber, sind Verschleißerscheinungen sichtbar? Wenn irgendwo Luft entweicht, ist das ein Hinweis auf mangelnde Wartung und von dem Gebrauch sollte Abstand genommen werden."

Das macht eine gute Hüpfburg aus

Der TÜV Süd erklärt, eine Prüfung durch den TÜV gibt es standardmäßig nicht. Es gilt jedoch die Kennzeichnung EN 14960 für aufblasbare Spielgeräte. Sie legt die Sicherheitsanforderungen sowie den Umgang mit Gefahren fest. Bei Hüpfburgen sollte die Konformität mit der Din-Norm EN 14960 gewährleistet sein. Seriöse Anbieter können darüber Auskunft geben.

Zusätzlich können Eltern auf einige Merkmale achten. "Nutzungshinweise machen ein seriöses Spielangebot aus. Wie viele Kinder dürfen auf die Hüpfburg, für welches Alter ist sie geeignet und wer beaufsichtigt die Kinder in der Hüpfburg", so Kalbitz.

Sind bei Privatleihe immer Aufpasser dabei?

Privatpersonen dürfen selbst entscheiden, ob sie jemanden von der Verleihfirma dabeihaben wollen, erklärt Katharina Schröder. Zwar werden die Hüpfburg von der Firma auf- und abgebaut und eine Hüpfburg muss immer begleitet werden, aber: "Wer sich gegen eine Aufsicht von unserer Seite entscheidet, übernimmt auch die volle Verantwortung. Es muss immer eine Person bereitstehen, aber was letztlich vor Ort passiert, liegt nicht in unserer Hand."

Das gilt sowohl für den privaten Kindergeburtstag als auch für den Verleih für das Stadtteilfest.

Hüpfburgen: Welche Gefahren gibt es noch?

Obwohl die tragischen Unfälle vom Wochenende schockierend sind, kommt es viel häufiger vor, dass Verletzungen durch zu viel Herumtoben verursacht werden. Im Jahr 2012 veröffentlicht das Ohio State University College of Medicine eine Studie zu diesem Thema. Laut dieser Studie musste 2010 alle 46 Minuten ein Kind in den USA wegen einer Sprungkissenverletzung behandelt werden. Die häufigsten Verletzungen waren Knochenbrüche (28 Prozent) und Verstauchungen (27 Prozent).

In den meisten Fällen waren Stürze die Ursache für die Verletzungen. 26 Prozent stürzten in der Hüpfburg, vor allem bei besonders waghalsigen Sprüngen. 17 Prozent fielen heraus oder verletzten sich beim Ein- und Aussteigen oder beim Hinunterspringen. Jedes zehnte Kind stieß mit einem anderen zusammen oder wurde geschubst.

Um die Gefahren zu reduzieren, gilt: Schuhe und spitze Gegenstände haben auf der Hüpfburg nichts zu suchen. Kinder sollten die Spielgeräte nur barfuß oder auf Socken betreten.

Hüpfburgen: Wie können Eltern für Sicherheit sorgen

Hüpfburgenexpertin Schröder rät, die Kinder möglichst in zwei Gruppen spielen zu lassen. "Ältere Kinder neigen dazu, stärker zu toben. Für Kleinkinder wird es dann schwierig, bei starken Sprüngen wieder vom Boden aufzustehen und sich zu halten." Sie hält einen regelmäßigen Wechsel für Kinder über und unter vier Jahren für sinnvoll.

Andreas Kalbitz sieht auch die Eltern in der Mitverantwortung. "Das beginnt mit einer altersgerechten Ansprache, wie man auf andere aufpasst und sich auf der Hüpfburg verhält." Ansonsten sei es wichtig, die Risiken für sich selbst abzuwägen. "Ist mein Kind groß genug für diese Hüpfburg? Wird es zu voll und damit gefährlicher? Dann nehme ich das Kind besser von der Hüpfburg und warte, bis es sich beruhigt hat." Seiner Meinung nach sollten Kinder unter drei Jahren nicht ohne elterliche Aufsicht auf die Hüpfburg gehen.

Sicherheitsregeln gelten auch für Trampoline

In privaten Gärten sind Trampoline häufiger anzutreffen als Hüpfburgen. Aber auch hier ist Vorsicht geboten. Durch die teilweise großen Flächen von Trampolinen (Sprungtuch, Sicherheitsnetz) besteht eine gewisse Wind- oder Sturmanfälligkeit, wenn die Füße nicht fest in den Boden betoniert sind, so der TÜV Süd.

Der TÜV rät dazu, die Füße mit ausreichend dimensionierten Bodenankern zu sichern oder sie mit einem Spanngurt an stabilen Verankerungspunkten, zum Beispiel an einem Gartenzaun, zu befestigen.