Berlin. Die Debitkarte ersetzt bei vielen Banken die Girokarte. Warum die neue Zahlungsart dennoch an Alltäglichem scheitert, lesen Sie hier.

  • Die EC-Karte wird ab Juli 2023 nicht mehr mit der "Maestro"-Funktion ausgegeben.
  • Doch der Wechsel geht nicht ohne Probleme, da eine Alternative gefunden werden muss.
  • Warum das so ist und was für Lösungen es nach dem Aus der "Maestro"-Funktion gibt, erklären wir hier

Die EC-Karte wird von Banken mit der Abschließung eines Girokontos ausgehändigt, oftmals zusammen mit einer Kreditkarte. Mit der EC-Karte, auch Girokarte genannt, können Kunden Geld abheben oder mit der Karte bezahlen. Dabei muss das Konto zum Zeitpunkt des Handels gedeckt sein, im Gegensatz zur Kreditkarte. Lesen Sie hier: Abschaffung der EC-Karte sorgt für Chaos - Diese Lösungen gibt es für Verbraucher.

Die Girokarte war in den vergangenen Jahren im Geldbeutel der meisten Deutschen so selbstverständlich wie Personalausweis oder Führerschein. So machen die deutschen Transaktionen rund die Hälfte der EC-Zahlungen weltweit aus. Für die Banken lohnt sich ein so kleiner Markt für ihr Bezahlsystem nicht. Die Banken setzten deshalb ab Juli 2023 auf Debitkarten.

Debit- und Girokarte: Das sind die Unterschiede

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    Seit einiger Zeit treiben viele Banken aber die Umstellung auf die sogenannte Debitkarte voran. Sie soll die Vorteile von EC-Karte und Kreditkarte vereinen. Endlich ist auch das Bezahlen im Internet möglich. Doch viele Kunden müssen erkennen: Die Innovation scheitert schon beim täglichen Einkaufen.

    Vor allem unter jungen Menschen wird an der Supermarktkasse oder in Modegeschäften kaum noch mit Münzen geklimpert. Sicher und bequem gehen die meisten Bezahlungen heutzutage mithilfe der Girokarte über die Theke. Wie das Kölner Handelsinstitut EHI ermittelte, wurden 2021 42,4 Prozent aller Transaktionen auf diese Weise abgewickelt und damit mehr als die 38,5 Prozent Bargeldzahlungen.

    Debitkarte ersetzt Girokarte: Diesen Nachteil bringt der Wechsel

    Nun verdrängt die Debitkarte die Girokarte und setzt damit einem Nachteil ein Ende, dem viele Kunden beim Shopping in Onlineshops begegnen. Endlich sollen digitale Einkäufe per Karte bezahlbar sein, ohne dass sich wie bei der Kreditkarte von Mastercard und Visa bis zum Monatsende ein unübersichtlicher Rechnungsberg auftürmen kann. Denn wie bei der Vorgängerin bucht das Kreditinstitut die getätigte Zahlungen direkt, oder in manchen Fällen mit wenigen Tagen Verzögerung vom Konto ab. Wer seine Finanzen bisher nicht im Griff hatte, könnte also profitieren.

    Mastercard stellt unter anderem Debitkarten aus. Sie sind keine herkömmlichen Kreditkarten.
    Mastercard stellt unter anderem Debitkarten aus. Sie sind keine herkömmlichen Kreditkarten. © imago stock

    Lesen Sie auch: Bezahlen mit Handy oder Smartwatch: So einfach geht’s

    Neben der neu erschlossenen Zahlungsmethode im Internet bietet die Debitkarte, was ihre Vorgängerin bereits konnte: Geld abheben und Kontoauszüge beziehen. Banken wie die ING oder die Comdirect erschweren die Nutzung der traditionellen Girokarte zugunsten der neuen Bankkarte. Kunden der Targobank müssen sich zwingend für eine der beiden Varianten entscheiden, gleiches gilt für die DKB. Letztere drängt ihre Anleger aber in Richtung Debit, für die Girokarte werden künftig Gebühren erhoben. Denn obwohl die EC-Karte sich immer noch großer Beliebtheit erfreut, wurde sie für den physischen Zahlungverkehr konzipiert, lange bevor der Handel im Internet die heutigen Dimensionen erreichte.

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    Experte: Mehr als 100.000 Händler akzeptieren Bezahlmethode nicht

    In Zeiten von Inflation und strauchelnden Einzelhändlern kommt die Debitkarte jedoch mit einem gewaltigen Manko daher. Denn ihre Einführung geht mit einem deutlichen Sprung der Gebühren für die Händler einher. Bisher mussten diese pro Transaktion in der Regel nur etwa 0,2 Prozent an die Banken abführen. Erschwerend zu sinkenden Umsätzen in Supermärkten, Blumenläden und Veranstaltungsorten kommen künftig Abgaben, die mit bis zu einem Prozent um das vier- bis fünffache höher liegen als bisher.

    Mehr zum Thema: Maestro: Was das Aus des Bezahldienstes für Kunden bedeutet

    Die Reaktion der Einzelhändler ist eindeutig. Sie verweigern sich der neuen Zahlungsart. Lediglich bei Händlern, die ohnehin bisher Kreditkartenzahlungen entgegen genommen haben, können Debitkarten genutzt werden. Von einer "sechsstelligen Anzahl von Einzelhändlern", die die neue Funktion nicht akzeptieren, spricht etwa Ulrich Binnebößel, der beim Handelsverband Deutschland (HDE) für den Zahlungsverkehr verantwortlich ist.

    Beim Online-Shopping hat die Debitkarte viele Vorteile.
    Beim Online-Shopping hat die Debitkarte viele Vorteile. © Shutterstock/Rawpixel.com | Rawpixel.com

    Hotels, Autos, Flüge: Was kann die neue Karte?

    Kritisch ist der Einsatz der Debitkarte auch im Urlaub beziehungsweise im Ausland zu sehen. Hier kann sie eine wesentliche Funktion der Kreditkarte nur in seltenen Fällen erfüllen: Das Stellen einer Kaution. Während das Geldinstitut bei Kreditkarten, wie der Name verrät, einen Kreditrahmen gewährt, erlaubt die Debitkarte nur Transaktionen, die der Kontostand auch hergibt. Es können also keine allzu großen Summe geblockt werden, was aber bei Autovermietungen oder Hotelbuchungen oft nötig ist.

    Problematisch können auch Flugbuchungen sein. Airlines und Reiseunternehmen blocken gelegentlich die eigentliche Zahlung und erneuern den Vorgang bei Abschluss der Transaktion. Was für eine Kreditkarte mit einem Rahmen von etwa 5000 Euro kein Hindernis darstellt, kann beim Girokonto schnell zu Irritationen führen.

    Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.