London/New York. Hohe Gaspreise machen Verbrauchern und der Wirtschaft in Großbritannien zu schaffen. Laut Premierminister Johnson ist ein Ende der Krise zunächst nicht in Sicht.

Die Energiekrise in Großbritannien mit rasant gestiegenen Gaspreisen kann nach Angaben von Premierminister Boris Johnson noch mehrere Monate dauern.

Es brauche Zeit, bis sich die globale Industrie von den Folgen der Corona-Pandemie erholt, sagte Johnson bei einem Besuch in New York. "Es ist, als ob am Ende einer TV-Sendung jeder den Wasserkocher anstellt. Es ist eine enorme Belastung der weltweiten Versorgungssysteme zu sehen." Zugleich versuchte Johnson, die Verbraucher zu beruhigen. Die Störungen seien nur vorübergehend. "Die Marktkräfte werden das sehr schnell ausgleichen, und wir werden alles tun, um zu helfen."

Wirtschaftsminister Kwasi Kwarteng versicherte nach einem Krisentreffen mit Energieunternehmen im Parlament, er rechne nicht mit Versorgungsengpässen diesen Winter. "Die Lichter werden absolut nicht ausgehen oder Menschen unfähig sein, ihre Häuser zu heizen", so Kwarteng weiter.

Die Gaspreise sind in Großbritannien seit Jahresbeginn um 250 Prozent gestiegen, Anbieter sind aber wegen eines gesetzlichen Höchstpreises nicht in der Lage, die Kosten an die Verbraucher weiterzugeben. Daher wird damit gerechnet, dass die Regierung Hilfskredite für Gasanbieter zur Verfügung stellt. Trotzdem dürften nach Einschätzung von Experten viele Anbieter Insolvenz anmelden. Ihre Kunden müssten dann von anderen Unternehmen aufgenommen werden.

Die Krise trifft auch Nahrungsmittel- und Getränkehersteller. Der Lebensmittelproduzent Bernard Matthews warnte, das Weihnachtsessen könne "abgesagt" werden. Der starke Anstieg der Gaspreise hat dazu geführt, dass zwei große Düngemittelfabriken, die Kohlenstoffdioxid (CO2) als Nebenprodukt produzieren, geschlossen wurden. CO2 wird unter anderem für Vakuumverpackungen bei Fleisch oder für Bier benötigt. Doch auch die Gesundheitsbranche ist betroffen. Wegen des CO2-Mangels könnten Operationen abgesagt werden, teilte der Gesundheitsdienst NHS mit. Damit würde der enorme Rückstau in den Kliniken noch vergrößert.

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