Berlin. Facebook will zukünftig auch Nachrichten anbieten. Dafür ist ein gesonderter News-Bereich geplant. Was Mark Zuckerberg vorhat.

Facebook will offenbar die eigene Rolle im Nachrichten-Geschäft ausbauen, ähnlich wie Google mit Google News. Allerdings weniger mit eigenen Inhalten, sondern mit der Aufbereitung vorhandener Artikel. Der neue Bereich, in dem Benutzer dann Neuigkeiten finden, solle bis Ende des Jahres starten, sagte eine Sprecherin dem US-Sender CNBC in der Nacht zum Freitag.

Für das Vorhaben nimmt der Konzern offenbar ordentlich Geld in der Hand: Das „Wall Street Journal“ berichtet, Facebook biete Medienunternehmen bis zu drei Millionen Dollar pro Jahr dafür an, Schlagzeilen und Auszüge aus Artikeln zu platzieren. Dies soll demnach in einem gesonderten Bereich der Seite stattfinden. Die Benutzer müssen sich also auf keine großen Änderungen einstellen, bekommen aber bei Bedarf mehr Inhalte.

Unter den angesprochenen Medien seien die „Washington Post“, der Finanzdienst Bloomberg und die „Wall Street Journal“-Mutter Dow Jones. Dieses Informationen ließ Facebook unkommentiert.

Facebook bekommt News-Bereich – nach schlechten Erfahrungen

Facebook-Chef Mark Zuckerberg hatte den separaten News-Bereich im April ins Gespräch gebracht. Das Online-Netzwerk wolle stärker „hochwertige und vertrauenswürdige News“ hervorheben, sagte Zuckerberg bei seinem Deutschlandbesuch im April in einem Gespräch mit dem Chef des Medienkonzerns Springer, Mathias Döpfner. Dabei schloss Zuckerberg auch Lizenzzahlungen an teilnehmende Medienunternehmen nicht aus.

Facebook schwankte im Umgang mit Medieninhalten in den vergangenen Jahren hin und her. Zunächst wurde das Online-Netzwerk zu einer immer wichtigeren Plattform für Medienunternehmen, um Nutzer zu erreichen. Doch dann wurde Facebook im Zuge des US-Präsidentschaftswahlkampfs 2016 für die massenhafte Verbreitung gefälschter Nachrichten missbraucht – und setzte neue Prioritäten.

Gerade erst bekamen Freunde und Familie im Feed mehr Bedeutung

Anfang 2018 kündigte Zuckerberg an, Beiträge von Familie und Freunden sollten im Newsfeed der Nutzer mehr Gewicht erhalten, als es Medieninhalte tun. Viele Nutzer fragten sich, nach welchen Kriterien Facebook entscheidet, welche Artikel die Nutzen sehen. Die Idee eines abgetrennten Bereichs für Medieninhalte – diesen Weg geht unter anderem der Konkurrent Snapchat – lehnte Facebook damals noch ab.

Facebook und Google sind besonders stark im Geschäft mit Online-Werbung – und bei ihnen landen auch Anzeigenerlöse, die früher an Medienunternehmen gingen.

Ganze Artikel – oder nur Appetithäppchen zum Anklicken

Facebook bietet Medienpartnern laut „Wall Street Journal“ die Wahl, ob sie ihre Inhalte direkt auf der Plattform des Online-Netzwerks vorhalten – oder in den neuen Bereich nur Überschriften und Auszüge platzieren, die zu ihren eigenen Websites weiterführen. Die Zeitung konnte nicht herausfinden, ob sich schon Medienunternehmen bereiterklärt haben, Inhalte an Facebook zu lizenzieren.

Zuckerberg hatte sich Ende März auch dazu geäußert, dass er sich eine globale Internet-Regulierung wünscht und erklärt, wie diese in seinen Augen aussehen sollte. Kurz zuvor hatten mehrere Zuckerberg-Vertraute das Unternehmen verlassen. (ses/dpa)