Manila. Der Vulkan Taal auf den Philippinen ist nach mehr als 40 Jahren ausgebrochen. Zehntausende sind geflohen. Die Lage bleibt bedrohlich.
Mehr als 40 Jahre ruhte der Taal – nun ist der Vulkan auf den Philippinen ausgebrochen. Und die Gefahr ist auch Tage nach dem ersten großen Ausbruch längst nicht gebannt. Es rumort in dem Vulkan, auf der philippinischen Hauptinsel Luzon liegt. Es droht eine weitere große Eruption.
Die Aktivität des mitten in einem See gelegenen Vulkans schien an der Oberfläche zwar nachzulassen - aber: „Was wir an der Oberfläche sehen, unterscheidet sich von dem, was sich im Innern abspielt“, sagte Phivolcs-Chef Renato Solidum am Samstag auf einer Pressekonferenz. „Wir beobachten immer noch das Aufsteigen von Magma. Und das kann in eine noch gefährlichere Aktivität des Vulkans münden.“ Seit Sonntag vor einer Woche gilt die Warnstufe 4 von 5.
Aus dem nahe der Hauptstadt Manila gelegenen Vulkan hatten sich am Montag Lavaströme ergossen. Asche und Steine regneten auf Häuser, Straßen, Autos und Bäume der Region. Das seismologische Institut Phivolcs warnte, der Taal sei gefährlich aktiv. Über Nacht seien mindestens 75 vulkanische Beben registriert worden.
Am internationalen Flughafen Ninoy Aquino von Manila wurde wegen des anhaltenden Ascheregens der Betrieb eingestellt. Mehr als 240 Flüge ins In- und Ausland wurden gestrichen. Die Aschewolke reichte bis zu 15 Kilometer in die Höhe.
Vulkan Taal bricht aus – 45.000 Menschen auf der Flucht
In Calamba kam am Montag ein Mann bei einem Verkehrsunfall im Ascheregen ums Leben, drei Menschen wurden laut Polizei verletzt. Durch den Regen verwandelte sich die Asche in Schlamm. Auf Bildern ist zu sehen, wie Straßen und Autos von dem grauen Schlamm überzogen sind.
Der Schulunterricht in der Region fiel aus, Behörden und die Börse schlossen. Antonia Bornas, die leitende Vulkan-Beobachterin beim Institut Phivolcs, sagte, es sei noch nicht klar, wie lange der Ausbruch dauern werde. Die Behörden befürchten aber, dass mindestens 200.000 Menschen fliehen müssen. Bereits 45.000 Menschen hatten sich schon in Sicherheit bringen müssen – darunter auch Touristen. Erst am Samstag hatte die Polizei weitere Ortschaften in der dicht besiedelten und bei Touristen beliebten Gegend geräumt.
„Es war unmöglich zu schlafen, weil das Haus wackelte, sobald wir die Augen schlossen“, sagte die Gastwirtin Lia Monteverde. „Wir haben nur daran gedacht, wie wir hier wegkommen.“
Über dem Vulkan steht eine 15 Kilometer hohe Aschewolke
Bereits am Sonntag stand eine kilometerhohe Aschewolke über dem Vulkan. Seismologen der Regierung registrierten Magma, das sich auf den Krater des Taal zubewegte. Ein „explosiver Ausbruch“ könne schon „innerhalb von Tagen bis Wochen“ erfolgen, hatte Phivolcs-Direktor Renato Solidum gewarnt.
Die Warnstufe wurde im Laufe des Sonntags von zwei auf vier erhöht. Das Institut Phivolcs warnte, dass es zum plötzlichen Ausstoß von Dämpfen und zu hohen Konzentrationen tödlicher Gase kommen könne. Die Asche aus dem Krater könne Atemprobleme hervorrufen, vor allem bei den Jüngsten und bei Menschen mit ohnehin bestehender Atemnot.
Eine Karte bei Google Maps zeigt den Vulkan Taal auf den Philippinen:
Vulkanausbruch – deshalb zucken Blitze über dem Krater
Fotos und Videos in sozialen Netzwerken dokumentierten den Ascheausstoß. Eine Nutzerin veröffentlichte auf Twitter zudem ein Video, das ein Eruptionsgewitter zeigen soll. Solche Gewitter resultieren aus der statischen Aufladung, die bei einem Vulkanausbruch freigesetzt wird.
Die Aufladung entsteht, wenn sich kleine Ascheteilchen aneinander reiben. Wenn es dann zum Ausbruch kommt, entlädt sich die Spannung – und Blitze entstehen.
Der Taal ist besonders schön und daher bei Touristen beliebt
Der Vulkan Taal ist einer der aktivsten des ostasiatischen Inselstaats und liegt auf der philippinischen Hauptinsel Luzon in der Provinz Batangas, nur etwa 66 Kilometer südlich der Millionenstadt Manila.
Der Vulkan ist wegen seiner landschaftlichen Schönheit auch bei Touristen sehr beliebt, vor allem wegen des im Vulkankessel gelegenen Sees samt Insel, die durch vorangegangene vulkanische Aktivität entstanden sind.
Der zweitaktivste Vulkan der Philippinen brach zuletzt 1977 aus
Nach dem Mayon ist der Taal der zweitaktivste Vulkan des südostasiatischen Inselstaats. Laut dem Institut Phivolcs ist er seit dem Jahr 1572 insgesamt 33 Mal ausgebrochen. Der bislang letzte große Ausbruch war Direktor Renato Solidum zufolge im Jahr 1977, der verheerendste 1911 – damals starben mehr als 1300 Menschen.
Erdbeben und vulkanische Aktivität auf den Philippinen und in Nachbarländern sind nicht ungewöhnlich. Die Inseln liegen am sogenannten Pazifischen Feuerring, wo tektonische Platten unter der Erdoberfläche zusammenstoßen. Zuletzt vertrieb der Vulkan Mayon im Januar 2018 Zehntausende Menschen auf den Philippinen, nachdem er Millionen Tonnen Asche, Steine und Lava in die Luft geschleudert hatte.
Bei einem Ausbruch des Pinatubo, rund hundert Kilometer nordwestlich von Manila, kamen 1991 mehr als 800 Menschen ums Leben.
Bei einem Vulkanausbruch auf der neuseeländischen Insel White Island waren im Dezember viele Touristen ums Leben gekommen. In Guatemala war vor wenigen Tagen ebenfalls ein Vulkan ausgebrochen. (afp/dpa/ac)