Berlin. Laut Gallup Engagement Index ist die Frustration der Deutschen im Job hoch. Bei der Digitalisierung fühlen sie sich alleingelassen.

Sie fühlen sich am Arbeitsplatz nicht wahrgenommen, nicht wertgeschätzt und haben mit ihrem Unternehmen bereits abgeschlossen, obwohl sie weiterhin für ihre Firma tätig sind: Fast sechs Millionen Arbeitnehmer in Deutschland haben innerlich bereits gekündigt. Das ist das Ergebnis des diesjährigen Engagement Index des Meinungsforschungsinstituts Gallup.

Jeder sechste Arbeitnehmer weist der repräsentativen Studie zufolge keinerlei emotionale Bindung mehr zu seinem Unternehmen auf. Das ist der höchste Wert seit vier Jahren. Rund 5,6 Millionen Arbeitnehmer seien dagegen mit Herz, Hand und Verstand bei der Arbeit und weisen eine hohe emotionale Bindung zum Unternehmen auf.

Das reiche aber nicht, um die Stimmung am Arbeitsplatz zu sichern, sagte Studienautor Marco Nink: „Um im Unternehmen einen Inneren-Kündiger auszugleichen, braucht es vier Mitarbeiter, die mit Herz, Hand und Verstand dabei sind.“ Die verbleibenden 69 Prozent weisen eine geringe emotionale Bindung zum Unternehmen auf, sie machen „Dienst nach Vorschrift“.

Frustrierte Arbeitnehmer kosten der Volkswirtschaft bis zu 122 Milliarden Euro

Arbeitnehmer, die innerlich bereits gekündigt haben, würden eine distanzierte und ablehnende Haltung gegenüber ihrem Arbeitgeber besitzen. Der Studie zufolge mangele es ihnen an Eigeninitiative, Einsatzbereitschaft, Kundenorientierung und neuen Ideen. Das sei besonders problematisch im Hinblick auf die Arbeitnehmer, die in den Bereich „Dienst nach Vorschrift“ fallen. Denn schnell könnte sich die Stimmung der Inneren-Kündiger auf diese übertragen.

Eine hohe Frustration gegenüber dem eigenen Unternehmen sei nicht nur für die eigene Firma sondern für die gesamte Volkswirtschaft problematisch. Auf bis zu 122 Milliarden Euro im Jahr beziffert Gallup den volkswirtschaftlichen Schaden, der durch innere Kündigungen entsteht. Denn Innere-Kündiger verbreiten nicht nur schlechte Stimmung und kommen ihrer Arbeit nur unmotiviert nach, sie fehlen auch durchschnittlich 3,2 Tage mehr im Jahr als die motivierten Arbeitnehmer.

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Digitalisierung: Es finden kaum Schulungen statt

Auch bei der Digitalisierung fühlen sich viele Arbeitnehmer alleine gelassen. Zwar sagten zwei Drittel der Befragten, dass sich im vergangenen Jahr die Arbeitsmittel und/oder die Technik am Arbeitsplatz geändert habe, aber weniger als ein Drittel fühlt sich aber in der Digitalisierung uneingeschränkt unterstützt.

Wenn Arbeitnehmer an Schulungen teilgenommen haben, dann haben 42 Prozent diese Fortbildung aus Eigeninitiative ergriffen. Diejenigen, die sich nicht fortgebildet haben, gaben zu 41 Prozent an, dass ihr Unternehmen keine Schulungsangebote mache.

Arbeitnehmer erkennen Bedeutung der Digitalisierung

Dabei sind die Arbeitnehmer durchaus davon überzeugt, dass die Digitalisierung eine zentrale Bedeutung für das eigene Unternehmen haben wird. Zwei Drittel waren der Auffassung, dass Unternehmen mit digitalen Technologien ihre Leistungen verbessern können.

Aber nur rund jeder Zweite fühlt sich von seinem Unternehmen auch darin unterstützt, neue digitale Fähigkeiten zu erlernen. Dabei macht es kaum Unterschiede, ob es sich bei dem Arbeitnehmer um einen BabyBoomer (Jahrgänge bis 1964), einen Arbeitnehmer aus der Generation X (Jahrgänge bis 1981) oder Generation Y (Jahrgänge bis 1996) handelt. Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund hatte jüngst bemängelt, dass Digitalisierung in der Ausbildung zu wenig vorkomme.

Weiterbildungen fördern die Motivation

Wenn Unternehmen ihre Mitarbeiter nicht fit für die Digitalisierung machen, würden sie gleich zwei Chancen verpassen: Neben den technischen Fertigkeiten könnten sie mit Weiterbildungen auch die Unternehmensbindung erhöhen. Diejenigen, die angaben, dass sie von dem Unternehmen unterstützt würden, ihre digitalen Fähigkeiten auszubauen, wiesen eine dreimal höhere emotionale Bindung zum Unternehmen auf als diejenigen, die keine Impulse von ihrem Unternehmen erhielten.

Für die Studie wurden 1.000 Arbeitnehmer per Telefoninterview befragt. Sie ist damit repräsentativ für Arbeitnehmer über 18 Jahre.