Washington. 1500 PS und 74 Tonnen schwer, 120-Millimeter-Kanone an Bord – der Abrams-Panzer hat seit dem Golf-Krieg einen legendären Ruf. Zurecht?

Im ersten Golf-Krieg kamen während der Operation „Desert Storm” rund 1850 „Abrams” zum Einsatz – nur 23 fielen mit leichten Schäden aus. Keiner wurde zerstört. Kein Mitglied der jeweils vierköpfigen Crew starb. Auch später präsentierte sich der stählerne Koloss in Afghanistan wie im Irak nahezu unverwundbar.

Unter anderem aus diesen Eckdaten speist sich der legendäre Ruf des in den 70er Jahren konzipierten und seit 1980 vorwiegend in Lima/Ohio produzierten Kampfpanzers der US-Armee.

Abrams-Panzer: Im Auftrag des Pentagon gefertigt

Das Gerät, das der Hersteller General Dynamics im Auftrag des Pentagon baut, monatlich etwa ein Dutzend, verfügt über Wärmebild- und Nachtsichtgeräte. Dunkelheit, Staub und Rauch können die Operationen dieser Panzer kaum beeinträchtigen. Mit Hilfe eines Generators konnten sich schon vor 20 Jahren Panzer des Typ M1 selbst einnebeln.

Ukraine: US-Präsident Joe Biden will 31 Panzer liefern

Präsident Joe Biden will nun 31 Exemplare in die Ukraine liefern lassen. Dies werde es dem Land ermöglichen, sich besser zu verteidigen, sagte ein ranghoher Mitarbeiter des Weißen Hauses am Mittwoch. Eine Kehrtwende erster Güte.

Noch vor wenigen Tagen hatte das Verteidigungsministerium einer Lieferung von Abrams eine Absage erteilt. Sinngemäß hieß es, der Panzer sei zu teuer, erfordere eine mehrmonatige Ausbildung, sei extrem wartungsanfällig und schlucke massenhaft Treibstoff. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin kleidete seinen Unwillen in diplomatische Worte: Man wolle Kiew keine Waffen liefern, „die sie nicht reparieren können, die sie nicht unterhalten können und die sie sich langfristig nicht leisten können, weil das nicht hilfreich ist”. Schnee von gestern.

Panzer verbraucht 700 Liter auf 100 Kilometer

Der Abrams hat 1500 PS, wird von einer Gas-Turbine angetrieben, die mit Kerosin, aber auch mit Diesel gefüllt werden kann, und kommt je nach Modell auf bis zu 74 Tonnen Gewicht. Dabei ist eine Höchstgeschwindigkeit von knapp 70 Stundenkilometern möglich. Laut Hersteller verbraucht der „Abrams” rund drei Gallonen Kraftstoff pro Meile – also etwa 700 Liter auf 100 Kilometer, deutlich mehr als der deutsche „Leopard”. An Bord des Panzers ist für gewöhnlich eine in Lizenz hergestellte 120-Millimeter-Kanone des deutschen Rüstungskonzerns Rheinmetall.

LandUkraine
KontinentEuropa
HauptstadtKiew
Fläche603.700 Quadratkilometer (inklusive Ostukraine und Krim)
Einwohnerca. 41 Millionen
StaatsoberhauptPräsident Wolodymyr Selenskyj
RegierungschefMinisterpräsident Denys Schmyhal
Unabhängigkeit24. August 1991 (von der Sowjetunion)
SpracheUkrainisch
WährungHrywnja

Die Insassen des Panzers, der je nach Bestückung bis zu neun Millionen Dollar pro Stück kosten kann, werden mit einer besonderen stahlummantelten Panzerung geschützt, die mit abgereichertem Uran versetzt ist. Die Zusammensetzung dieser als unübertroffen geltenden Keramik-Platten ist hochgeheim. Gleichwohl erklärte Kreml-Sprecher Peskow am Mittwoch, die Abrams-Lieferungen seien „sinnlos”. „Sie werden brennen wie alle anderen Panzer auch”, erklärte das Sprachrohr von Präsident Wladimir Putin.

podcast-image

Ägypten hat außerhalb der USA das größte Abrams-Kontingent

Im Verlauf der vergangenen 40 Jahre haben die USA den Abrams-Panzer unter anderem an Australien, Irak, Marokko, Kuwait und Saudi-Arabien verkauft. Im vergangenen Jahr bestellte Polen 250 Abrams-Panzer im Volumen von rund sechs Milliarden Dollar. Ägypten hat – außerhalb der USA – mit über 1100 Abrams das größte Kontingent.

Ein Panzer des Typs M1 Abrams der US Army bei einer Übung.
Ein Panzer des Typs M1 Abrams der US Army bei einer Übung. © dpa | Nicolas Armer

Insgesamt wurden bis heute laut US-Regierung rund 10 000 Abrams-Panzer hergestellt. Sie sind benannt nach dem früheren US-General Creighton Abrams. Auch die Kampfpanzer der neuesten Version – M1A2 SEP – gelten als extrem wartungsanfällig. Außerdem, so der frühere Oberkommandierende der US-Armee in Europa, Mark Hertling, erfordern sie intensivstes Training. Unzureichende Bedienung könne schnell zu teurem Verschleiß führen. Pentagon-Kreise erklärten am Mittwoch inoffiziell, dass vermutlich vor dem kommenden Herbst aus logistischen Gründen keine Abrams-Panzer im Ukraine-Krieg eingesetzt werden können.

Ukraine-Krieg – Hintergründe und Erklärungen zum Konflikt