Erfurt. Derzeit schuften mindestens 39.000 Thüringer nach getaner Arbeit weiter in einem Zweitjob.

Immer mehr Thüringer Beschäftigte verdienen mit ihrer Arbeit so wenig Geld, dass sie einen Zweitjob annehmen müssen. Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hat anhand von Zahlen der Arbeitsagentur errechnet, dass des derzeit mindestens 39.000 sind, die nach getaner Arbeit weiter schuften müssen.

Allein im Bereich des Gastgewerbes habe sich die Zahl der „Multijobber“ laut NGG um 124 erhöht. Aktuell beträfe das etwas mehr als 5300 Beschäftigte im Gaststättengewerbe. Von einer Schieflage auf dem Arbeitsmarkt spricht Gewerkschafter Jens Löbel von der NGG. Jeder siebente Beschäftigte mit einem Zweitjob stammt aus der Gastronomie und Hotellerie.

Im Schatten des Booms der vergangenen Jahre seien viele sozialversicherungspflichtigen Stellen entstanden, die aber oft kaum noch zum Leben reichen würden. Mithilfe der Nebenjobs müsste dann die Haushaltskasse auch auf Kosten der Familie, der Freizeit und von Freunden aufgebessert werden, kritisiert Jens Löbel. In Thüringen arbeiten nach den Zahlen der NGG in Erfurt mit Abstand die meisten „Multijobber“, gefolgt von den Kreisen Schmalkalden-Meiningen und Gotha. Erfurt habe mit 20 Prozent die niedrigste Steigerungsrate in den vergangenen zehn Jahren in diesem Bereich, der Kreis Sömmerda mit 93 Prozent die höchste.