Berlin/Regensburg. Maria Baumers Tod ist seit Jahren unaufgeklärt. Nun präsentieren die Ermittler Indizien, die den früheren Verlobten schwer belasten.

Am 29. Mai 2012 wurde die 26-jährige Maria Baumer aus dem bayerischen Regensburg von ihrem damaligen Verlobten als vermisst gemeldet. In den folgenden Monaten gingen zahlreiche Hinweise ein, ihr Fall wurde in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY ungelöst“ behandelt, die Polizei suchte sogar mit Plakaten am Jakobsweg in Spanien nach der Vermissten – doch alle Spuren führten ins Nichts.

Rund 16 Monate nach ihrem Verschwinden, am 16. September 2013, fanden Pilzsammler schließlich Baumers sterblichen Überreste in einem Wald bei Regensburg. Die Todesursache konnte laut Angaben der Polizei von damals nach so langer Zeit nicht mehr festgestellt werden.

Trotzdem wurde der 28 Jahre alte Verlobte des Opfers wenig später verhaftet. Der Mann kam aber wieder auf freien Fuß, nachdem sein Anwalt Michael Haizmann ein zweites Mal Haftbeschwerde eingelegt hatte. Doch seit Mittwoch – mehr als sechs Jahre später – sitzt der Mann erneut unter Mordverdacht in Untersuchungshaft.

Fall Maria Baumer: Verlobter soll ihr Beruhigungsmittel verabreicht haben

Über Jahre sammelten die Ermittler Indizien, die einem Ermittlungsrichter schlussendlich reichten, Baumers Verlobten erneut zu verhaften. Am Donnerstag verkündeten Staatsanwaltschaft und Polizei in Regensburg, dass der heute 35 Jahre alte Mann dringend verdächtig ist, Maria Baumer ermordet zu haben.

Besonders die erneute Untersuchung der Kleidung und der Haare Baumers sei ausschlaggebend gewesen. Denn in beiden Proben konnten Spezialisten ein starkes Beruhigungsmittel nachweisen, wie Staatsanwalt Thomas Rauscher sagt.

Die Ermittler sind überzeugt, dass der Ex ihr das Medikament Lorazepam verabreichte. Wie genau und ob das Mittel Baumer tatsächlich tötete, ist unklar. Das werde sich wohl nie mehr klären lassen, meint Rauscher. Als Krankenpfleger habe er Zugang zu Lorazepam gehabt.

Maria Baumers Verlobter soll bei Google nach dem „perfekten Mord“ gesucht haben

Auch bestimmte Suchbegriffe bei Google belasten den Verdächtigen schwer, wie ein Ermittler weiter ausführt. Der Mann habe am Tag des Verschwindens der jungen Frau an Pfingsten 2012 im Internet nach „der perfekte Mord“, die „letale (tödliche) Dosis“ und dem Namen des Medikaments geschaut.

Die gesammelten Indizien gegen den 35-Jährigen gehen noch weiter. Einer Bekannten hatte der Pfleger in einem Tee ebenfalls das Medikament Lorazepam verabreicht – in einem Prozess im Jahr 2016 vor dem Landgericht Regensburg kam das zu Tage.

Auch ein Spaten, den Ermittler beim Skelett Baumers fanden, belastet den Verdächtigen. Nach Angaben von Rauscher sei dieser baugleich mit einem, den der Mann drei Tage vor dem Verschwinden in einem Baumarkt kaufte.

In den letzten Tagen hatte sich der ehemalige Verlobte nicht zu den Mordvorwürfen geäußert, wie Rauscher betont. In der Vergangenheit habe der Verdächtige die Tatvorwürfe aber stets bestritten.

Fall Maria Baumer: Wohnung des Verlobten durchsucht

Jahrelang habe sich in dem Fall nichts mehr getan, sagte Anwalt Haizmann am Donnerstag. Er habe aber schon mit neuen Ermittlungen gerechnet. Am Montag dann seien die Wohnungen seines Mandanten und die von dessen Mutter und eines Bruders durchsucht worden. Der Vorwurf der Ermittler laute auf Mord mit den Merkmalen der Heimtücke und niedriger Beweggründe. Die Behörden bestätigten die Angaben Haizmanns später.

Bei den Durchsuchungen ging es vor allem darum, bislang verschwundene Gegenstände von Maria Baumer zu finden. Besonders für ein Kreuz interessieren sich die Ermittler, das die Frau stets bei sich hatte. Entsprechende Funde hätten die Beamten nicht gemacht, sagt Staatsanwalt Rauscher. Aber Datenträger seien sichergestellt worden.

Im Jahr 2013 hatte der Rechtsanwalt seine Haftbeschwerde vor allem auf zwei Säulen gestützt. „Es konnte nicht festgestellt werden, ob die Frau umgebracht wurde. Die Umstände ihres Todes sind gänzlich unbekannt“, sagte Haizmann damals. Zudem habe das Motiv gefehlt: „Die beiden hatten eine harmonische Beziehung und wollten heiraten.“

Verlobter will nach ihrem Verschwinden mit Maria Baumer telefoniert haben

Baumer hatte kurz vor ihrem Verschwinden einen neuen Job angetreten. Zudem war sie eine Woche zuvor zur Landesvorsitzenden der Katholischen Landjugendbewegung gewählt worden. Mit ihrem Verlobten hatte sie zusammengelebt. Am Tag, an dem die Einladungen zur Hochzeit verschickt werden sollten, verschwand die 26-Jährige und ließ ihr Handy und den Verlobungsring zurück.

Der Verlobte hatte behauptet, nach dem Verschwinden der Frau noch zweimal mit ihr telefoniert zu haben. Dabei soll sie gesagt haben, dass sie eine Auszeit nehmen wolle. Der Mann stellte schließlich eine Vermisstenanzeige.

„Bei solchen Fällen wird nie aufgegeben“, betont der Leiter der Staatsanwaltschaft Regensburg, Clemens Prokop. Ende Februar sollen die Ermittlungen abgeschlossen sein. Die Staatsanwaltschaft schreibt schon an der Anklage.

Ein aktueller Fall, der bundesweit Aufsehen erregt, ist das Verschwinden der 15-jährigen Rebecca aus Berlin. Die Polizei sucht seit mehr als neun Monaten nach der Jugendlichen. (mbr/dpa)