Twistetal/Kassel. Drei Menschen sind nach dem Verzehr von Wilke-Fleisch 2019 gestorben. Nun hat die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen ausgeweitet.

Drei Menschen starben im vergangenen Jahr nach dem Verzehr von Wilke-Produkten Todesursache: Infektion mit Listerien-Keimen. Dazu wurden 34 weitere Krankheitsfälle mit dem Essen von verunreinigtem Fleisch in Verbindung gebracht. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen weitere Verdächtige.

Neben dem Geschäftsführer rückte auch die stellvertretende Geschäftsführerin und der Produktionsleiter ins Visier der Ermittler. Das erklärte eine Justizsprecherin am Dienstag.

Wilke-Fleischskandal: Zwei weitere Verdächtige

„Neben dem Verdacht der fahrlässigen Tötung, der fahrlässigen Körperverletzung und des Verstoßes gegen das Lebensmittel- und Futtergesetzbuch besteht nunmehr auch der Verdacht des gewerbsmäßigen Betruges gegen die Beschuldigten“, erklärte sie. Zuvor hatte der private Rundfunksender Hit Radio FFH darüber berichtet.

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    Über mehrere Jahre sollen gesperrte und nicht mehr verkaufsfähige Waren in den Handel gekommen seien, so der Verdacht der Staatsanwaltschaft. Aufgrund von Zeugenaussagen sei nach derzeitigem Ermittlungsstand davon auszugehen, dass die stellvertretende Geschäftsführerin sowie der Produktionsleiter davon ebenfalls Kenntnis hatten.

    Wilke soll abgelaufene Ware verkauft haben

    Nach den bisherigen Ermittlungen sei es ab dem Jahr 2012 zu erheblichen Überproduktionen gekommen. Die überschüssigen Waren hätten nicht mehr adäquat gekühlt und gelagert werden können. Dadurch sollen vermehrt Waren verdorben sein. Diese seien zunächst mit einem Sperrvermerk versehen worden, später aber offenbar durch den Geschäftsführer wieder für den Verkauf freigegeben worden.

    In Wurst-Waren des nordhessischen Fleischherstellers Wilke waren Listerien nachgewiesen worden. Die Keime können bei geschwächtem Immunsystem lebensgefährlich sein. Bisher stand Wilke vor allem wegen unhygienischer Produktionsbedingungen in der Fabrik in Twistetal-Berndorf im Fokus.

    Wilke-Skandal – mehr zum Thema:

    Im vergangenen November hatte die hessische Staatsministerin für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Priska Hinz (Grüne), den Abschlussbericht zum Fleischskandal vorgestellt – und zeichnete ein Bild des Versagens.

    Zuvor hatten Verbraucherschützer einen erschreckenden Bericht veröffentlicht. An einer Stelle ist von „Verwesungsgeruch“ in einem Aufzug die Rede, in dem auch Wurst und Fleisch offen transportiert worden seien. (dpa/gem)