Berlin. Adidas wollte zu Beginn der Pandemie keine Mieten mehr zahlen. “Bild“ berichtete. Brisant: Ein Adidas-Vermieter ist der Verlagschef.

Mit einer groß angelegten Kampagne machte die "Bild"-Zeitung im Frühjahr 2020 massiv Stimmung gegen den Sportartikelhersteller Adidas. "Darf ein Weltkonzern einfach keine Miete mehr zahlen?", "Wie Adidas das Land gegen sich aufbrachte" - mit solchen Überschriften und mehr als 20 Texten zu dem Thema schoss das Boulevardblatt aus dem Hause Axel Springer massiv gegen den Weltkonzern.

Der Sportartikelhersteller wollte wie andere Unternehmen auch zu Beginn der Corona-Krise die Ladenmieten aussetzen und begründete dies mit dem bundesweiten Lockdown. Die "Bild"-Zeitung berichtete als Erster äußerst kritisch über die Adidas-Pläne. Andere Medien folgten.

Mathias Döpfner soll Kampagne gegen Adidas vorgeschlagen haben

Wie die britische "Financial Times" nun schreibt (Text hinter Bezahlschranke), soll Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender von Axel Springer, die Kampagne der "Bild" initiiert haben - und zwar aus Eigeninteresse. Laut "Financial Times" ist Döpfner Mitbesitzer eines Geschäftshauses an der Münzstraße in Berlin-Mitte, in dem auch Adidas eine Filiale unterhält.

Laut "Financial Times" soll Döpfner nach dem von Adidas angekündigten Mietenstopp am 26. März 2020 beim damaligen "Bild"-Chefredakteur Julian Reichelt darauf gedrungen haben, eine Kampagne gegen Adidas zu starten, da das Unternehmen mit dem Mietenstopp die Regeln der Marktwirtschaft verletze.

Adidas ruderte nach massiver Kritik zurück

Die mehr als 20 Texte der "Bild" verfehlten ihre Wirkung nicht. Kunden riefen zu einem Boykott von Adidas auf, der SPD-Bundestagsabgeordnete Florian Post verbrannte öffentlich ein Adidas-Trikot. Der Sportartikelhersteller ruderte angesichts der massiven Kritik zurück und entschuldigte sich in großflächigen Anzeigen. Auch interessant: Fall Reichelt: Neue Vorwürfe gegen Axel-Springer-Konzern

Axel Springer bestreitet Interessenkonflikt bei Döpfner

Wie der "Spiegel" berichtet, bestreitet Axel Springer in einer Stellungnahme, dass ein möglicher Interessenkonflikt vorgelegen habe. Döpfner sei vielmehr davon ausgegangen, dass es sich um eine Angelegenheit von überragendem öffentlichen Interesse gehandelt habe. Döpfner habe im Einklang mit den Compliance-Richtlinien von Axel Springer gehandelt. Auch interessant: Döpfner gibt Vorsitz des Zeitungsverlegerverbands BDZV auf

Springer-Chef Mathias Döpfner war zuletzt mit einer umstrittenen Wahlempfehlung negativ in die Schlagzeilen geraten. Laut "Washington Post" habe Döpfner Mitarbeiter in einer Mail aufgerufen, für einen Sieg Donald Trumps bei den US-Präsidentschaftswahlen zu beten. Trump bedankte sich daraufhin laut Spiegel Online über sein soziales Netzwerk Truth Social öffentlich bei dem "sehr großartigen Mathias Döpfner".

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.