Musiker sind kreative Menschen und erfinderisch offenbar noch dazu: Die Philharmonie Jena hat eine ungewöhnliche Werbeaktion speziell für Radler gestartet. Damit sollen vor allem junge Leute für den Klangkörper und sein Konzertprogramm interessiert werden.

Jena. Wer in diesen Tagen einen bunten Regenschutz auf dem Sattel seines im Stadtzentrum abgestellten Fahrrades aufgezogen findet, sollte sich nicht wundern: Es handelt sich um eine Werbeaktion der Jenaer Philharmonie gemeinsam mit dem Carsharing "teilAuto" und dem Stadtmagazin 07.

Adressaten sind vor allem Studenten, weil die wohl doch die meisten Radfahrer in dieser Stadt stellen, aber auch alle anderen Radler, die in Jena unterwegs sind. Ziel ist es, sie alle anzuregen, doch einmal in ein Konzert der Jenaer Philharmonie zu kommen. "Nachdem bereits unsere Bierdeckel-Aktion in mehreren Szenekneipen der Stadt mit einem sehr guten Echo angelaufen ist, machen wir nun einen weiteren Versuch, um mehr junge Leute, besonders auch Studenten, in unsere Konzerte zu holen", erklärt Philharmonie-Intendant Bruno Scharnberg. Er möchte seinen renommierten Klangkörper ganz einfach im Stadtgespräch halten, und das gerade auch bei jungen Menschen.

Dabei kann sich Scharnberg eigentlich gar nicht so richtig beschweren über Mangel an Publikum. Denn seine Konzerte im Saal des Volkshauses sind im Schnitt mit 88 Prozent gut ausgelastet. Und die Abonnentenzahl kann sich gleichfalls sehen lassen. Sie lag in der jüngsten Spielzeit bei 1766, fast vier Prozent höher als das Jahr zuvor. Dennoch, so weiß der Intendant nur zu gut: Man muss sich immer was einfallen lassen und auch mal neue Wege gehen, um Konzertgäste zu gewinnen, die ansonsten vielleicht nie ins Volkshaus gehen.

Die aber seien sehr spontan und überlegen sich stets erst kurzfristig, ein Konzert zu besuchen. Das habe man bei der Philharmonie auch schon mit dem Studenten-Abo gemerkt, das man auch weiterhin anbieten werde. Das sei mit 36 Euro sehr günstig und umfasse vier Konzerte eigener Wahl, egal, ob man vier mal allein, zwei mal zu zweit oder einmal zu viert kommt. Doch Studenten würden sich eben nicht gern längerfristig binden lassen.

Dabei schätzt sich Scharnberg schon glücklich, dass er in den Philharmoniekonzerten meist 30 bis 50 Studenten als Zuhörer sitzen hat. Das sei im Vergleich zu Klassikkonzerten in anderen Städten schon ganz gut. Doch wenn man bedenke, wie viele junge Leute in Jena studieren, so fragt sich der Intendant schon, warum denn davon nicht mehr ins Volkshaus kommen. Also will er bei ihnen bekannter werden.

Das fanden auch Niklas Wahholtz, Regionalleiter von "teilAuto", und Florian Görmar vom Stadtmagazin 07 gut und unterstützen die Aktion. Der bunte Sattelbezug trägt die Aufschriften der Beteiligten und deren Farben. Ein ansprechend gestaltetes Werbegeschenk, für das Radfahrer ansonsten ja im Handel auch wenigstens sechs Euro hinlegen müssten, wie André Nawrotzki vom ausführenden Gestaltungsbüro Dominoplus meint.