Berlin. Stimmungskiller oder doch sinnvolle Schutzmaßnahme? Jetzt ist die Diskussion über Silvester-Feuerwerk in der Corona-Pandemie entbrannt.
- Sollte in der Corona-Pandemie ein Feuerwerk-Verbot an Silvester ausgesprochen werden? Die Debatte nimmt an Fahrt auf
- Die Niederlande haben das Böllern zur Jahreswende bereits verboten
- Auch die sieben Ostfriesischen Inseln verständigen sich auf ein Silvester ohne Feuerwerk
- Politiker und Polizei-Gewerkschafter sind für ein Verbot, Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) dagegen
- Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat beim Bundesgesundheits- und -innenministerium einen Antrag eingereicht: kein Verkauf und kein Gebrauch von Feuerwerkskörpern
- Nordrhein-Westfalen will noch im November über ein Verbot entscheiden
- Der Deutsche Städte- und Gemeindebund spricht sich gegen ein generelles Verbot aus
Die Rufe nach einem Feuerwerk-Verbot an Silvester werden lauter – die Stimmen dagegen allerdings auch: Die einen wollen wegen der aktuellen Corona-Infektionszahlen die Kliniken nicht weiter belasten und Menschenansammlungen verhindern, die anderen bei allen geltenden Hygienevorschriften den Menschen nicht auch noch den Spaß mit dem Böllern verderben.
Zum Feuerwerk gesellten sich rasch Alkohol, Personengruppen und Partystimmung – und das sei nicht angesagt, sagte der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, der „Bild“-Zeitung am Donnerstag.
Covid-19 reicht für Krankenhäuser
Der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul (CDU) sprach sich ebenfalls gegen Böller und Raketen aus. Er wünsche sich, dass es in den Party-Hochburgen des Landes an Silvester so ruhig sein wird wie am Halloween-Wochenende. Das Bundesland will noch im November entscheiden, ob es ein Verbot geben soll. Die Frage soll gemeinsam mit Beschlüssen zur Coronaschutzverordnung gelöst werden.
Die Berliner Grünen wollen ebenso an Silvester neben großen Partys auch das Feuerwerk verbieten. „Unsere Krankenhäuser haben schon Covid-19. Das reicht. Deshalb stayathome (Bleib zu Hause) und Feuerwerksverbot“, twitterte die Grünen-Fraktionsvorsitzende Antje Kapek.
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat nach eigenen Angaben schon am Montag bei Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) beantragt, noch im November ein Verbot für den Verkauf und die Nutzung von Feuerwerk auszusprechen. „Jedes Jahr werden Tausende durch Böller verletzt, darunter viele junge Menschen“, erklärte DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch.
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Vorbild in der Corona-Pandemie? Niederlande haben Böllern verboten
Die Niederlande haben das Böllern zur Jahreswende bereits vergangene Woche verboten. Auch die sieben Ostfriesischen Inseln wollen laut „NDR“ verhindern, dass sich Menschen am 31. Dezember unterm Feuerwerkshimmel versammeln.
Nach Informationen der „Bild“-Zeitung bereiten auch erste Städte wohl schon ein Feuerwerksverbot an Silvester vor. So prüfe man in Frankfurt am Main und Hannover , ob ein entsprechendes Verbot verhängt wird.
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Stimmungskiller Coronavirus: Kritik am Böller-Verbot
Doch vielen gehen die Forderungen nach einem Böller-Verbot zu weit: „Die Leute haben doch Frust ohne Ende. Alles wird verboten, nirgends kann man hin“, sagte Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes , Gerd Landsberg, der Deutschen Presse-Agentur. „Natürlich wird das kein Silvester geben mit riesen Partys und riesen Feuerwerken.“ Für die einzelnen Haushalte sehe er aber keinen Anlass für ein großes Verbot.
Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) sagte zur „Bild“-Zeitung: „Feuerwerk muss Silvester trotz Corona möglich sein. Aber auch hier gilt ganz klar: Die Hygieneregeln mit Abstand und Maske müssen eingehalten werden. Und dazu wird es auch Kontrollen geben.“
Corona und Silvester: Gewerkschaft der Polizei zweifelt an Umsetzung
Unklar ist außerdem, wie ein Verbot umgesetzt werden könnte. So schrieb der stellvertretende Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Jörg Radek, auf Twitter: „Verbote müssen auch kontrolliert und durchgesetzt werden können. Das ist aus Sicht der Gewerkschaft der Polizei personell in der Silvesternacht kaum machbar.“
Der Verband der pyrotechnischen Industrie (VPI) hat sich an die Bundesregierung gewandt: „In diesen Tagen fordern gerade diejenigen am lautesten ein Verbot, die es bereits seit geraumer Zeit machen. Dieses Mal jedoch mit dem Argument der Corona-Pandemie und der Entlastung von Krankenhäusern“, so Thomas Schreiber, Vorstandsvorsitzender des VPI. Er rechnet damit, dass mehr illegales Feuerwerk gezündet wird, wenn legale Böller verboten werden.
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Vor der Corona-Pandemie: Böller-Verbot wird schon länger gefordert
Tatsächlich wird ein Feuerwerks-Verbot in Deutschland schon seit Längerem diskutiert – nicht nur wegen der Verletzungsgefahr, sondern auch aus Umwelt- und Tierschutzgründen : So entstehen in einer Silvesternacht rund 4000 Tonnen Feinstaub, wie das Umweltbundesamt angibt.
Das sind etwa 15 Prozent der jährlich im Straßenverkehr freigesetzten Feinstaubmenge. Lesen Sie hier mehr dazu: Feinstaub an Silvester: Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Auch Tiere leiden unter dem lauten Knallen. Deshalb sollte in Parks und Grünflächen ganz auf das Zünden von Feuerwerkskörpern verzichtet werden, fordert der Naturschutzbund Nabu . Für Vögel besteht zum Beispiel die Gefahr, dass sie die Orientierung verlieren.
Wie Sie Ihren Hund oder Katze zur Jahreswende besser schützen können, lesen Sie hier: So kommen Haustiere stressfrei durch die Silvesternacht. (jtb/AFP/dpa)