Berlin. Die Folgen des Klimawandels könnten Deutschland bis 2050 bis zu 900 Milliarden Euro kosten. Schon heute ist die Schadenssumme immens.

Dürre, Hitze, Flut: Bis zum Jahr 2050 könnten die Folgen des Klimawandels Deutschland bis zu 900 Milliarden Euro kosten. Zu diesem Ergebnis kommt eine vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz in Auftrag gegebene Untersuchung. Und schon in den vergangenen 21 Jahren sind die Folgekosten des Klimawandels enorm hoch.

Seit der Jahrtausendwende bis 2021 sind in Deutschland rund 145 Milliarden Euro für Gesamtschäden in Folge von Extremwetterereignissen entstanden – allein 80 Milliarden Euro davon seit 2018. Die Untersuchung durchgeführt haben das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW), die Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung (GWS) und die Prognos AG.

Die Experten zeigen drei Szenarien auf, wie die Folgekosten des Klimawandels von 2022 bis 2050 weiter steigen könnten. Die Summe liegt demnach zwischen 280 und 900 Milliarden Euro – abhängig davon, ob sich der Klimawandel leicht, mittel oder sehr stark fortsetzt.

Zerstörte Bahnstrecken und Häuser: Folgekosten des Klimawandels extrem

In der Untersuchung einberechnet sind neben den direkten Folgekosten des Klimawandels, wie beispielsweise die Instandsetzung der öffentlichen Infrastruktur nach dem Ahr-Hochwasser, dem Wiederaufbau der zerstörten Häuser und Industrie dort, auch indirekte Schäden. Die Autoren des Studie rechnen dazu zum Beispiel zusätzliche Belastungen durch eingeschränkte Produktionsmöglichkeiten und unterbrochene Lieferketten. Ebenfalls für die deutsche Volkswirtschaft relevant sind außerdem Extremwetterereignisse im Ausland.

Niedriger Wasserstand am Rhein: Der Klimawandel könnte Deutschland bis 2050 noch 900 Milliarden Euro kosten.
Niedriger Wasserstand am Rhein: Der Klimawandel könnte Deutschland bis 2050 noch 900 Milliarden Euro kosten. © dpa | Boris Roessler

Doch längst nicht alle Schäden lassen sich beziffern. Nicht eingerechnet in die Schadenssumme sind beispielsweise das Artensterben sowie gesundheitliche Beeinträchtigungen und Todesfälle durch Hitze und Überflutungen.

Experten: Klimakrise lässt sich nicht mehr verhindern

Umweltstaatssekretärin Christiane Rohleder (Grüne) warnt daher: „Nicht zu handeln ist teurer als zu handeln.“ So rechnet die Studie vor, dass die Kosten der sogenannten Jahrhundertflut nach dem Hochwasser an der Ahr sich auf rund 40 Milliarden Euro belaufen.

Eine Summe, die Deutschland bis 2050 künftig jährlich aufbringen müsste als Folgekosten für den Klimawandel, würde heute nicht gehandelt. „Die Folgen der Klimakrise beeinträchtigen den Wohlstand in Deutschland erheblich. Investitionen in ambitionierten Klimaschutz und vorsorgende Klimaanpassung sind entscheidend, um die Widerstands- und Anpassungsfähigkeit der Ökosysteme zu erhöhen“, sagt Rohleder.

Meterhoch türmen sich 2021 wenige Tage nach der Flutkatastrophe im Ahrtal Wohnwagen, Gastanks, Bäume und Schrott. Die Katastrophe kostete nach den aktuellen Berechnungen rund 40 Milliarden Euro.
Meterhoch türmen sich 2021 wenige Tage nach der Flutkatastrophe im Ahrtal Wohnwagen, Gastanks, Bäume und Schrott. Die Katastrophe kostete nach den aktuellen Berechnungen rund 40 Milliarden Euro. © dpa | Boris Roessler

So kann beispielsweise die Kohlenstoffspeicherung in Vegetation und Boden durch den Erhalt von Wäldern oder Mooren die Treibhausausgabe verringern. Doch die Experten sagen auch: Eine exakte Kosten-Nutzen-Analyse ist vorab nicht möglich.

Und: Verhindern lassen sich die Folgen der Klimakrise nicht mehr. Trotzdem seien Maßnahmen zur Klimaanpassung wichtig, um die Folgen des Klimawandels abzumildern und die zukünftigen Schadenskosten möglichst gering zu halten. Sie erklären: Werden Klimaziele in Deutschland und weltweit umgesetzt – mit Investitionen in Anpassungsmaßnahmen – und der Klimawandel verläuft nur schwach, könne die Schadenssumme vollständig reduziert werden. Gibt es laut Untersuchung einen „mittleren Klimawandel“, können die Folgekosten noch um 80 Prozent reduziert werden, bei einem starken Klimawandel um 60 Prozent.