Berlin. Im TV-Talk bei Markus Lanz schießen sich die Gäste auf CSU-Generalsekretär Martin Huber ein. Welche Aussagen ihn in Bedrängnis bringen.

Am Ende ist drei von vier Gästen die Erschöpfung deutlich im Gesicht abzulesen. Leicht genervt, außer Atem und mit gerunzelter Stirn sitzen sie in der Runde bei Markus Lanz und blicken auf ihren Widersacher des Abends: Martin Huber. Der bayerische CSU-Generalsekretär ist extrem motiviert an diesem Donnerstag. Auf seine Heimat lässt er in Sachen erneuerbare Energien nichts kommen. Auf kritische Argumente antwortet er mit, zum Teil, äußert polemischen Gegenfragen, er gibt Sachverhalte falsch wieder und fällt ins Wort, ohne selbst Punkt und Komma zu akzeptieren. Am Ende kann ihm nicht mal Lanz Einhalt gebieten.

„Markus Lanz“ – Das waren die Gäste:

  • Martin Huber, CSU-Politiker
  • Kristina Dunz, Journalistin
  • Paulina Brünger, Klimaaktivistin
  • Johannes Lackmann, Windkraftunternehmer

Dabei fängt alles mit harmlosem Geplänkel an, bei dem man auch allerhand Privates über den Generalsekretär erfährt. So habe Hubers Kinderzimmer ausgesehen wie ein FC Bayern Fanshop, umso enttäuschender für ihn natürlich das Ausscheiden der Bayern im DFB-Pokal. Und auch mit seinen Wortneuschöpfungen („Chaos-Ampel“, „Heiz-Sozialismus“) sorgt Huber vor allem bei Lanz für heitere Stimmung.

Beim Thema Klimaschutz betont Huber: Bayern sei in Sachen erneuerbare Energien – oder wie er es liebevoll nennt: Heimatenergien – die Nummer eins. „Auch bei Windkraft?“, hackt Lanz mehrmals nach, bekommt allerdings keine klare Antwort, sondern lediglich eine Gegenfrage: Und wer ist schuld daran, dass in Bayern so wenig Windräder aufgestellt werden? „40 Prozent der Klagen kommen von Naturschutzverbänden“, betont der CSU-Mann. Dieses Verhalten Hubers – auf direkte Fragen mit provokanten oder schnippischen Gegenfragen zu antworten und so die Verantwortlichkeit von der CSU wegzuschieben – wird sich leider durch den gesamten Abend ziehen.

„Lanz“: Beim Thema Windkraft bekommt der CSU-Politiker Gegenwind

Hubers Argument ist Johannes Lackmann jedoch zu leicht. Er ist Windkraftunternehmer in Nordrhein-Westfalen und gilt als Pionier seiner Branche. Auch in seinem Bundesland werde gegen Windkraft-Anlagen geklagt, erklärt er. Doch anstatt sich damit zufriedenzugeben, bemühe man sich in NRW, das öffentliche Bild zu verändern. Es sei entscheidend, wie man über erneuerbare Energien spricht. „Mittlerweile will auch die Industrie den Strom. Das verändert eine Menge“, erläutert Lackmann und berichtet von Gemeinden, in denen sämtliche Gewerbebetriebe geschlossen dem Bürgermeister schreiben, um den Bau von Windrädern voranzubringen. So gehe der Ausbau schneller und im Einklang mit den Bürgerinnen und Bürgern vor Ort.

Natürlich gibt es einen Grund, weshalb Lanz die Windkraft in die Runde wirft. Denn obwohl bayerische Politiker wie Huber oder Markus Söder immer wieder auf die Spitzenposition des Freistaats im Bezug auf erneuerbare Energien pochen, hinkt Bayern beim Ausbau der Windkraft hinterher. Laut Statistik der Bundesnetzagentur wurden bis zum 12. März in Nordrhein-Westfalen bereits 15 neue Windkraftwerke genehmigt. In Bayern gab es 2023 noch keine einzige Genehmigung für neue Windturbinen. Doch anstatt die Argumente von Lackmann anzuerkennen oder einen Diskurs zuzulassen, reagiert Huber abwehrend. „Sie müssen sich von der Illusion verabschieden, dass sich ein Energierstandort wie Deutschland komplett erneuerbar versorgen kann“, betont er. Deshalb bräuchte es einen ausgeglichenen Mix aus erneuerbaren Energien wie Solar- und Bioenergie oder Wasserstoff.

„Markus Lanz“: Journalistin fordert Selbstkritik von der CSU

Hubers Haltung erstaunt Kristina Dunz vom „RedaktionsNetzwerk Deutschland: „Die CSU ist mit dafür verantwortlich, wo wir heute stehen“, meint die Politikexpertin und appelliert an Huber: „Es wäre gut, daraus auch Konsequenzen zu ziehen und ein bisschen selbstkritisch zu sein.“ Mit Blick auf die junge Generation und die „Fridays for Future“-Aktivistinnen und Aktivisten beobachtet sie vor allem eine Veränderung des bisherigen Wohlstandsbegriffs. „Sachen, die lange Zeit Selbstverständlichkeiten waren, sind es in dieser Zeit nicht mehr“, pflichtet ihr auch Klimaaktivistin Pauline Brünger bei. „Unsere Priorität sollte es sein, dass alle Menschen gutes Wasser zum Trinken haben und zwar genug davon. Dass wir im Sommer noch rausgehen können.“ Um dieses Ziel zu erreichen, müssten wir sehr viel plötzlich anders machen, doch es sei eine Veränderung, der wir uns nicht verwehren könnten.

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Zu Huber gewandt betont die Aktivistin außerdem: „Mir ist es wirklich egal, wie gut sie im Vergleich mit den anderen Staaten dastehen.“ Das Wichtigste sei, ob wir es schaffen, eine Klimakatastrophe zu verhindern. Nicht, um die Atmosphäre, „sondern, um die Menschen zu schützen.“

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