Berlin. Hat Mitsubishi auch Diesel-Autos manipuliert, die in Deutschland verkauft wurden? Der Verdacht wirkt konkret – Dienstag gab es Razzien.

Illegale Abschalteinrichtungen beschäftigen die Autoindustrie weiter – nun droht Mitsubishi vom nächsten Diesel-Skandal getroffen zu werden. Ermittler durchsuchten deutsche Niederlassungen des japanischen Automobilherstellers – die Razzia fand in gleich vier Bundesländern statt.

Zuerst hatte darüber die „Wirtschaftswoche“ berichtet – der Zulieferer Continental (Hannover) hatte bestätigt, dass er als Zeuge in einem Verfahren gegen den Hersteller geführt wird.

Es geht laut Mitteilung der Frankfurter Justiz um den Vorwurf des Betruges mit illegalen Abschalteinrichtungen bei Vierzylinder-Diesel-Fahrzeugen mit den Abgasnormen Euro 5 und 6.

Diese sollen möglicherweise erkennen, ob sich das Fahrzeug auf einem Prüfstand befindet. Die Grenzwerte insbesondere für Stickoxide würden dann zwar auf dem Prüfstand, nicht jedoch im Realbetrieb eingehalten.

Razzia wegen Diesel-Skandalverdacht bei Mitsubishi: Zehn Durchsuchungen

Insgesamt seien zehn Objekte durchsucht worden, teilte die Staatsanwaltschaft Frankfurt mit. Konkret befinden sich diese in

  • Nordrhein-Westfalen
  • Hessen
  • Niedersachsen
  • Bayern.

Neben der Mitsubishi-Deutschlandzentrale in Friedberg/Hessen gab es demnach Einsätze in Frankfurt am Main, im Main-Taunus-Kreis, im Landkreis Darmstadt-Dieburg, in Hannover, in Regensburg, im Kreis Freising und im Kreis Heinsberg. Dort sollten Beweismittel gewonnen werden. Die Durchsuchungen dauerten am Nachmittag noch an.

Die Ermittler forderten Käufer von Mitsubishi-Dieselfahrzeugen auf, sich als Zeugen zur Verfügung zu stellen. Sie sollten Kaufvertrag sowie Fahrzeugschein und -brief mit zu einer örtlichen Polizeidienststelle bringen.

Dort könnten sie auch Strafanzeige stellen. Betroffen sind Dieselfahrzeuge mit 1,6 Litern Hubraum ab September 2015 und mit 2,2-Liter-Maschinen ab November 2012. Bei einem erhärteten Verdacht drohen den Kunden laut Justiz Fahrverbote und sogar die Stilllegung ihrer Fahrzeuge.

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Bereits früher Manipulationen eingeräumt – aber Deutschland ausgeschlossen

Mitsubishi bestätigte am Dienstag die Durchsuchungen. Inhaltlich äußerte sich die Importgesellschaft zunächst nicht. Das eng mit Nissan und Renault verbundene Unternehmen hatte bereits im Jahr 2016 Manipulationen bei Abgasmessungen eingeräumt. Allerdings ging es damals um Benziner, die nicht nach Deutschland geliefert worden seien.

Continental ist nach Bosch global der zweitgrößte Autozulieferer. Der Dax-Konzern aus Hannover baut seine Strukturen und Angebote derzeit stark in Richtung Elektronik, Sensorik, Elektromobilität und Software um.

Seine Antriebssparte hat aber beispielsweise auch Techniken zur Abgasnachbehandlung und Katalysatoren im Programm. Ebenso liefert das Unternehmen Kunden aus der Autoindustrie Bauteile zur Einspritzung von Harnstoff-Lösungen („AdBlue“) zu, mit denen die Stickoxide im Abgasstrom reduziert werden sollen.

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