Das zweite Solo-Album Rory Gallaghers entsteht binnen kürzester Zeit und unter widrigen, aber bewusst gewählten Umständen. Christian Werner über „Deuce“.

Im Februar 1971 debütiert Rory Gallagher mit einem selbstbetitelten Album solo, und bereits im November bringt er den Nachfolger „Deuce“ auf den Markt. Nach vier erfolgreichen Jahren mit der Band Taste will der irische Gitarrist seine Solo-Karriere vorantreiben, und das zweite Album soll die Atmosphäre seiner Live-Shows spiegeln.

Ein Unterfangen, an dem schon einige Musiker scheiterten. Der Trick, den Gallagher und seine Mini-Band mit Gerry McAvoy (Bass) und Wilgar Campbell (Schlagzeug) anwenden: Sie nehmen die Songs kurz vor oder nach ihren Shows auf. Denn die Gruppe ist noch mit dem ersten Solo-Werk auf Tour.

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Die Band nimmt meist live auf

Gallagher findet für die Spontan--Sessions, die auch mal vier Uhr morgens stattfinden, den passenden Ort: die Trident Studios, eigentlich bekannt für Reggae-Aufnahmen, in Dalston im Londoner Osten – zur damaligen Zeit ein kriminelles Pflaster. Doch Gallagher fürchtet sich nicht, im Gegenteil, er mag das Klima. Immerhin ist er Reeperbahn gestärkt, wo er Mitte der Sechzigerjahre längere Zeit aufgetreten ist.

Das Cover des Albums „Deuce“ (50th Anniversary Edition) von Rory Gallagher.
Das Cover des Albums „Deuce“ (50th Anniversary Edition) von Rory Gallagher. © Universal Music

Gangster-Area, Live-Power – das Adrenalin soll die Aufnahmen bewusst beeinflussen. Gallagher produziert selbst, der Sound und die Stücke sind rauer als auf dem Vorgänger. Die Band nimmt meist live auf. Gallagher bleibt bei seinem stark vom Blues beeinflussten Rock und Folk.

Die Gitarren-Soli sind ausufernd, auch hier folgt die Band der Live-Maxime. „I’m not awake yet“ ist von keltischer Folkmusik inspiriert mit Prog-Rock-Elementen, insofern zählen auch Jazz-Einflüsse dazu – es ist nicht der einzige Song, wie „There’s a Light“ oder „Crest of a Wave“ zeigen.

Zum verspäteten 50-Jährigen gibt es das Album im neuen Mix und mehreren Editionen: Das große Box-Set mit vier CDs, 64-seitigem Buch samt unveröffentlichter Fotos von Mick Rock, Essays und Erinnerungsstücken, achtundzwanzig Outtakes und Demos sowie einer BBC-Radio-Aufnahme von 1972 und Radio-Bremen-Session von 1971. Der Mitschnitt aus Deutschland gehört auch zu den gekürzten Zwei-CD- und Drei-LP-Versionen.

„Deuce“ bleibt seinerzeit verkaufstechnisch unter den Erwartungen, mausert sich aber in den Zeitläuften zum Fan-Liebling und Einfluss-Faktor. Johnny Marr etwa, Ex-Gitarrist von The Smiths, verdankt dem Nachspielen der Platte (statt in die Schule zu gehen) viel von seiner Fingerfertigkeit, schreibt er im Vorwort der neuen Edition.

Reinhören!

Wir haben die Playlist zum Krisen-Modus. Hören Sie unsere Auswahl an Songs für die Heimarbeit, zur Kurzweil oder für andere Ablenkungen in Selbstquarantäne.

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