Berlin. Die Tarifverhandlungen bei der Bahn wurden ohne Ergebnis abgebrochen. EVG pocht auf Angebot, Bahn will erst über Gesamtpaket reden.

Die Tarifverhandlungen bei der Deutschen Bahn wurden nach nur zwei Stunden unterbrochen. Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) verlangte zum Auftakt ein Angebot der Arbeitgeber. Das lehnte das Unternehmen ab. Daraufhin zog sich die Gewerkschaft zurück. Ein Angebot sei die Voraussetzung für weitere Gespräche, betonte der EVG-Verhandlungsführer Kristian Loroch. Der Tonfall zwischen den Parteien verschärfte sich deutlich.

Der Personalvorstand der Bahn, Martin Seiler, kritisierte das schnelle Ende der ersten von vier eingeplanten Verhandlungsrunden. „Diese Eskalation ist absolut unnötig“, sagt er. Lesen Sie auch: Bahn: Warum die Forderung nach mehr Lohn richtig ist

Es lägen 57 Einzelforderungen auf dem Tisch. Diese müssten zunächst einmal priorisiert werden, bevor über Details gesprochen wird. Man sei irritiert, dass die EVG nicht bereit gewesen sei, über Inhalte zu sprechen, sondern „als Vorbedingung auf einem Angebot beharrte“. So weisen sich beide Tarifparteien gegenseitig die Schuld am schnellen Ende des Gesprächs zu.

Tarifverhandlungen erweisen sich als sehr schwierig - drohen Streiks?

Damit bestätigt sich die Prognose einer sehr schwierigen Tarifrunde schon früh. Streiks wird es laut EVG aber vorerst noch nicht geben. Zunächst trifft sich die Gewerkschaft mit 50 weiteren Bahnunternehmen, von denen sie ebenfalls Angebote erwartet. Dafür ist ein Zeitraum von vier Wochen eingeplant. Im Anschluss an die ersten Treffen mit allen Arbeitgebern will die Gewerkschaft dann eine Zwischenbilanz ziehen. Das könnte Sie auch interessieren: Bahn: Schnelle Verbindungen locken Fluggäste auf die Schiene

Sollten die Fronten vor allem mit der Deutschen Bahn so verhärtet bleiben wie sie derzeit sind, drohen Warnstreiks schon in der Osterwoche. Die zweite große Runde startet laut EVG mit der Deutschen Bahn Mitte April. Allerdings setzt die Gewerkschaft dafür ein Angebot der Bahn voraus. Sollte dies schon früher übermittelt werden, könnten die unterbrochenen Gespräche auch zu einem vorzeitigen Termin wieder aufgenommen werden. Doch die Arbeitgeber sind dazu bisher nicht bereit.

Der größte Streitpunkt ist das Geld

Verhandelt wird über die Löhne und Gehälter von rund 180.000 Beschäftigten der Deutschen Bahn sowie etwa 50.000 Beschäftigten der anderen Bahnunternehmen. Die EVG verlangt für alle einen Mindestbetrag von 650 Euro und eine Tariferhöhung um 12,5 Prozent. Darüber hinaus will die EVG unternehmensspezifische Verbesserungen erreichen. Lesen Sie auch: Deutsche Bahn: Wann und warum in diesem Jahr Streiks drohen

Bei der Deutschen Bahn geht es dabei unter anderem um die Angleichung der regional noch unterschiedlichen Bezahlung und um eine Besserstellung für Beschäftigte am Rande des Mindestlohns. Die Deutsche Bahn wiederum will unter anderem Veränderungen in der Arbeitszeitregelung für die Beschäftigten in der Gütersparte durchsetzen.

Der wohl größte Knackpunkt ist das Geld. Die Bahn beziffert die Gesamtkosten aller Forderungen der EVG auf mehr als 2,5 Milliarden Euro jährlich. Allein die Lohnerhöhungen laufen demnach bei einigen gering entlohnten Berufsgruppen auf ein Plus von 30 Prozent heraus.

Im Durchschnitt beziffert Seiler die reine Lohnerhöhung auf 18 Prozent. Der Vorstand verweist auf die anderweitigen Herausforderungen der Bahn. Enorme Investitionen sind nötig, nicht nur in Personal, sondern auch in Infrastruktur, Fahrzeuge, Technik und Software, warnt er vor zu hohen Erwartungen an einen Abschluss.