Die Mediziner fordern, Schulen wieder zu öffnen. Bereits jetzt seien Psychiatrien voll. Wer nicht suizidgefährdet sei, werde abgelehnt.

Mit deutlichen Worten hat der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) die politische Vernachlässigung von Kindern in der Pandemie kritisiert. Der BVKJ-Sprecher Jakob Maske warnte in der „Rheinischen Post“ vor verheerenden Langzeitfolgen für Kinder und Jugendliche.

„Es gibt psychiatrische Erkrankungen in einem Ausmaß, wie wir es noch nie erlebt haben“, sagte Maske. Er sprach von vollen Kinder- und Jugendpsychiatrien. „Dort findet bereits eine Triage statt. Wer nicht suizidgefährdet ist und ‘nur’ eine Depression hat, wird gar nicht mehr aufgenommen“, erklärte der Sprecher. Lesen Sie hier: Warum immer mehr Kinder Psychotherapien brauchen.

Kinder müssen „zurück ins normale Leben“

Bei 15 bis 20 Prozent der Kinder sei zudem eine ungewöhnlich starke Gewichtszunahme zu beobachten. 30 bis 50 Prozent der Kinder konsumierten auch deutlich mehr Medien, die nichts mit dem Schulunterricht zu tun hätten. Im Durchschnitt habe der Medienkonsum um zwei bis drei Stunden täglich zugenommen. Kinder und Jugendliche müssten daher dringend „zurück ins normale Leben – ganz unabhängig von der Impfung.“

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In einem dringenden Appell fordern die Kinder- und Jugendärzte deswegen schnelle Schulöffnungen. In der ersten Phase seien pauschale Einschränkungen wie Schul- und Kitaschließungen noch nachvollziehbar gewesen. „Aber inzwischen haben wir gelernt, dass Kinder die Infektion deutlich weniger weitertragen und selbst deutlich seltener erkranken als Erwachsene“, sagte Maske. (aju/afp)