Berlin. Der krisengebeutelte Modekonzern Gerry Weber schrumpft weiter. Jetzt gab die Kette bekannt, wie viele Läden geschlossen werden sollen.

Die angeschlagene Modekette Gerry Weber ist weiter auf Schrumpfkurs. Dem Sparkurs fallen mehr als 100 Geschäfte in Deutschland zum Opfer und damit ein Großteil der Filialen, wie das Unternehmen am Montag mitteilte.

Insgesamt 122 der derzeit noch 171 eigenen Stores und Outlets sollen bis Ende September dieses Jahres im Zuge der Sanierungsbemühungen aufgegeben werden. Damit fallen auch rund 350 Vollzeitarbeitsplätze weg. Weitere 75 Stellen sollen in den Zentralbereichen in Halle (Westfalen) gestrichen werden.

Gerry Weber: Neue Pläne für die Zukunft

Der Modehersteller werde sich in Zukunft wieder verstärkt auf das Großhandelsgeschäft konzentrieren und damit zu seinen Wurzeln zurückkehren, sagte Firmenchefin Angelika Schindler-Obenhaus. Im Filialgeschäft werde sich das Unternehmen auf den gesunden Kern beschränken und alle defizitären Standorte in Deutschland schließen.

Der vor mehr als zehn Jahren eingeschlagene Kurs, immer mehr eigene Läden zu eröffnen, habe sich als nicht marktgerecht und zukunftsfähig erwiesen. Für den Stellenabbau seien bereits ein Interessenausgleich und ein Sozialplan mit dem Betriebsrat vereinbart worden.

Zuletzt hatte die Gerry Weber International AG im April mitgeteilt, sie habe beim Essener Amtsgericht die Einleitung eines "Verfahrens zur Stabilisierung des Unternehmens" beantragt, um den finanziellen Sanierungsprozess zu beschleunigen.

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Gerry Weber: Angeschlagene Modekette wollte bestimmte Bereiche stärken

Gerry Weber werde sich auf den gesunden Kern konzentrieren und das erfolgreiche Großhandelsgeschäft, den E-Commerce und das Auslandsgeschäft weiter stärken, hatte es damals seitens des Unternehmens geheißen.

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Ausgelöst worden seien die aktuellen Probleme durch die coronabedingten Schließungen und die durch den Ukraine-Krieg, die hohe Inflation und die geringeren verfügbaren Realeinkommen ausgelösten Veränderungen im Kundenverhalten, hieß es in der Mitteilung des Unternehmens.

Eine Passantin vor einer Filiale des Modeherstellers Gerry Weber in Köln: Der Modehersteller will zurück aus Kurs.
Eine Passantin vor einer Filiale des Modeherstellers Gerry Weber in Köln: Der Modehersteller will zurück aus Kurs. © Oliver Berg/dpa

Gerry Weber: Nicht erholt von wirtschaftlicher Schieflage

Davon hat sich die Kette offenbar nicht wieder erholt. Während es im April noch hieß, man glaube an jede einzelne Filiale, ist die Konzernführung nun offenbar davon abgerückt und zieht Konsequenzen aus der wirtschaftlichen Schieflage.

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2019 hatte die Muttergesellschaft mit damals rund 580 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beim Amtsgericht Bielefeld Insolvenz angemeldet. Nicht betroffen waren damals Tochtergesellschaften wie etwa Hallhuber. Auch die Gerry Weber Retail meldete im April 2023 Insolvenz in Eigenverwaltung an. Anfang Mai 2023 verkaufte Gerry Weber seine russischen Tochterunternehmen. (fmg/ mit Material von dpa)