Natürlich, so bürgernah wie mancher vielleicht gehofft hat, war „Ramelow direkt“ dann nur scheinbar. Dass Bürger direkt Fragen stellen können, so wie das in den Bürgerdialogen der Bundeskanzlerin passiert, ist nicht vorgesehen.

Fragen sollen auf Bierdeckel geschrieben und in einen Glaskasten in der Mitte des Raumes geworfen werden, damit sie der Moderator der Veranstaltung vorlesen kann. Das soll verhindern, dass einer oder mehrere Bürger statt einer Frage lange Meinungsäußerungen vorbringen, die Zeit kosten.

Was als Maßnahme zur Straffung einer solchen Veranstaltung mit vielen Besuchern gedacht ist, würgt natürlich Dialog ab, ehe er richtig entsteht. Nachfragen, wenn Ramelow eher blumig antwortet, sind nicht vorgesehen. Doch mancher lässt trotzdem die Chance verstreichen, legitime Fragen vorzubringen, die man einem Ministerpräsidenten stellen könnte.

Hinterher wurde geklagt, Ramelow habe gar nichts gesagt zur Angleichung des Rentenniveaus in Ost und West oder zu Problemen und Kosten der Integration von Flüchtlingen. Richtig, dazu blieb er stumm – gefragt hat ihn danach aber niemand. Von selbst spricht er lieber über Themen, die ihm gefallen.

So konnte sich der Landesvater ganz als solcher inszenieren und darüber plaudern, welche seiner Kollegen er besonders schätzt. In Crossen hat er in Gestalt des Schlosses etwas auf der Habenseite. Bei vielen kommt er als Landesvater gut an, selbst wenn viele bemängeln, dass er oft im Ungefähren bleibt – von den Straßenausbaubeiträgen abgesehen. An diesem Abend wäre mehr drin gewesen.

Ramelow in Crossen: Ministerpräsident stellt sich Bürgerfragen