Berlin. Waffen oder Verhandlungen? Darüber stritt die Runde bei Lanz. Ein Diplomat wurde unerwartet deutlich. Aus der SPD bekam er Rückenwind.

Können Waffen Frieden schaffen? Diese Frage spaltete ein Jahr nach Beginn des Angriffskriegs auf die Ukraine die lebendige Diskussionsrunde bei Markus Lanz. Auslöser war die fortlaufende Debatte um weitere Waffenlieferungen an die Ukraine. Nachdem die Bundesregierung dem Land 14 "Leopard 2"-Panzer zugesagt hat und die Ausfuhr von 178 Leopard-1-Panzer genehmigt hat, drängt die Ukraine nun auf die Lieferung von Kampfjets.

Eine Forderung, der vor allem Wolfgang Merkel kritisch gegenüber steht. Der Politologe, der seit Kriegsbeginn gegen die Lieferung von schweren Waffen ist und auch den offenen Brief dazu an Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) mitunterzeichnet hat, betonte bei Markus Lanz mehrfach, dass "Waffen diesen Krieg nicht beenden, sondern hinziehen werden". Lesen Sie hier: Ukraine-Krieg: Warum Selenskyj vor dem ersten Jahrestag graust

"Markus Lanz" – Das waren die Gäste:

  • Saskia Esken, Politikerin
  • Veit Medick, Journalist ("Der Spiegel")
  • Christoph Heusgen, Diplomat
  • Wolfgang Merkel, Politologe

Für Merkels Geschmack grenze es geradezu an moralisches Versagen, wenn Deutschland immer mehr und effektivere Waffen an die Ukraine liefere. "Der Ukraine werden nicht die Waffen ausgehen", sagte er in der Sendung am Dienstagabend, "der Ukraine werde die Menschen ausgehen". Er appellierte: "Wir müssen die Kunst des friedlichen Regierungshandelns wiederentdecken." Dass Kremlchef Wladimir Putin daran wenig Interesse zeigt, klammerte er aus. Auch interessant: Ukraine-Krieg verschärft Problem mit multiresistenten Keimen

Experte bei "Markus Lanz": "Putin glaubt, dass wir Weicheier sind"

Mehr militärische Unterstützung für die Menschen der Ukraine forderte hingegen der Chef der Münchner Sicherheitskonferenz, Christoph Heusgen. "Putin glaubt, dass wir Weicheier sind, das er die stärkere Durchhaltefähigkeit hat und militärisch erfolgreich sein wird." Klare Worte, die er mit seiner jahrelangen Erfahrung als ständiger Vertreter der Bundesrepublik Deutschland bei den Vereinten Nationen begründete. Lesen Sie mehr: Ukraine-Krieg: Russland nutzt stark bewaffneten Panzerzug

2015 war Heusgen mit daran beteiligt, das Minsker Abkommen auszuarbeiten, dessen Kern es war, die Souveränität und territoriale Integrität der Ukraine zu erhalten. "Putin ist nicht zu Gesprächen bereit", pflichtete ihm SPD-Chefin Saskia Esken bei. Deshalb müsse es das erklärte Ziel sein, dass "Putin sein Kriegsziel, die demokratische Welt zu spalten, nicht erreichen kann und dass wir gemeinsam diese Aggression zurückweisen". Sie lobte die Entscheidung von Scholz für gemeinsame Kampfpanzer-Lieferungen. Mehr zum Thema: Ukraine-Krieg: Warum russische Soldaten so gewalttätig sind

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Runde bei Lanz: "Wir können uns nicht immer auf die Amerikaner verlassen"

Eine klare Positionierung Deutschlands sei besonders in Anbetracht der sich verschärfenden Spannungen zwischen China und den USA erforderlich, ergänzte Heusgen. "Wir können uns nicht immer auf die Amerikaner verlassen." Diese müssten sich zukünftig vermehrt auf die Rivalität mit China konzentrieren. Diesen Eindruck verstärkt auch die gegenwärtige Debatte um den mutmaßlichen chinesischen Spionageballon, der am Wochenende vor der Küste des US-Bundesstaates South Carolina abgeschossen worden ist.

Washington wirft China vor, das Land habe mit dem Ballon Militäreinrichtungen ausspionieren wollen. Die Regierung in Peking sprach dagegen von einem meteorologischen Forschungsballon und erklärte, dass der Abschuss die Beziehungen zwischen der Volksrepublik und den Vereinigten Staaten "ernsthaft beeinträchtigt und beschädigt" habe. Lesen Sie hier: Nach Ballon-Abschuss: So spioniert China Deutschland aus

China und die USA: Warum Joe Biden so unter Druck steht

Der Abschuss zeige "wie sehr Joe Biden unter Druck steht, Stärke gegenüber Peking zu zeigen", sagte der "Spiegel"-Redakteur und langjährige US-Korrespondent Veit Medick. Er vermutete in dem Abschuss auch ein Zeichen an die Republikaner, um den Verdacht zu entwerten, Biden würde die Probleme im eigenen Land, nämlich China und dessen wachsenden Einfluss, durch die Beteiligung am Krieg in der Ukraine aus den Augen verlieren.

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Medick prophezeite: "Gerade im anstehenden Wahlkampf wird es für Biden schwierig werden, uns weiterhin so stark zu unterstützen." Angesichts dieser sich verschiebenden globalen Machtverhältnisse sei es noch wichtiger, dass Deutschland seine neue Rolle in der Welt finde und Verantwortung übernehme, meinte Heusgen. "Wenn wir nicht aufpassen", warnte er, "werden wir eines Tages bei den Vereinten Nationen in der Generalversammlung einer Mehrheit von Staaten gegenüberstehen, die nicht mehr das klassisch-westliche, sondern das russisch-chinesische Narrativ vertreten."

Markus Lanz: So liefen die letzten Sendungen