Hamburg. Wegen der coronabedingt geringen Produktivität von so manchem Hafen dauert es oft Tage, bis ein Liegeplatz frei wird. Und nun müssen auch noch die Folgen der Suezkanal-Blockade abgearbeitet werden.

Seeschiffe müssen wegen der Corona-Pandemie in den Häfen teils sehr lange auf das Laden oder Löschen ihrer Ladung warten.

Vor allem in Nordamerika führten ein hohes Ladungsaufkommen verbunden mit einer coronabedingt geringen Produktivität in den Häfen sowie Kapazitätsengpässen bei der Bahn und Lastwagen zu teils erheblichen Verzögerungen, sagte der Vorstandschef der Hamburger Reederei Hapag-Lloyd, Rolf Habben Jansen. Teils dauere es mehr als eine Woche, bis ein Liegeplatz frei sei. Allein vor Amerikas größten Häfen Long Beach und Los Angeles warteten derzeit mehr als 20 Schiffe. Ähnliche Probleme gebe es in Oakland, Vancouver, New York und Savannah.

Kritisch sei die Lage auch in Nordeuropa - und dort vor allem in den großen Häfen wie Rotterdam und Southampton. Auch in deutschen Häfen gebe es Verspätungen, doch die seien überschaubar, sagte Habben Jansen. Die vor rund eineinhalb Wochen aufgelöste Blockade des Suezkanals habe die ohnehin schon stark strapazierte Lieferkette noch mehr belastet und wirble den Hapag-Lloyd-Fahrplan weiter durcheinander. "Obwohl die Blockade relativ schnell aufgelöst worden ist, sind wir noch nicht zurück im Normalbetrieb", sagte Habben Jansen. Betroffen seien die Routen Asien-Mittelmeer, Asien-Nordeuropa, Transpazifik und Indien.

Während der Blockade hätte auch nicht viel gefehlt und Hapag-Lloyd hätte seine Schiffe auf den Umweg um Afrika geschickt. "Ich denke, wir waren 24 bis 48 Stunden von dieser Entscheidung entfernt", sagte Habben Jansen. So hätten jedoch nur sechs Allianz-Schiffe den Weg um das Kap der Guten Hoffnung eingeschlagen. Der 400 Meter lange Containerfrachter "Ever Given" hatte den Suezkanal als eine der meistbefahrenen Routen der Welt vom 23. bis zum 29. März sieben Tage blockiert. Dadurch kamen laut Hapag-Lloyd 369 Schiffe nicht mehr weiter, darunter neun Frachter der Hamburger Reederei.

Für Nordamerika hofft Habben Jansen zu einer Rückkehr zur Normalität am Ende des zweiten, Anfang des dritten Quartals. Das sei aber ein Best-Case-Szenario, betonte der Reederei-Chef. Für Europa rechnet er in den nächsten vier Wochen mit erheblichen Problemen. "Wir gehen davon aus, dass die meisten Dienste ein bis zwei Abfahrten verpassen werden, was sich auf die verfügbare Kapazität im zweiten Quartal auswirken wird."

Schwierig werde in den kommenden sechs bis acht Wochen auch die Verfügbarkeit von Containern sein. Grund hierfür sei, dass zum einen viele der Stahlboxen auf Schiffen gebunden seien, die außerhalb der Häfen warten müssen, und zum anderen, dass sich auch die Verweil- und Transitzeiten an Land erhöht hätten. "Wir gehen jedoch davon aus, dass die Situation beherrschbar sein wird", sagte Habben Jansen. So habe Hapag-Lloyd in den vergangenen zwölf Monaten mehr als 300.000 Container gekauft. Und weitere kämen hinzu.

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