Washington. Günstige Mieten, Tennis-Platz, Fitness-Studio: Elon Musk baut offenbar seine eigene Stadt in Texas. Doch es gibt bereits Beschwerden.

Knapp 200 Leute, genauer: 201, braucht man, um in Texas eine neue Stadt ins Leben zu rufen; vorausgesetzt, der zuständige Richter des Bezirks hat keine Einwände.

Für „Snailbrook”, übersetzt etwa: Schneckenbach, gibt es nach Angaben der Autoritäten in diesem hinterwäldlerischen Flecken des US-Bundesstaates Texas nahe der Hauptstadt Austin bisher keine Anträge auf Gründung einer neuen Gebietskörperschaft.

Aber sie wird kommen. Elon Musk, der reichste Mann der Welt, will es so.

Neue Stadt: Was plant Elon Musk?

Wobei: Was er denn nun genau will, ganz in der Nähe von Niederlassungen seiner Firmen Tesla (E-Autos), Space X (Weltraumfahrt) und „The Boring Company” (Tunnelbau), weiß so recht noch niemand.

Einfamlienhäuser im Bau: Elon Musks Planstadt
Einfamlienhäuser im Bau: Elon Musks Planstadt "Snailbrook". © Brandon Bell / GETTY IMAGES NORTH AMERICA / Getty Images via AFP

Ganz gegen seinen unstillbaren Mitteilungsdrang plaudert der 51-Jährige auch auf seinem für 44 Milliarden Dollar gekauften Digital-Spielzeug Twitter nichts Verlässliches über das aus, was seit Kurzem als „utopische Stadt” durch einige wenige US-Medien geistert.

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Reichlich überdreht, gemessen an dem, was mit Drohnen aufgenommene Luftaufnahmen von neugierigen Nachbarn zeigen. Der Betriebshof der Stadtreinigung von Wanne-Eickel oder ein größerer Gartenbaubetrieb dürfte nicht viel anders aussehen; sieht man einmal von Tennis-Platz und Fitness-Studio ab.

Günstige Mieten für Musks Mitarbeiter möglich

Bebauungspläne, die jüngst das „Wall Street Journal” einsehen konnte, das auffällig viele Ressourcen in die Story gesteckt hat, legen die Vermutung nahe, dass Musk auf mehreren Quadratkilometern gekauften Weidelands zunächst gut 100 Ein-Familien-Häuser vom Reißbrett bauen lassen will.

Einziehen dürfen soll dort vorwiegend, wer im Musk-Imperium/Zweigstelle Texas einen Job hat. Autoschrauber, Raketenbauer und Tunnel-Ingenieure, die sich in Zukunft zum gemeinsamen Nachbarschafts-Barbecue treffen, sollen dabei von durch Musk subventionierten Mieten profitieren – cirka 800 Dollar im Monat. Normal sind am Ort laut Maklern cirka 2200 Dollar. Neben einem Gemischtwaren-Laden planen die namentlich bisher unbekannten Kleinstadt-Architekten auch eine Schule und einen Montessori-Kindergarten.

Spekulationen: Musk bekommt eigene Residenz

Elon Musk selber will dem Vernehmen nicht auf seiner neuen „Margarethen-Höhe” (ehedem eine Arbeiter-Siedlung in Essen für Angestellte des Stahlriesen Krupp) wohnen. Für ihn werde in der Nähe eine eigene Residenz geschaffen, melden lokale Medien. Ansonsten üben auch die sich in Spekulationen.

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Wie groß soll „Schneckenbach” denn werden? Macht Musk die Hausordnung der selbstverwalteten Gemeinde selbst? Wird er in Personalunion Bürgermeister-Richter-und-Sheriff? Trifft sich der Stadtrat nur auf Twitter? Kommt die lokale Polizei mit selbstfahrenden Autos zum Tatort? Werden Querulanten und Gegner des Bürgermeister-Richter-und-Sheriffs von einer SpaceX-Abschuss-Rampe in der Nähe dahin geschossen, wo Musk einen Teil der Menschheit ohnehin in Zukunft sieht – auf den Mars? Niemand weiß Genaues.

Unternehmer Elon Musk auf einer Preisverleihung.
Unternehmer Elon Musk auf einer Preisverleihung. © Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa-pool/dpa

Was man weiß, dass Elon Musk sich beizeiten vom inzwischen aus dem Amt geschiedenen Bürgermeister von Austin, Steve Adler, vorab die Zusage abgeholt hat, dass bürokratische Regulierungs- und Reglementierungswut von seinem Vorhaben ferngehalten werden. „Er wollte Geschwindigkeit von uns bei den Genehmigungen”, sagt Adler.

Musks neue Stadt: Anwohner reichen Beschwerde ein

Seither, berichten Anwohner, die Musk kein Land verkauft haben, zieht der Unternehmer ein Gebäude nach dem anderen hoch. Auch Test-Tunnel für seine „Boring Company” seien bereits gegraben worden. Dass es sich dabei nicht um Kinkerlitzchen handelt, zeigt ein Antrag bei den statischen Umweltbehörden: „Boring” will 500.000 Liter Industrie-Abwasser in den nahe gelegenen Colorado River leiten - täglich. Anwohner haben Beschwerde eingereicht. Sie fürchten um die Umwelt. Nächste Woche soll es eine öffentliche Anhörung geben.

So ähnlich war es auch im sechs Autostunden südlich entfernten Boca Chica. In der einstigen Strandsiedlung nahe der Grenzstadt Brownsville am südlichsten Zipfel von Texas, wo der Rio Grande in den Golf von Mexiko fließt, hat Musk seit 2014 sein Raumfahrt-Unternemen SpaceX hochgezogen und „Starbase” getauft. Der verschlafene Charme eines Rentner- und Vogelkundler-Paradieses ist seither dahin. Vom Weltraumbahnhof Boca Chica aus sollen irgendwann die ersten Menschen gen Mars aufbrechen.

In „Schneckenbach” haben die zuständigen Offiziellen von Bastrop County bereits Straßen-Namen wie „Boring Boulevard” oder „Waterjet Way” freigebeben. Auch wenn dort noch nicht mal die Kanalisation liegt. Geschweige denn Häuser stehen. Für die gelten übrigens ungewöhnliche Regeln. Künftige Mieter, die ihren Job bei einer von Musks Firmen verlieren, müssen binnen 30 Tagen den Umzugswagen bestellen.