Berlin. Die Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo plant nach dem Warnstreik am Sonntag bei vier Lufthansa-Töchtern zunächst keine weiteren Aktionen.

Nach dem Warnstreik bei der Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo im Tarifstreit mit dem Lufthansa-Konzern läuft der Flugbetrieb am Montag wieder weitestgehend normal. Ufo kündigte an, in dieser Woche auf weitere Aktionen zu verzichten.

Am Tag nach dem Warnstreik gab es nur noch vereinzelte Flugausfälle. Zwischen Hamburg und Köln wurde am Montagmorgen ein Hin- und Rückflug von Eurowings gestrichen, in Bremen und Düsseldorf jeweils eine Lufthansa-Maschine nach München. Außerdem waren etliche Flüge mit einer Stunde und mehr stark verspätet.

Der Ufo-Vizevorsitzende Daniel Flohr wertete die erste Warnstreikwelle vom Sonntag als Erfolg und sprach von mehr als 150 ausgefallenen Flügen bei den bestreikten Lufthansa-Tochtergesellschaften Eurowings, Germanwings, Lufthansa Cityline und Sunexpress. Die Lufthansa-Kerngesellschaft war anders als zunächst angekündigt nicht betroffen.

Die Lufthansa wollte keine exakte Zahl der annullierten Flüge nennen, bestätigte aber die am Sonntag in Medien genannte Größenordnung von rund 100 Ausfällen. 90 Prozent der Crews hätten sich am Sonntag zum Dienst gemeldet, so der Konzern.

Bei der Gewerkschaft Ufo laufen nun Urabstimmungen über unbefristete Streiks. Diese sollen bis zum 1. November abgeschlossen sein.

Streik bei Lufthansa: Airline hat mehr Gehalt angeboten

Bei der Lufthansa hatte Ufo 1,8 Prozent mehr Gehalt gefordert – kurz vor dem Warnstreik hatte die Fluggesellschaft ihren Mitarbeitern sogar eine Erhöhung um 2,0 Prozent in Aussicht gestellt. Unmittelbar danach schob Ufo weitere Tarifforderungen nach, die Lufthansa in einem Brief umgehend ablehnte.

Der Warnstreik am Sonntag war ursprünglich für die Zeit von 5 bis 11 Uhr angekündigt und wurde kurzfristig bis Mitternacht verlängert. „Die vollmundigen Ankündigungen der Lufthansa, alle Flüge stattfinden zu lassen, sind einfach nicht eingetreten“, sagte Flohr am Sonntag. Er beschuldigte das Management des Airline-Konzerns, Streikbrecher mit bis zu 200 Euro Extra-Prämien geködert zu haben.

Ein Eurowings-Sprecher hatte erklärt, dass nur tarifvertraglich fest vereinbarte Zuschläge gezahlt würden. Diese würden immer fällig, wenn Flugbegleiter sich an freien Tagen freiwillig meldeten. Allgemein hielten sich die Auswirkungen der aus Sicht des Konzerns rechtswidrigen Warnstreiks in engen Grenzen. „Mehr als 90 Prozent der Crews sind pünktlich zum Dienst erschienen.“

Der Eurowings-Schalter am Flughafen in Düsseldorf am Sonntagmorgen. Hier bildeten sich zeitweise längere Schlangen von betroffenen Fluggästen.
Der Eurowings-Schalter am Flughafen in Düsseldorf am Sonntagmorgen. Hier bildeten sich zeitweise längere Schlangen von betroffenen Fluggästen. © dpa | Friso Gentsch

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Zwischen der Lufthansa und der Gewerkschaft tobt seit Monaten ein erbitterter Streit. Die Lufthansa sieht sowohl die Gewerkschaftseigenschaft der Ufo als auch die Vertretungsbefugnis des Ufo-Vorstands als ungeklärt an.

In der Vergangenheit hatten Streiks des Kabinenpersonals bei der Lufthansa und ihren Tochtergesellschaften zu erheblichen Einschränkungen im Flugbetrieb geführt. Es gab im Vorfeld des Warnstreiks am Sonntag aber große Zweifel daran, ob die Gewerkschaft diesmal erneut viele Mitglieder zum Arbeitskampf motivieren könnte.

Heftige Auseinandersetzungen an Gewerkschaftsspitze

Nicht nur zwischen Lufthansa und Ufo liegen im Streit – auch intern herrscht bei der Gewerkschaft Chaos an der Spitze. In einem Führungsstreit sind mehrere Vorstände zurückgetreten, darunter auch der langjährige Vorsitzende Nicoley Baublies.

Streiks der Flugbegleiter haben in der Vergangenheit zu vielen Flugausfällen geführt – unklar ist, ob die Gewerkschaft Ufo noch so stark aufgestellt ist.
Streiks der Flugbegleiter haben in der Vergangenheit zu vielen Flugausfällen geführt – unklar ist, ob die Gewerkschaft Ufo noch so stark aufgestellt ist. © dpa | Oliver Berg

Nach einer langen Auseinandersetzung hatte die Lufthansa Baublies kürzlich fristlos entlassen – er sei ohne Genehmigung als Berater für die Gewerkschaft tätig gewesen, hieß es. Der frühere Ufo-Chef kündigte an, gegen die Entlassung vorzugehen. Aktuell führt ein Interimsvorstand die Gewerkschaft. Die Lufthansa will vor einem Arbeitsgericht klären lassen, ob die Gewerkschaft überhaupt noch tariffähig ist.

Gericht stärkt Haltung der Flugbegleiter

Kürzlich hatte jedoch das Frankfurter Arbeitsgericht in erster Instanz festgestellt, dass Tarifverträge bei der Lufthansa-Kerngesellschaft rechtmäßig durch Ufo gekündigt seien worden. „Dass ein zweites Gericht die Sache völlig anders sieht, halte ich für unwahrscheinlich“, sagte Ufo-Vorstand Flohr Ende September.

Weitere Prozesse wollte die Gewerkschaft nicht abwarten. Die Lufthansa erhebe ständig neue Vorwürfe, weshalb ein Ende der Auseinandersetzungen nicht absehbar sei. Daher hatte Ufo nun den Arbeitskampf eingeleitet.

Nicht immer ist klar, wann Flugreisenden Entschädigungen zustehen – wann es Entschädigung gibt und ob auch Hotelkosten übernommen werden. Für das Personal an Bord ist es auch aus anderen Gründen nicht immer einfach: Flugbegleiter werden häufig Opfer sexueller Belästigung.