Berlin. Bundesfamilienministerin Anne Spiegel will im Amt bleiben. Ihre Partei soll ihr den Rücktritt einem Bericht zufolge nahe gelegt haben.

Bundesfamilienministerin Anne Spiegel (Grüne) will ihr Amt nicht abgeben. In einem denkwürdigen Auftritt bat Spiegel zwar für Fehler um Entschuldigung. Auf Rücktrittsforderungen ging die 41-Jährige aber nicht ein. Unter anderem Unions-Fraktionsvorsitzender und CDU-Parteichef Friedrich Merz hatte gefordert, Spiegel müsse entlassen werden.

Selbst die eigene Partei scheint derzeit nur bedingt hinter Anne Spiegel zu stehen. Am Sonntag hatte die "Bild"-Zeitung von einem Krisentreffen mit den Parteichefs Ricarda Lang und Omid Nouripour sowie den Bundesministern Annalena Baerbock und Robert Habeck und den Fraktionschefs Britta Haßelmann und Katharina Dröge berichtet.

Grünen-Spitze legte Spiegel wohl Rücktritt nahe

Alle sechs sollen Spiegel nahe gelegt haben, von ihrem Amt zurückzutreten, die Politikerin habe aber noch eine Chance gewollt. Wenig später war sie am Sonntag vor die Presse getreten.

Aus der Grünen-Parteispitze gab es am Montagmorgen noch keine Reaktion auf den Auftritt Spiegels. Einzelne Stimmen in der Partei unterstützten die Bundesgesundheitsministerin aber. Der Parlamentarische Staatssekretär im Familienministerium, Sven Lehmann (Grüne) etwa schrieb auf Twitter: "Am Beispiel Anne Spiegel wird auch verhandelt, wie menschlich Politik sein darf".

Urlaub trotz Flutkatastrophe: Spiegel gibt Fehler zu

Spiegel wird im Umgang mit der Flutkatastrophe an der Ahr vorgeworfen, ihrer Verantwortung als damalige Umweltministerin von Rheinland-Pfalz nicht gerecht geworden zu sein. Sie war zehn Tage nach der Katastrophe in einen längeren Familienurlaub nach Frankreich gefahren. Den Urlaub zu diesem Zeitpunkt begründete Spiegel mit familiären Gründen. Ihr Mann habe nach einem Schlaganfall unbedingt Stress vermeiden müssen, dazu habe die Corona-Pandemie ihrer sechsköpfigen Familie schwer zugesetzt.

Sie gestand außerdem ein, dass die Übernahme des Umweltressorts im Januar 2021 zu viel für sie gewesen sei. Die damalige Landesministerin für Familie, Integration und Verbraucherschutz hatte das Umweltministerium nach dem Rücktritt von Ulrike Höfken (auch Grüne) wegen rechtswidrigen Beförderungen übernommen.

Zugleich zog Spiegel als Spitzenkandidatin ihrer Partei in den Wahlkampf und übernahm nach der gewonnen Wahl im März das neu zugeschnittene und größere Klimaschutzministerium in Mainz, bevor sie Ende 2021 Familienministerin im Bund wurde. (pcl mit dpa)

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Dieser Artikel ist zuerst auf waz.de erschienen.