Leverkusen. Bei der Präsentation der Bayer-Jahresbilanz für 2019 geht es nicht nur um die Entwicklung von Umsatz und Gewinn. Wichtig ist für viele Beobachter auch die Frage: Rollt die Klagewelle in den USA wegen des umstrittenen Unkrautvernichters weiter?

Die Klagewelle in den USA wegen angeblicher Krebsrisiken glyphosathaltiger Unkrautvernichter ist aktuell die größte Baustelle für Bayer-Chef Werner Baumann.

Wenn der Leverkusener Pharma- und Pflanzenschutzkonzern seine Zahlen für das Geschäftsjahr 2019 vorlegt, wird deshalb große Aufmerksamkeit der Frage gelten, wie sich die Zahl der Klagen wegen des umstrittenen Unkrautvernichters Glyphosat zwischen Oktober und Dezember weiterentwickelt hat.

Zuletzt hatte Bayer im Oktober von 42.700 Klagen berichtet. Das bedeutete damals mehr als eine Verdoppelung der Klagen binnen drei Monaten. Ein Grund für den dramatischen Anstieg war, dass die Klägeranwälte in den USA damals massiv um neue Mandanten geworben hatten.

Bayer verhandelt zurzeit in den USA mit den Anwälten der Kläger über einen möglichen Vergleich, um den Rechtsstreit zu beenden. Spekuliert wird, dass eine Einigung den Leverkusener Konzern rund 10 Milliarden Dollar kosten könnte.

In den ersten drei Prozessen in den USA war der Konzern zu hohen Schadenersatzzahlungen verurteilt worden. Bayer weist die Vorwürfe allerdings zurück und hat Berufung gegen die Urteile eingelegt. Rückendeckung bekam der Konzern zuletzt von der US-Umweltbehörde EPA, die Glyphosat bei vorschriftsmäßigem Gebrauch nicht als Gesundheitsrisiko einstuft.

Konzernchef Werner Baumann steht unter Druck, rasch eine Lösung zu finden. Auf der Hauptversammlung im vergangenen Jahr hatten die Aktionäre dem Konzernchef angesichts der Probleme nach der Übernahme von Monsanto, dem Hersteller des umstrittenen Unkrautvernichters, die Entlastung verweigert. Für den Vorstandschef war das eine schallende Ohrfeige. Eine solche Erfahrung wird er kaum noch einmal machen wollen.