Berlin. Eigentlich wollte Berlin den Airport vorübergehend schließen und nur Schönefeld in Betrieb lassen - weil kaum noch was fliegt. Doch nicht alle Eigentümer zogen mit. Teuer werden die Geisterflughäfen ohnehin.

In Berlin bleiben trotz stark gesunkener Passagierzahlen beide Flughäfen am Netz. Um die Einnahmeverluste in der Corona-Krise zu bewältigen, soll die Betreibergesellschaft Staatshilfe in Millionenhöhe erhalten.

Darauf haben sich die Länder Berlin und Brandenburg sowie der Bund am Montag verständigt. Stimmen die drei Parlamente zu, könnte die staatliche Flughafengesellschaft in diesem Jahr bis zu 300 Millionen Euro zusätzliches Eigenkapital als Corona-Hilfe bekommen.

"Diese Entscheidung bestätigt unsere bisherigen Anstrengungen, in der aktuellen Situation so kostensparend wie möglich zu agieren, um diese harte Zeit für das Unternehmen überstehen zu können", sagte Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup. Berlin scheiterte aber bei den Mitgesellschaftern damit, die sofortige Schließung des Flughafens Tegel durchzusetzen. Auch das sollte Kosten senken.

Die Flughafen-Eigentümer wollen darüber aber nach Ostern noch einmal sprechen. Entscheidend dürfte dann sein, wie sehr das öffentliche Leben dann noch eingeschränkt ist, um die Corona-Pandemie einzudämmen. Die bisherigen Maßnahmen gelten bis zum 19. April.

An den Flughäfen Tegel und Schönfeld gibt es momentan nur wenige Tausend Fluggäste pro Tag, üblich sind durchschnittlich insgesamt rund 100.000. Inzwischen sind die Terminals jeweils bis auf eins geschlossen. Allein in Tegel entgeht den Betreibern nach internen Berechnungen eine Million Euro Umsatz pro Tag. Das Unternehmen hat Kurzarbeit beantragt.

Die Flughafengesellschaft erhoffte sich monatliche Einsparungen von etwa sechs Millionen Euro, wenn Tegel vorübergehend geschlossen und nur noch von Schönefeld geflogen würde. Dort liegt das Frachtzentrum, Nachtflüge sind anders als in Tegel erlaubt. Berlin wäre damit dem Vorbild Paris gefolgt, das den Flughafen Orly am Mittwoch schließt. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) pochte jedoch darauf, in der deutschen Hauptstadt beide Standorte am Netz zu lassen.

Die Regierungen von Berlin, Brandenburg und dem Bund wollen auch weiteres Geld in den neuen Hauptstadtflughafen BER stecken. Von 2021 bis 2024 hat das Unternehmen nach dem Businessplan noch eine Finanzlücke von 792 Millionen Euro. Die Hälfte davon will es sich am Kapitalmarkt beschaffen, die andere Hälfte von seinen Eigentümern. Sie willigten am Montag ein, das Kapital zuzuführen.

Der Finanzrahmen für den BER liegt bislang bei 6,5 Milliarden Euro, davon sind mindestens 2,7 Milliarden Euro Steuergeld. Die Kosten des Projekts haben sich seit dem ersten Spatenstich 2006 mehr als verdreifacht. Eine Eröffnung ist nach mehreren geplatzten Terminen nun am 31. Oktober dieses Jahres geplant. Das zusätzliche Geld brauchen die Betreiber nach eigenen Angaben, weil auch nach der Inbetriebnahme noch Rechnungen und Nachträge für den BER zu begleichen sind.

Seit Montag sind die Prüfer des Tüv wieder auf der Baustelle, wie ein Sprecher der Prüforganisation bestätigte. Die Fachleute hatten sich am 18. März wegen eines Corona-Verdachtsfalls, der sich später bestätigte, in Quarantäne begeben. Die übrigen Kollegen hätten die Quarantäne-Zeit nutzen können, sagte der Sprecher. Sie hätten zu Hause Berichte und Dokumentationen in Augenschein genommen, sagte der Sprecher. Über die Rückkehr des Tüv hatte der Fachdienst "AviationNetOnline" berichtet.