Frankfurt/Main. Die Förderbank KfW ist in der Corona-Krise gefragt wie lange nicht: Die Nachfrage nach Hilfskrediten überlagert derzeit alles - auch die Jahresbilanz des Frankfurter Instituts.

Die Förderbank KfW macht die Unterstützung der heimischen Wirtschaft zu ihrer zentralen Aufgabe für 2020.

"Die Corona-Krise stellt alles in den Schatten", sagte KfW-Chef Günther Bräunig am Donnerstag in einer Telefonkonferenz des Frankfurter Instituts. "Jetzt ist nur von Bedeutung, wie schnell wir mit dem Sonderprogramm Wirkung erzielen."

Die Nachfrage nach dem Kreditprogramm des Bundes ist gewaltig, die Zahl der Anträge steigt exponentiell. 2500 Anträge mit 10,6 Milliarden Euro Gesamtvolumen hat die KfW Bräunig zufolge bisher entgegengenommen. In den meisten Fällen geht es um Kredite bis zu drei Millionen Euro, für die vereinfachte Bedingungen gelten. Knapp 2100 Anträge seien schon bewilligt, 750 Millionen Euro zugesagt.

"Wir rechnen mit weiter stark steigenden Zahlen", sagte Bräunig. Von Montag (6.4.) an sollen auf digitalem Weg Antragstellung und Auszahlung gleichzeitig möglich sein, "dann wird die große Welle gerade bei den Kleinkrediten losgehen", sagte der KfW-Chef. Ingrid Hengster, die im KfW-Vorstand für das inländische Fördergeschäft zuständig ist, versicherte: "Wir sind so aufgestellt, dass wir mehrere Tausend Anträge am Tag gut verarbeiten können."

Der KfW-Vorstand hält es derzeit für wahrscheinlich, dass im Rahmen des bis zum Ende dieses Jahres laufenden Sonderprogramms Kredite um die 50 Milliarden Euro zugesagt werden. Auch eine Summe bis 100 Milliarden Euro könne nicht ausgeschlossen werden.

Seit dem 23. März können Firmen Mittel aus dem KfW-Sonderprogramm bei ihrer Hausbank beantragen. Die staatliche Förderbank - und damit die öffentliche Hand - übernimmt den Großteil des Risikos für den Fall, dass Unternehmer das Geld nicht zurückzahlen können.

Bei Betriebsmittelkrediten und Investitionen kleiner und mittlerer Unternehmen trägt die KfW 90 Prozent des Kreditrisikos. Bei größeren Firmen sind es 80 Prozent. Für Kredite bis drei Millionen Euro pro Unternehmen verzichtet die KfW auf eine eigene Risikoprüfung. Bei Summen bis zehn Millionen Euro gibt es eine vereinfachte Prüfung. Die Zinsen liegen je nach Größe des Unternehmens zwischen 1 und 2,12 Prozent bei Krediten mit fünf Jahren Laufzeit.

Aus der Wirtschaft wurden wiederholt Klagen laut, die Gelder kämen nicht schnell genug bei Unternehmen an. Zudem gibt es Forderungen, die Bundesregierung solle die Hilfskredite zu 100 Prozent absichern. Bräunig gab zu bedenken: "Bei 100 Prozent Haftung durch den Bund steigt das Ausfallrisiko für den Bund. Das muss man einfach wissen und dann muss man das politisch entscheiden."

Die dynamische Entwicklung des Antragseingangs spricht aus Bräunigs Sicht dafür, dass Banken und Sparkassen mit hohem Einsatz an der Umsetzung arbeiteten. Auch die KfW macht Tempo: Angestrebt ist, dass bei Krediten bis drei Millionen Euro maximal zwei bis drei Tage zwischen Antrag und Auszahlung liegen, im automatisierten Verfahren ab Montag fließe das Geld im Idealfall sogar am selben Tag.

Auf die Bilanz der Förderbank, die zu 80 Prozent dem Bund und zu 20 Prozent den Ländern gehört, wird die Corona-Krise ebenfalls deutliche Auswirkungen haben. Für das erste Quartal rechnet der KfW-Vorstand wegen Wertberichtigungen im Kreditportfolio und Abschlägen bei Beteiligungen in Summe mit Belastungen von einer Milliarde Euro.

Dies führe dazu, dass die Förderbank für das erste Quartal 2020 einen Verlust in einer Bandbreite von 600 Millionen bis 950 Millionen Euro erwartet. "Ob sich diese Verluste wirklich materialisieren, hängt sehr stark davon ab, wie lange diese Krise geht und wie die einzelnen Branchen durch die Krise kommen", erklärte Finanzvorstand Bernd Loewen. Eine Prognose für das Gesamtjahr sei derzeit seriös nicht möglich, sagte Bräunig.

Im vergangenen Jahr erwirtschaftete die KfW trotz der Zinsflaute erneut einen Milliardengewinn. Wie prognostiziert fiel der Überschuss niedriger aus als 2018, aber besser als erwartet. Unter dem Strich verdiente das Institut rund 1,38 (Vorjahr: 1,64) Milliarden Euro. Das Institut sagte 2019 Fördergelder von 77,3 (75,5) Milliarden Euro zu.