Greiz. Umgang mit Neophyten und Neozoen sowie deren Auswirkungen auf die heimische Flora und Fauna im Fokus

Wie soll ich damit umgehen, wenn in meinem Garten Riesenbärenklau wächst? Was tun, wenn sich ein Waschbär an meinem Obstbaum labt? Und was, wenn sich Graskarpfen über sämtliche Gewässerpflanzen hermachen? Diese und ähnliche Fragen waren Thema beim 22. Naturschutztag des Landkreises Greiz, dessen Fokus auf invasiven Arten lag.

„Die Idee dazu entstand, da Städte und Gemeinden immer öfter anfragen, wie sie mit derartigen nicht heimischen Pflanzen und Tieren umgehen sollen“, erläutert Karli Coburger von der Unteren Naturschutzbehörde, der die einmal jährlich stattfindende Veranstaltung des Naturschutzbeirates organisatorisch unterstützt. So nahmen neben Vertretern des Beirates, von Naturschutzvereinen oder Nachbarlandkreisen auch jene aus Stadt- und Gemeindeverwaltungen die Einladung gern an, um Handlungsempfehlungen zu erhalten.

Jeder ist gefragt

Um das Fazit der Veranstaltung schon einmal vorwegzunehmen: Invasive Arten erfordern einen gesamtgesellschaftlichen Umgang. Wie mit Pflanzen und Tieren umzugehen ist, die eingewandert sind und hiesige Arten verdrängen, ist eben nicht allein Aufgabe öffentlicher Einrichtungen. „Hier ist im Prinzip jeder gefragt“, appelliert Naturschutzbeiratsvorsitzender Rasmus Röhling.

Was also tun mit Neophyten (regional nicht natürlicherweise vorkommende Pflanzen) und Neozoen (regional nicht natürlicherweise vorkommende Tiere)? Die wissenschaftlichen Meinungen gehen auseinander. „Die einen sprechen von Bereicherung, die anderen von Gefahr für die heimische Natur“, weiß Coburger. Eine abschließende Antwort darauf wird es kaum geben, allein deshalb, weil jede Art einzeln betrachtet werden muss. Umso wichtiger ist die Aufklärung über dieses Thema. Und hierzu möchte der Naturschutzbeirat mit der Veranstaltung, die als Exkursion in Berga startete und über Gauern, Hain, Döhlen und Zeulenroda in den Pöllwitzer Wald führte, beitragen. Viel stärker als bisher soll dargelegt werden, was die pflanzlichen und tierischen Eindringlinge anrichten können. Die Beispiele der Fachreferenten waren vielzählig. Die eigentlich in Afrika heimische Nilgans ist im Landkreis Greiz flächendeckend nachgewiesen. Sie vermehrt sich nicht nur teils überproportional, sondern beraubt teilweise auch Nester heimischer Wasservögel. Der Rote Amerikanische Sumpfkrebs, oft eingeschleppt über den Zoohandel für die Aufhübschung von Gartenteichen, hat sich in seiner Heimat gegen die Krebspest immunisiert, infiziert hierzulande allerdings den vom Aussterben bedrohten Edelkrebs. Der aus Nordamerika stammende Waschbär breitet sich auch im Kreis stark aus, wurde 2018 allein in der Hegegemeinschaft Dreiländereck 180 Mal erlegt. Das Problem: Er frisst alles, sehr gern Vogeleier aus Nestern, hat hier so gut wie keine Fressfeinde und kann über seinen Kot einen für Menschen gefährlichen Bandwurm übertragen.

Auch der Riesenbärenklau, ursprünglich im Kaukasus heimisch, ist längst im Landkreis angekommen. Finanziell von der Sparkassenstiftung Gera-Greiz unterstützt, sind ihm Gärtner der Vogtlandwerkstätten Naitschau seit 2011 auf der Spur. Riesenbärenklau stellt bei direktem Kontakt nicht nur ein gesundheitliches Risiko dar, sondern verdrängt heimische Pflanzen. Jeder Eigentümer ist verpflichtet, Neophyten von seinem Grundstück zu entfernen, so der Hinweis an die Teilnehmer des Naturschutztages.

Probleme mit invasiven Arten werden sich in Zukunft weiter ausweiten. Dies sei eine Folge der Globalisierung. Wie im Einzelnen damit umgegangen wird und welche Verantwortlichkeiten bestehen, dafür müsse ein deutlich stärkeres Bewusstsein in der Bevölkerung geschaffen werden – im Sinne des Schutzes der regional heimischen Flora und Fauna.

Lokale Vorkommen von Neophyten und Neozoen können an das Amt für Umwelt des Landratsamtes übermittelt und dort registriert werden; Telefon: 03661/87 66 01, E-Mail umweltamt@landkreis-greiz.de