Wolfsburg. Die Corona-Folgen schmälern auch bei Volkswagen das Ergebnis erheblich. Faktoren wie die “Dieselgate“-Kosten außen vor gelassen, soll nach 2020 dennoch ein Milliardengewinn übrig sein. Der ist aber nur etwa halb so groß wie 2019 - und es gibt weitere Unsicherheiten.

Der Volkswagen-Konzern rechnet für das abgelaufene Jahr nach starken Absatzverlusten in der Corona-Krise mit einem etwa noch halb so hohen Gewinn im laufenden Geschäft.

Wie die Wolfsburger mitteilten, wird ein Wert von rund 10 Milliarden Euro für das operative Ergebnis vor Sondereinflüssen - darunter vor allem weitere Rechtskosten zur Bewältigung der Dieselkrise - angenommen.

Dies gelte auf Basis vorläufiger Zahlen, Ende Februar sollen dann die abschließenden Daten folgen. Konkrete Angaben zum Nettogewinn 2020 machte VW noch nicht, die "Dieselgate"-Belastungen waren zuletzt aber spürbar gesunken. 2019 hatte der Konzern im Tagesgeschäft noch ein bereinigtes Betriebsergebnis von gut 19,3 Milliarden Euro verbucht.

Die Verkäufe zogen jüngst wieder an. Es habe zum Jahresende eine "sehr positive Entwicklung" gegeben, hieß es aus dem Unternehmen. Auch die Kernmarke VW Pkw habe im vierten Quartal operativ wieder die Gewinnschwelle erreicht. Bei Audi und Porsche sei das Geschäft ebenfalls gut gelaufen. In den internen Programmen zur Verbesserung der Effizienz und Kostensenkung gebe es wichtige Fortschritte.

Volkswagen wies gleichzeitig auf die "beispiellosen andauernden Covid-19-Herausforderungen" hin. Im Frühjahr war die gesamte Branche wegen geschlossener Autohäuser, unterbrochener Lieferketten und des allgemeinen Nachfragerückgangs in große Schwierigkeiten geraten. Zuletzt erholte sich der Absatz wieder. "Die Umsatzerlöse stiegen entsprechend ebenfalls erheblich." Details wurden noch nicht genannt.

2019 hatte die VW-Gruppe weltweit 252,6 Milliarden Euro erlöst, der Nettogewinn war auf 13,3 Milliarden Euro geklettert. Es gibt jedoch auch aktuell Probleme, etwa wegen fehlender Mikrochips für die Kfz-Elektronik und neuer Shutdowns in zahlreichen Ländern.

Insgesamt ließ die Pandemie 2020 die Auslieferungen des Konzerns um 15,2 Prozent abrutschen. Deutliche Zuwächse gab es allerdings bei den alternativen Antrieben: Für reine E-Fahrzeuge wurde mehr als eine Verdreifachung auf knapp 232 000 Stück gemeldet, bei Plug-in-Hybriden eine Steigerung um 175 Prozent auf rund 190 000 Exemplare. Die neuen Flotten-Vorgaben der EU zum CO2-Ausstoß verfehlte die VW-Gruppe knapp. Aufgrund entsprechender Rückstellungen soll das Ergebnis im vierten Quartal dadurch jedoch nicht zusätzlich belastet werden.

Bei der Vorlage der Geschäftszahlen zum dritten Quartal Ende Oktober hatte VW bereits von einer stabileren Entwicklung berichtet, nachdem es im Frühling noch dramatisch abwärtsgegangen war. Der auf die Aktionäre entfallende Nettogewinn pendelte sich zwischen Juli und September bei knapp 2,6 Milliarden Euro ein. Verglichen mit den Vorjahreswerten machte sich die Pandemie jedoch weiter bemerkbar.

Auch das besonders konjunktursensible Geschäft schwerer Nutzfahrzeuge musste 2020 Federn lassen. Die VW-Holding Traton mit Marken wie MAN und Scania meldete einen Einbruch des um Sondereffekte bereinigten Betriebsergebnisses um fast 93 Prozent auf 135 Millionen Euro. Der Umsatz ging um knapp 16 Prozent auf 22,6 Milliarden Euro zurück.

Branchenbeobachter werteten die VW-Eckdaten insgesamt positiv, der Autokonzern habe einige Erwartungen noch übertreffen können. NordLB-Analyst Frank Schwope sprach von einem "überraschend stark ausgefallenen" Ergebnis - er warnte aber auch, dass die gegenwärtigen Lockdowns noch einmal "starke Herausforderungen" mit sich brächten.

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