Hamburg. Der Abschlussbericht des „Spiegel“ im Fall Relotius zeigt: Der Reporter hatte Redakteure, die ihn förderten – und Zweifel ignorierten.

Am Freitag ist es so weit: Der „Spiegel“ wird den Abschlussbericht zum Fall Claas Relotius veröffentlichen – gut fünf Monate, nachdem die Betrügereien des ehemaligen Redakteurs aus dem Gesellschaftsressort publik wurden. Der vielfach preisgekrönte Journalist hatte über Jahre hinweg 55 „Spiegel“-Storys komplett oder in Teilen erfunden. Der Abschlussbericht einer Kommission belastet nach Informationen dieser Redaktion zwei Relotius-Förderer schwer.

Die „Welt am Sonntag“ hatte bereits Mitte des Monats berichtet, der damalige Leiter des Gesellschaftsressorts, Matthias Geyer, habe noch Anfang Dezember 2018 eine gefälschte Relotius-Geschichte durchgewunken, obwohl ihm bereits zwei Wochen zuvor „Tonnen von belastendem Material“ vorgelegt worden seien. Laut dem Bericht war aber auch Geyers Vorgänger Ullrich Fichtner über die Vorwürfe gegen Relotius frühzeitig im Bilde.