Frankfurt/Main / Erfurt . Die Staatsanwaltschaft Frankfurt hat neun Umweltaktivisten wegen Abseilaktionen von Autobahnbrücken im Rhein-Main-Gebiet angeklagt, darunter auch aus Thüringen.

Hintergrund für die Aktionen im Herbst 2020 waren Proteste gegen den umstrittenen Weiterbau der Autobahn 49. Den Aktivisten im Alter zwischen 21 und 41 Jahren wird schwere Nötigung sowie Verstoß gegen das Versammlungsgesetz vorgeworfen, wie die Staatsanwaltschaft Frankfurt am Donnerstag mitteilte. Die Amtsgerichte in Frankfurt und Frankfurt-Höchst müssen nun über die Zulassung der Anklagen entscheiden.

Wegen Verweigerung der Identität wochenlang in Haft

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft handelt es sich bei den Angeklagten um fünf Frauen, drei Männer und eine diverse Person, die aus Thüringen, Hessen, Baden-Württemberg, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen stammen. Fünf von ihnen saßen nach der Festnahme damals bis zu fünf Wochen in Untersuchungshaft, weil sie der Staatsanwaltschaft zufolge ihre Identität nicht preisgeben wollten. Ermittlungsverfahren gegen rund ein Dutzend weitere Aktivisten seien «mangels hinreichenden Tatverdachts» eingestellt worden.

Vollsperrungen und lange Staus bei Aktion

Fünf der nun angeklagten Aktivisten hatten sich am 26. Oktober 2020 im morgendlichen Berufsverkehr von einer Brücke der A5 nahe dem Frankfurter Flughafen abgeseilt und hingen dann etwa vier bis fünf Meter über der Autobahn. Der Verkehr musste gestoppt werden. Ähnliche Aktionen gab es an Brücken der Autobahnen 3 und 661 im Rhein-Main-Gebiet, es kam zu Vollsperrungen und langen Staus. Spezialkräfte der Polizei holten die Aktivisten herunter.

Für den Weiterbau der A49 waren Bäume unter anderem im Dannenröder Forst gefällt worden. Während sich die Autobahnbefürworter weniger Verkehrsbelastung in Dörfern der Region und eine bessere Straßenanbindung erhoffen, sehen Umweltaktivisten das Projekt im Widerspruch zu einer umweltfreundlichen Verkehrswende. Deshalb hatten sie vor allem im Dannenröder Forst Baumhäuser und Barrikaden errichtet, die im vergangenen Herbst schrittweise von der Polizei geräumt wurden.

Im vergangenen November hatten sich ebenfalls Klimaaktivisten an der Brücke über die A4 bei Jena-Lobeda abgeseilt, um gegen die Abholzung des Danneröder Walds zu protestieren.