Berlin. Opel-Mutter PSA schließt sich mit Fiat Chrysler zum viertgrößten Hersteller der Welt zusammen. Experten erwarten harte Sparmaßnahmen.

Beim Werben um einen Partner blitztes Fiat Chrysler (FCA) im Sommer in Frankreich ab. Aus Fusionsgesprächen mit Renault wurde nichts. Jetzt ist die Partnersuche doch noch von Erfolg gekrönt worden: Der italienisch-amerikanische Konzern verbündet sich mit PSA, der Mutter von Peugeot und Citroën. Damit kommt auch die deutsche Traditionsmarke Opel, die seit zwei Jahren zu PSA gehört, unter ein neues Dach.

PSA bringt die Marken Peugeot, Ci­troën, DS und Opel mit in die Ehe ein. Fiat Chrysler wartet zudem mit Alfa Romeo, Dodge, Jeep, Lancia und Maserati auf. Mit einem Absatz von 8,6 Millionen Fahrzeugen im Jahr wird der fusionierte Konzern nach Volkswagen, Toyota und Renault-Nissan-Mitsubishi zum viertgrößten Autohersteller der Welt.

Zusammengezählt 400.000 Mitarbeiter erwirtschaften einen Jahresumsatz von 170 Milliarden Euro und einen Betriebsgewinn von elf Milliarden Euro. Zum Vergleich: Der VW-Konzern kam 2018 mit 665.000 Beschäftigten bei einem Umsatz von 235 Milliarden Euro auf einen Gewinn von 17 Milliarden.

PSA und Fiat Chrysler: Konzern erwartet Einsparungen in Milliardenhöhe

PSA-Chef Carlos Tavares (61) sieht den am Mittwoch verkündeten Zusammenschluss als „hervorragende Gelegenheit“, eine stärkere Position in der Automobilindustrie einzunehmen. Der neue Verbund sei in der Lage, in neue Technologien zu investieren und damit den Übergang zu sauberer und nachhaltiger Mobilität zu meistern.

Vor allem Fiat Chrysler hatte bislang größere Investitionen etwa in Elektromobilität unterlassen, bringt aber ein starkes Vertriebsnetz in Nordamerika in die Partnerschaft ein. Dort ist FCA vor allem mit den großen Spritschluckern der Marken Jeep und Ram erfolgreich. Mit den erwarteten jährlichen Einsparungen von 3,7 Milliarden Euro durch die Fusion wären die hohen Investitionssummen deutlich leichter zu stemmen.

Opel-Chef Michael Lohscheller sieht in der Fusion Chancen für die deutsche Marke. „Wir werden auch in dem neuen, größeren Konzern die einzige deutsche Marke sein und für deutsche Ingenieurskunst stehen“, sagt er. Aktionäre und Kartellbehörden müssen der Fusion jedoch noch zustimmen. Der Zusammenschluss soll in 12 bis 15 Monaten vollzogen sein.

An der Spitze des neuen Großkonzerns soll Tavares stehen. Der Peugeot-Chef ist als knallharter Sanierer bekannt – er rettete den französischen Konzern vor der Pleite und hat Opel nach der Übernahme vom US-Konzern General Motors innerhalb von zwei Jahren aus den roten Zahlen geführt. Dem Verwaltungsrat wird John Elkann vorstehen. Der 43-Jährige ist der Enkel des früheren Fiat-Bosses Gianni Agnelli.

Hauptaufgabe von Tavares und Elkann wird neben der Elektromobilität der Abbau massiver Überkapazitäten sein. Die Fabriken beider Hersteller sind laut Marktforscher LMC Automotive nur zu 60 Prozent ausgelastet, bei der Vielzahl der Plattformen und in der Verwaltung sehen Experten Sparpotenzial. Tavares betont jedoch: „In diesem Stadium ist nichts entschieden. Wir werten aus, was unsere Möglichkeiten sind.“

Tausende Arbeitsplätze sind in Gefahr

Marktbeobachter erwarten harte Einschnitte. „Der fusionierte Konzern muss massive Einsparungen erzielen und wahrscheinlich auch Werke schließen, auch wenn die Wortwahl des Konzernchefs anders lautet“, sagt NordLB-Analyst Frank Schwope.

Ferdinand Dudenhöffer, Leiter des Car-Instituts an der Universität Duisburg-Essen, stimmt zu: „Es wird ein hartes Restrukturierungsprogramm geben, vor allem in Europa.“ Das werde Opel unter Druck setzen, denn nun seien Alfa und Jeep die Premiummarken im Konzern. Dem Forscher zufolge seien 10.000 Mitarbeiter zu viel an Bord. „Die größten Verlierer werden Ingenieure bei Fiat, Peugeot und Opel sein.“

Frankreichs Wirtschafts- und Finanzminister erinnert unterdessen an die Bedingungen des Staates, der an PSA beteiligt ist: Alle industriellen Standorte im Land müssen erhalten bleiben. Beim gescheiterten Zusammenschluss von Fiat Chrysler und Renault musste Frankreich Vorwürfe politischer Eingriffe zurückweisen.

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