Berlin. Die gesetzlichen Krankenkassen könnten 2020 ihre Zusatzbeiträge erhöhen. Dank hoher Reserven könnten die Gesamtbeiträge jedoch sinken.

Die Zusatzbeiträge für gesetzliche Krankenkassen werden im kommenden Jahr vermutlich steigen und von derzeit 0,9 Prozent leicht um 0,2 oder 0,3 Prozentpunkte zunehmen. Aufgrund der hohen Reserven der Krankenkassen könnten die Gesamtbeiträge allerdings sinken.

Dies geht aus dem am Freitag bekannt gewordenen Ergebnis des Schätzerkreises von Gesundheitsministerium, Bundesversicherungsamt und Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) hervor. Die gesetzlichen Krankenkassen haben Reserven von mehr als 20 Milliarden Euro angespart, allein von 2015 bis 2019 legten die Gesamtreserven von 14,5 Milliarden auf 21,2 Milliarden Euro zu.

Beiträge werden für viele Versicherte gleich bleiben oder sinken

Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte der Deutschen Presse-Agentur, dass dank der übermäßig hohen Rücklagen vieler Krankenkassen die tatsächlich zu zahlenden Beiträge für sehr viele Versicherte in 2020 gleich bleiben oder sinken werden. Das Ministerium wird bis November entscheiden, wie hoch der Anstieg des durchschnittlichen Zusatzbeitrages tatsächlich ausfallen wird.

Allerdings scheint es zwischen dem Gesundheitsministerium und GVK unterschiedliche Einschätzungen der künftigen Finanzsituation der Kassen zu geben. Wie Doris Pfeiffer, die Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbandes, erklärte, werden durch Reformgesetze in der Zukunft hohe Belastungen auf die Kassen zukommen. So kämen etwa allein durch Terminservicegesetz und Pflegepersonal-Stärkungsgesetz rund fünf Milliarden Euro an Mehrausgaben auf die GKV im Jahr 2020 zu.

Hohe Reserven liegen zum Teil an wirtschaftlicher Konjunktur

Ob der Gesamtbeitrag für die Versicherten also tatsächlich steigt oder eher fällt, hängt von der Finanzlage jeder einzelnen Krankenkasse ab. Laut dem Bericht verfüge mehr als die Hälfte aller Krankenkassen derzeit über mehr als eine Monatsausgabe Betriebsmittel und Rücklagen. Solange die Kassen diese Quote nicht überschreiten, dürfen sie die Zusatzbeiträge nicht anheben.

Die hohen Reserven lägen zum einen an der sehr guten Einnahmesituation aufgrund der wirtschaftlichen Konjunktur, zum anderen zeige sich, dass die vielen Leistungsverbesserungen für gesetzlich Versicherte und Patienten sowie die bessere Bezahlung der Beschäftigten im Gesundheitswesen die Beitragszahler offensichtlich nicht belastet hätten.

(dpa/lhel)