Wolfsburg. Volkswagen fokussiert sich auf die Elektromobilität. Doch Oliver Blume setzt beim zweitgrößten Autobauer der Welt auch auf eFuels.

Der neue Chef des Volkswagenkonzerns, Oliver Blume, will in seinem neuen Amt neben dem Ausbau der Elektromobilität auch auf die Entwicklung synthetischer Kraftstoffe setzen.

In einem Interview mit der Braunschweiger Zeitung, die wie dieses Portal zur FUNKE Mediengruppe gehört, sagte Blume: „Die Produktion von eFuels macht Sinn, wenn ich sie an Orten auf der Welt herstelle, wo nachhaltige Energie im Überfluss vorhanden ist. Dann ist der Energiebedarf zweitrangig. Synthetische Kraftstoffe haben den Vorteil, dass sie sich wie traditionelle Kraftstoffe transportieren lassen. Zudem kann die heutige Infrastruktur genutzt werden.“

Laut Blume werde der Konzern „die Nachfrage nach Verbrennungsmotoren deshalb noch zahlreiche Jahre bedienen. Die Elektro-Mobilität wird sich weltweit irgendwann nachhaltig durchsetzen, wir müssen aber Lösungen für den Weg dorthin schaffen.“ Es sei eine der „wichtigsten Verantwortungen unserer Generation, dem Klimaschutz gerecht zu werden und die Welt für künftige Generationen lebenswert zu erhalten“, so der neue VW-Vorstandsvorsitzende im Interview.

VW: Blume will an Ausrichtung in Richtung E-Mobilität nicht rütteln

Blume sagte, dass VW unter seiner Führung „das Tempo bei der Elektro-Strategie beibehalten – und wo möglich sogar steigern“ werde. Elektromobilität sei „die Zukunft“. Die Marke Porsche, die Blume weiter führt, sei „heute einer der Hersteller mit der progressivsten Elektrifizierungsstrategie“.

Blume betonte die Ambition, „in 2030 mehr als 80 Prozent unserer Fahrzeuge mit vollelektrischem Antrieb auszuliefern“. Deswegen setze man auf „ein doppeltes E: Elektromobilität und ergänzend eFuels“. Weltweit gebe es heute mehr als 1,3 Milliarden Verbrennerfahrzeuge. Blume: „Viele davon werden auch in 30 bis 50 Jahren noch auf dem Markt sein. Stark abhängig von den Weltregionen. Jedes Prozent als Beimischung im Kraftstoff kann den CO₂-Ausstoß senken. Zusätzlich werden Flug- und Schifffahrt synthetische Kraftstoffe benötigen.“

Das ganze Interview mit dem neuen VW-Cher Oliver Blume lesen Sie hier.

Neuer VW-Chef sieht sich als „Spielertrainer“

Seit dem 1. September ist Oliver Blume Vorstandsvorsitzender des Volkswagenkonzerns.
Seit dem 1. September ist Oliver Blume Vorstandsvorsitzender des Volkswagenkonzerns. © FUNKE Foto Services | Reto Klar

Oliver Blume ist seit dem 1. September offiziell Chef des Volkswagenkonzerns. Er übernimmt die Aufgabe von Herbert Diess. Im Juli war überraschend die Ablösung von Diess bekanntgeworden, der den VW-Konzern stark auf die Elektromobilität ausgerichtet hatte, dabei aber immer wieder in Konflikte geraten war, unter anderem mit dem mächtigen VW-Betriebsrat.

Oliver Blume bezeichnet den Wechsel von Herbert Diess zu ihm als einen „Generationswechsel, der irgendwann ohnehin angestanden hätte“. Die Eigentümer und Stakeholder des Unternehmens hätten sich „länger Gedanken über den richtigen Zeitpunkt gemacht“. Blume: „Wir steuern den Konzern nun in eine neue Phase. Das war auch der Beweggrund, den Wechsel jetzt zu vollziehen“. Blume will bei Volkswagen „den Teamgedanken weiter ausbauen“. Volkswagen sei „wie eine Sportmannschaft“ und er sehe sich dabei „als Spielertrainer“.

Der 54-Jährige führte aus: „Ich denke immer in Chancen. Auf Erfolgen aufbauen, aus Niederlagen lernen. Wie im Sport. Ich gebe Leitplanken vor, die die gleichzeitig genügend Spielraum geben, sich zu entfalten“. Er kenne „buchstäblich jeden Winkel des Unternehmens“ und wisse „genau, wo wir anpacken müssen“. „Gute Führung“ ist für Blume „immer der Schlüssel zum Erfolg“.

Blume erklärte, „abgeleitet von unseren großen Baustellen habe ich einen 10-Punkte-Plan ausgearbeitet. Das sind die Bälle, die am Ende des Jahres im Tor liegen müssen.“ Dabei gehe es laut Blume um die finanzielle Robustheit von VW, das Weiterentwickeln der Produkte, Software und Technologien, Regionen wie China und Nordamerika sowie um Nachhaltigkeit und den Kapitalmarkt“.

Blume sieht VW in China als Vorbild

Vor dem Hintergrund der Diskussion um die Menschenrechtslage in China sieht der neue Chef den Volkswagen-Konzern als Vorbild. „Wir haben eine ganz klare Maxime: Wir treten als Vorbild auf, wenn es um Menschenrechte geht. Diese Werte gelten überall auf der Welt“. Was das Geschäft in China angehe, sei es entscheidend, „den chinesischen Kunden zu verstehen“. Volkswagen müsse „ganz dicht am Markt sein und auch aus den Märkten heraus Dinge regional entwickeln“.

Angesprochen auf eine mögliche Krise im südchinesischen Meer sagte Blume: „Eine gute Risikoanalyse ist sehr wichtig. Wir können uns aber nicht gegen alles versichern.“ Der beste Schutz, so Blume, sei eine „finanzielle Robustheit, um gegen Volumenschwankungen aufgestellt zu sein“.

Formel 1: Noch keine finale Entscheidung bei Porsche

Porsche, dessen Chef Blume in Doppelfunktion bleibt, sei es „immer gelungen, robust durch alle Krisen zu steuern“, weil man „das Geschäftsmodell strategisch sehr vorausschauend aufgestellt habe“. Volkswagen wolle „in den USA stark Marktanteile gewinnen“, außerdem käme Südostasien als große Wachstumsregion hinzu. Für den Konzern sieht Blume „in Nordamerika noch Handlungsbedarf“.

Mit Blick auf einen möglichen Formel-1-Einstieg von Porsche sagte Blume wörtlich: „Audi hat kommuniziert, dass sie ab 2026 in die Formel 1 einsteigen werden. Porsche befindet sich in Gesprächen, wir haben aber noch keine finale Entscheidung getroffen.“ Grundsätzlich begrüßt Blume „das neue Reglement, das eine deutlich höhere Elektrifizierung der Motoren zulässt und den Einsatz von synthetischen Kraftstoffen.“