Hanno Müller über den Schutz vor Corona-Infektionen bei alten Menschen.

Bis Sonntag sind in Thüringen 1322 Menschen an oder mit Covid-19 gestorben. Laut Gesundheitsministerium lag das Durchschnittsalter seit März fast immer über 80 Jahren, Anfang Januar sank es auf 75.

Es fallen also vor allem hochbetagte Menschen dem Virus zum Opfer. Viele haben noch andere Erkrankungen. Dennoch sind Äußerungen, dass sie vielleicht auch ohne Corona gestorben wären, an Zynismus nicht zu überbieten.

Der honorige Wolfgang Schäuble sagt, man könne nicht jedes Leben retten. Das mag auch für Krankheiten wie Krebs, Schlaganfälle oder Herzinfarkte stimmen. Aber man muss es wenigstens versuchen. Jedes Leben zählt.

Es ist eine grausame Krankheit, mit schwerwiegenden Folgen für Menschen, Gesellschaft, Kultur und Wirtschaft. Aber man muss es versuchen. Einer Studie der Universität München zufolge stecken sich in den Alten- und Pflegeheimen doppelt so viele Menschen an wie in der Gesamtbevölkerung.

So ist es auch in Thüringen. Man hat zu lange in Entweder-Oder-Kategorien diskutiert. Entweder Lockdown oder die besonders gefährdeten Gruppen schützen - beides muss sein. Alten- und Seniorenheime brauchen besondere Aufmerksamkeit und Schutz. Ihre Vernachlässigung ist unverzeihlich.

Dass in einer Thüringer Einrichtung 20 von knapp 100 Bewohnern in wenigen Tage mit Covid-19 sterben, ist inakzeptabel und nicht nur ein Versagen der Heimleitung. Deshalb muss auch Thüringen bei den vorrangigen Impfungen der über 80-Jährigen und jener, die sich um sie kümmern, aufs Tempo drücken.