Hanno Müller über die erneute Bedrohung durch das Coronavirus.

Man versuche, sich an das Frühjahr zu erinnern. Bei den aktuell registrierten Corona-Infektionszahlen wären damals sämtliche Sirenen im Dauerbetrieb gelaufen. Inzwischen haben die Verantwortlichen dazugelernt. Statt dem totalen sollen lokale und regionale Lockdowns die Ausbreitung des Virus bremsen.

So ließ auch der wissenschaftliche Beirat der Landesregierung, der sich selbst gern als Eulengremium bezeichnet, gerade verlauten, dass der nationale Lockdown seinerzeit zwar hocheffektiv und erfolgreich gewesen sei und eine Überlastung des Gesundheitssystems vermieden habe. Regionale und lokale Beschränkungen bewirkten jedoch neben der Eindämmung auch eine konzentriertere Nachverfolgung von Infizierten. Eule übrigens deshalb, weil die Käuze ihren Kopf um 180 Grad drehen und so Dinge von verschiedenen Seiten sehen können.

Wie lange ist das durchzuhalten? Viele Gesundheitsämter arbeiten am Limit, schaffen es nicht, Kontaktpersonen rechtzeitig zu warnen und in Quarantäne zu schicken. Nach Ansicht der Stadt Jena ist die Lage am Kippen. Der Ruf nach schärferen Regeln wird lauter.

Sage niemand, man habe es nicht gewusst. Die zweite Welle war genau für diese Zeit angekündigt. Die sie und Corona insgesamt durch Ignoranz oder dummes Verschwörungsgelaber wegreden wollten, werden eines Besseren belehrt. Wenn sie sich denn belehren lassen. 60 bis 70 Prozent der Menschen sagen von sich, sie tragen die Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Virus mit. Den Rest muss man gegebenenfalls dazu zwingen.

Die Meldungen zu den Infektionszahlen erfolgen zeitversetzt zu den Infektionen. Auch das ist seit dem Frühjahr bekannt. Was jetzt abläuft, ist einmal mehr Lotterie. Wer eine Corona-Infektion übersteht oder vielleicht gar nicht bemerkt, sagt sich vielleicht, was geht es mich an. Wen sie aus dem Alltag reißt, von den Beinen holt – Pech gehabt. Das kann und darf nicht sein. Wenn es auch in diesem Jahr ein friedliches Weihnachten geben soll, muss sofort gehandelt werden.