Gera. Wie sich das Opfer einer vermeintlichen Gewalttat in der Drogenszene um Kopf und Kragen redet und nicht nur die Vorsitzende Richterin in Rage bringt.

Manche Gerichtsverhandlungen lassen einen ratlos zurück. So auch das Verfahren gegen einen stadtbekannten Pößnecker vor dem Landgericht Gera, der einen 20-Jährigen im Februar 2019 für zehn Tage in seiner Wohnung eingesperrt und brutal drangsaliert haben soll – unser Bericht von einem skurrilen Verhandlungstag.

Da wäre zunächst das Opfer, das an drei verschiedenen Verhandlungstagen die Erinnerungen stets anders schildert. Manchmal ändern sich die Angaben auch dreimal in fünf Minuten. Das bringt nicht nur die Vorsitzende Richterin Christina Lichius in Rage, sondern auch Verteidiger Udo Freier. Im Gerichtssaal wird es so laut, dass selbst Wartende draußen auf dem Gang zusammenzucken. Der Zeuge wiederum will mehrfach ansetzen, die Verhandlung zu verlassen, wenn er auf die vielen Widersprüche in seinen Aussagen angesprochen wird. „Das wird mir jetzt zu blöde“, zischt er zu seiner Anwältin, die als Zeugenbeistand neben ihm sitzt.