Berlin. Die Inflation macht auch den Urlaub teurer. Doch die Reiselust ist 2023 ungebrochen. Mit diesen Tricks wird es nicht zu kostspielig.

Die Reiselust der Deutschen ist trotz Corona und hoher Inflation ungebrochen. Gerade weil seit Beginn der Pandemie Anfang 2020 viele Urlaubsreisen ins Wasser fielen, gibt es einen Nachholeffekt. Dieser war schon im Sommer 2022 zu beobachten. "Wir haben einen Reiseboom gesehen, der annähernd an das Jahr 2019 heranreichte", sagte etwa TUI-Manager Stefan Baumert dem "Handelsblatt". Ähnliches sei trotz Inflation auch für 2023 zu erwarten.

Deutsche buchen immer öfter kurzfristig

Auf ihren wohlverdienten Urlaub wollen die wenigsten Bundesbürger verzichten. Allerdings hat sich laut einer aktuellen repräsentativen Umfrage des Bayerischen Zentrums für Tourismus das Buchungsverhalten der Deutschen zuletzt geändert. Statt ihren Urlaub lange im Voraus zu buchen, setzen die Deutschen angesichts der unsicheren politischen und wirtschaftlichen Lage vermehrt auf kurzfristige Angebote. Dies mache verlässliche Prognosen für das Reisejahr 2023 schwierig, erklärte Norbert Fiebig vom Deutschen Reiseverband (DRV) dem "Handelsblatt". Experten empfehlen dagegen, möglichst frühzeitig zu buchen. Das gelte insbesondere für Flüge und Bahnfahrten. Last-Minute-Schnäppchen seien aber immer wieder mal möglich.

Flugtickets sind schon im vergangenen Jahr deutlich teurer geworden. Und auch 2023 ist keine Entspannung in Sicht. Im Gegenteil. "Wir werden nicht wieder heruntergehen zu den Niveaus, die wir vor der Pandemie gesehen haben", sagt etwa Lufthansa-Chef Carsten Spohr. Selbst sogenannte Billigfluglinien haben ihre Ticketpreise teils drastisch erhöht. Manche Experten erwarten für 2023 sogar weitere horrende Steigerungen von bis zu 60 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Preise für Flüge in die Türkei und nach Italien steigen stark

Ein wesentlicher Grund für explodierende Ticketpreise ist die starke Nachfrage, die das Angebot der Airlines in vielen Fällen übersteigt. Die New Yorker Investmentbank Jefferies hat zudem ausgerechnet, dass weltweit 12.720 Jets fehlen. Die beiden großen Hersteller Boeing und Airbus hätten in den vergangenen Pandemie-Jahren ihre Produktion nicht aufrechterhalten können. Auch steigende Preise für Kerosin tragen dazu bei, dass Fliegen immer teurer wird.

Das Vergleichsportal Swoodoo hat herausgefunden, dass 2023 die Preise für Flüge nach Italien und in die Türkei weiter deutlich anziehen werden. So müssen Urlauber beispielsweise für Flüge von Frankfurt nach Florenz durchschnittlich 100 Euro mehr zahlen als 2022. Statt 179 Euro werden 279 Euro fällig, ein Preisanstieg um 56 Prozent. Um sogar 68 beziehungsweise 62 Prozent teurer werden demnach Flüge nach Bologna und Genua. Nicht viel besser sieht es bei Flügen in die Türkei aus. Wer im Sommer nach Izmir, Bodrum oder Antalya möchte, zahlt zwischen 40 und 60 Prozent mehr als im Vorjahr.

Mietwagen sind wieder günstiger zu haben

Gute Nachrichten gibt es dagegen für Reisende, die an ihrem Urlaubsort mit einem Mietwagen unterwegs sein wollen. "Die Situation entspannt sich 2023 wieder", sagt ADAC-Reiseexperte Dirk Schneider. Im vergangenen Jahr waren die Preise für Mietautos rasant in die Höhe geschnellt. Beispiel Mallorca: Dort kostete ein kleiner Mietwagen pro Woche bis zu 1000 Euro. Im laufenden Jahr werden es nicht mehr als 450 Euro sein, prophezeit Schneider und empfiehlt, das Auto möglichst länger im Voraus zu reservieren.

Für Urlauber mit dem Reiseziel Spanien hat Schneider noch weitere gute Nachrichten. So würden Pauschalreisen nach Mallorca 2023 nur geringfügig teurer, weil sich die Veranstalter frühzeitig günstige Raten gesichert hätten. Auch der Urlaub auf den Kanarischen Inseln sei relativ preisstabil geblieben.

Teure Ferienwohnungen in Spanien und in Italien

Weniger günstig sieht es für Reisende aus, die lieber in einer Ferienwohnung oder in einem Ferienhaus unterkommen, denn hier schlagen die steigenden Energiekosten voll durch. Viele Anbieter hätten ihre Preise schon nach oben angepasst, geht aus einer Umfrage des Ferienhaus-Buchungsportals Holidu hervor. Dies gelte insbesondere auch für Spanien und Italien.

Beide Länder kämpfen wie Deutschland mit rasant steigenden Verbraucherpreisen, die etwa in der Gastronomie unmittelbar an die Kunden weitergegeben werden. In Italien lag die Inflationsrate im Dezember laut Eurostat bei 12,3 Prozent, besser sah es in Spanien mit 5,6 Prozent aus.

Warum sich die Türkei für Urlauber weiter lohnt

Trotz der deutlich gestiegenen Flugpreise könnte sich auch 2023 ein Urlaub in der Türkei lohnen. Zwar kämpft das Land nach wie vor mit einer galoppierenden Inflation (64,3 Prozent im Dezember), doch profitieren Urlauber andererseits von der schwachen Lira. Stand 9. Januar bekommen Reisende für einen Euro 20 Lira, im Januar 2016 waren es nur knapp 3,70. Einkäufe und Restaurantbesuche sind für Urlauber aus der Schweiz und dem Euro-Raum also weiterhin ein echtes Schnäppchen.

Allerdings gilt es zu beachten, dass an der türkischen Riviera die Hotelpreise 2023 im Schnitt zwischen 15 und 25 Prozent gestiegen sind. Laut ADAC-Tourismusexperte Schneider seien im weit verbreiteten All-Inclusive-Bereich aber weiterhin unschlagbar günstige Angebote vorhanden.