Jena. 2009 haben Michaela Döllinger und Kollegen aus Tautenburg einen Exoplaneten und seinen Stern entdeckt, der jetzt einen Namen bekommen soll.

Er reist schon seit Millionen Jahren durch das Weltall, umkreist seinen Stern und zieht seine Bahn – doch erst vor zehn Jahren haben ihn Astronomen entdeckt – den Planeten HD32518 b. Suchen muss man ihn und seinen Stern HD32518 im nördlichen Sternbild Giraffe, in der Nähe des Polarsterns.

„Mit dem Fernglas ist er dort gut zu beobachten, und manchmal, wenn ausgezeichnete Beobachtungsbedingungen herrschen, findet man ihn auch mit dem bloßen Auge“, weiß Michaela Döllinger, Astronomin an der Thüringer Landessternwarte Tautenburg. Sie kennt den Stern und seinen Planeten sehr gut, denn sie hat ihn an der Europäischen Südsternwarte (ESO) lange beobachtet und letztlich mittels der Radialgeschwindigkeitsmethode nachgewiesen. Beteiligt waren an den Forschungen dazu auch Artie Hatzes, Leiter der Thüringer Landessternwarte in Tautenburg, Eike Guenther und Michael Hartmann von dort sowie Luca Pasquini (ESO).

Deutsche Öffentlichkeit darf einen Exoplaneten und dessen Stern benennen

Dass man HD32518 sogar mit bloßem Auge am Firmament entdecken kann, hat seinen Grund: es ist ein echter Riese. „Der größte Planet unseres Sonnensystems ist Jupiter. Mit der dreifachen Jupitermasse ist HD32518 b aber noch deutlich größer. Die Umlaufzeit um seinen Mutterstern beträgt 157,5 Tage. Der Stern hat ungefähr dieselbe Masse wie unsere Sonne, aber einen zehnmal größeren Radius. Im Vergleich zur Sonne hat sich dieser bereits zu einem roten Riesenstern weiterentwickelt“, erklärt die Wissenschaftlerin die Objekte, von denen sie fasziniert ist.

Im Rahmen ihrer Dissertation hat die junge Astronomin den Stern HD32518 und einen weiteren, der die Bezeichnung HD170693 bekam, samt Planeten entdeckt. Doch während diese beiden letzteren bereits 2015 in einer Findungsaktion der Internationalen Astronomischen Union (IAU) einen richtigen Namen bekamen – Fafnir und Orbitar – sind HD32518 und sein Planet noch immer namenlos. Doch das soll sich nun ändern.

Die IAU feiert in diesem Jahr ihr 100-jähriges Bestehen und hat aus diesem Anlass eine neuerliche Namensgebungsaktion gestartet. „Dabei darf die deutsche Öffentlichkeit einen Exoplaneten und dessen Stern benennen, die von deutschen Astronomen entdeckt wurden, die quasi „Made in Germany“ sind.

„Wir suchen nach einer zweiten Erde“

Zunächst seien Kindergärten, Schulen und amateurastronomische Vereinigungen aufgerufen, Namensvorschläge für den im Jahr 2009 entdeckten Exoplaneten HD32518 b einzureichen. Bis zum 20. September ist das über die Webseite möglich, erzählt Döllinger. Es reiche jedoch nicht, Namen zu benennen, man müsse seinen Vorschlag auch begründen, ergänzt sie. Ein sechsköpfiges Gremium, zu dem auch Michaela Döllinger als Entdeckerin gehört, wird aus allen eingereichten Namen fünf Favoriten auswählen. Über diese Fünf kann dann zwischen dem 10. Oktober und dem 10. November 2019 jeder, der zum Zeitpunkt der Abstimmung seinen Wohnsitz in Deutschland hat, abstimmen.

„Es gibt nur wenige Möglichkeiten, sich als Nichtastronom direkt an der aktuellen astronomischen Forschung zu beteiligen, man sollte sich diese Chance nicht entgehen lassen“, fordert Michael Döllinger Jenaer und Thüringer auf, sich an der Namensgebung für den Exoplaneten zu beteiligen. „Exoplaneten, die auch extrasolare Planeten genannt werden, sind Planeten außerhalb unseres Sonnensystems, die nicht unsere Sonne, sondern einen anderen Stern umkreisen“, erklärt Michaela Döllinger. Wissen über diese fernen Himmelskörper gewinnen die Astronomen beispielsweise mit der Radialgeschwindigkeitsmethode, bei der sie durch Verschiebungen im Spektrum des Sternenlichts – ausgelöst durch die Bewegung der Objekte – auf die Existenz eines Planeten schließen und sogar seine Masse ableiten können. Nur selten sei es möglich, Exoplaneten direkt zu beobachten, wenn sie auf ihrer Bahn vor dem Stern vorbeiziehen und bei diesem Transit den Stern verfinstern.

Die Menschen seien schon in der Vergangenheit von den Sternen fasziniert gewesen und seien das auch heute noch, wo sie schon auf dem Mond landeten und jetzt den Mars ansteuerten. „Wir suchen nach einer zweiten Erde, aber die haben wir noch nicht“, sagt die Astronomin nachdenklich. „Um so wichtiger ist es, dass wir sorgsamer mit unserer Erde umgehen.“ Dafür schon Kindergartenknirpse, Schulkinder und Erwachsene zu sensibilisieren, auch das sei eine Chance der Aktion, bei der HD32518 b und sein Stern Namen bekommen sollen.

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